Schick wünscht sich, dass Menschen in Syrien bleiben Erzbischof besuchte Christen in Syrien

Von Elmar Schatz
Erzbischof Schick in einem Kindergarten in Damaskus. Foto: dbk Foto: red

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick ist am Ostermontag – öffentlich nicht angekündigt – nach Syrien gereist, um den Christen dort seine Solidarität zu bekunden. Dem Kurier gab er dieses schriftlich geführte Interview.

 
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Exzellenz, welcher Moment hat Sie am allerstärksten beeindruckt bei Ihrem 32-stündigen Aufenthalt in Syrien?

Erzbischof Schick: Alle Begegnungen waren hoch interessant. Der Besuch bei einer christlichen Familie war sehr aufschlussreich hinsichtlich der aktuellen Situation. Vor dem Krieg gehörte sie zum Mittelstand, jetzt verarmt sie immer weiter. Die Kinder haben durch Mörserraketen Freunde verloren. Die Familie musste mehrfach Heimat und Wohnung wechseln. Jetzt studieren die großen Kinder und wissen nicht, ob sie eine Zukunft in Syrien haben. In den zurückliegenden Jahren haben viele Menschen in Syrien ähnliches durchlitten, die Erwartungen an ein ordentliches Leben wurde zunichte gemacht. Anderen ist oft noch schlimmeres widerfahren, sie haben alles verloren, Verwandte wurden getötet, ihnen fehlt jede Zukunftsperspektive.

Sie sagen, Sie hätten Damaskus als funktionierende Großstadt erlebt; sollten die Menschen nicht gedrängt werden, in sicheren Gebieten Syriens zu bleiben anstatt, Verlockungen in den sozialen Netzwerken folgend, nach Deutschland zu ziehen?

Schick: Grundsätzlich sollte man allen zum Verbleib raten. Mancher, der den Weg nach Europa sucht, macht sich Illusionen über die Möglichkeiten, die er bei uns vorfindet. Man kann jedoch von außen keinen generellen Ratschlag geben. Es ist verständlich, dass nicht wenige für sich und ihre Familie in Europa oder Amerika die Zukunft sehen. Deren Entscheidung zur Ausreise muss man respektieren.

Wie geht das vor sich, wenn Christen, wie Sie sagen, über Religionsgrenzen hinweg in Syrien mit allen zusammenarbeiten, die den Krieg beenden und ein neues System aufbauen wollen?

Schick: Ich habe mit Bischöfen verschiedener katholischer Kirchen und ebenso mit orthodoxen und altorientalischen Bischöfen gesprochen. Gemeinsam mit den muslimischen Autoritäten verurteilen sie die Gewalt, die von Extremisten in die Gesellschaft getragen wird. Religion wird von diesen Gruppen missbraucht. Die religiösen Autoritäten sind um Frieden zwischen den Bevölkerungsgruppen bemüht. Syrien kann nur überleben, wenn sich Muslime und Christen vereint den Fundamentalisten entgegenstellen. Das ist die mit Nachdruck vorgetragene Botschaft der Religionsführer.

Die Caritas leistet Hilfe in Syrien, Libanon, Jordanien, was tut sie dort konkret; werden Sie im Erzbistum Bamberg noch stärker um Hilfe für Syrien und den Nahen Osten werben?

Schick: Ich werbe in unserem Bistum und in ganz Deutschland dafür, dass die Hilfe zugunsten der Flüchtlinge, die zu Millionen in Syrien und in den Nachbarländern unter oft erbärmlichen Verhältnissen leben, nicht nachlässt. Die Kirche vor Ort, unterstützt auch von der deutschen Caritas, leistet Großartiges. Flüchtlinge finden Unterkünfte, sie erhalten Kleidung, medizinische Versorgung und ein Mindestmaß an Bildung. Ich habe größte Hochachtung vor dem, was professionelle Helfer und auch viele Freiwillige vollbringen, um die unmittelbare Not zu lindern und den gestrandeten Menschen neuen Lebensmut zu vermitteln.

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