Schauspiel von Marion Beyer wird im nächsten Jahr gespielt – Mit gregorianischen Gesängen Martin Luther auf der Naturbühne

Von Dieter Hübner
Martin Luther, der große Reformator, wird im nächsten Jahr auf der Naturbühne Trebgast gewürdigt. Foto: Archiv Foto: red

Obwohl das letzte von vier Stücken auf der Naturbühne gerade erst Premiere feierte, blicken die Verantwortlichen bereits in die Zukunft. So früh wie nie wurde bereits die Programmauswahl für 2017 getroffen. Nun wagen sich die Theatermacher an ein großes Projekt.

 
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Für den Vorsitzenden Siegfried Küspert war klar, im Jahr des Reformationsjubiläums auch etwas über Martin Luther zu spielen. Doch das war leichter gesagt als getan, denn es gibt bisher kein Theaterstück dazu. Mit Ausnahme eines Musicals und eines von Karlheinz Komm (1934 – 2013) geschriebenen Werkes. Ende Oktober kam bei einem internen Workshop mit den Theaterpädagogen und Regisseuren Marion Beyer und Hermann J. Vief der Gedanke erstmals zur Sprache.

Recherchiert und inszeniert

Marion Beyer: „Wir sind erst einmal ganz lange in uns gegangen. Gott sei dank gibt es ja viel von Luther, was belegt ist, unter anderem ganze Bücher mit Originalzitaten. Das erleichterte den Entschluss, selbst ein Stück zu schreiben.“ Marion Beyer wählte den Abschnitt von 1505 bis 1525 aus Luthers Leben: Den Zeitpunkt, an dem er sich entscheidet, ins Kloster zu gehen, bis zum Ende der Bauernkriege.

Das bedeutete für Marion Beyer Daten sammeln, bündeln und recherchieren, ob sie belegt sind. Hermann J. Vief und ihre Tochter Laura haben ihr dabei geholfen. Schriftlich fixiert hat sie es dann selbst. „Das war nicht spaßig bei den vielen Schauplatzwechseln. Es muss ja auch bühnentechnisch umgesetzt werden können, mit einem Unterhaltungswert für das Publikum. Die Leute wollen nicht nur ein biografisches Theater, denn in der Regel sind sie ja keine Historiker, die jedes Detail beurteilen. Sie sollen rausgehen und sagen: Ich habe eine interessante Geschichte gesehen und erleben dürfen.“ Für die musikalische Untermalung, unter anderem mit gregorianischen Gesängen, konnte kompetente Hilfe gewonnen werden: Kantor und Chorleiter Heiner Beyer hat seine Liebe zum Theater entdeckt.

Mit dem Segen der Regionalbischöfin

Den Segen für ihre Arbeit hat Marion Beyer auch bereits von Regionalbischöfin Dorothea Greiner erhalten. Sie freut sich sehr, dass die Naturbühne im Jubiläumsjahr der Reformation ein Luther-Stück spielen wird und hat spontan ihre Schirmherrschaft zugesagt.

Die Handlung des Schauspiels beginnt anno 1505 in Eisenach. Der junge Jurastudent Martin Luther gerät in ein grauenvolles Unwetter und der Blitz verfehlt ihn nur knapp. Zu Tode geängstigt, lässt er sein bisheriges Leben hinter sich und wird Mönch im strengen Eremitenkloster der Augustiner. Der kluge und redegewandte Luther geht auf Anraten seines Mentors zum Theologiestudium nach Wittenberg und findet in der Bibel viele Antworten auf seine Fragen, vor allem aber eines – dass Gott gnädig ist und alle Menschen gleich.

Vom Ablasshandel angeekelt

So ist es der übliche Ablasshandel, der Luther anekelt. Er kann nicht länger zusehen, wie auf dem Dorfplatz Prediger dem armen Volk die Sünden vergeben, in dem sich ein Jeder „freikaufen“ kann. Das Geld, so weiß er, fließt in prachtvolle Kirchengebäude.

Luther, der Bibel mächtig wie kein anderer, findet in ihr keinerlei Beleg für diese Machenschaften und will nun dagegen kämpfen: Als Rebell, der sein geistiges Schwert schwingt, und für den es nur eine einzige christliche Autorität gibt: Die Bibel. Als Luther sich weigert, seine Thesen, mit denen er dem Volk die Wahrheit sagen will, zu widerrufen, wird er vom Papst exkommuniziert und als Ketzer für „Vogelfrei“ erklärt.

Uraufführung für den 19. Mai 2017 geplant

In einer vorgetäuschten und waghalsigen Entführung wird Martin Luther von seinem Kurfürsten Friedrich auf die Wartburg in Sicherheit gebracht, um ihn dem Zugriff des Kaisers und der Kirche zu entziehen. Dort beginnt er in der Abgeschiedenheit mit der Übersetzung der Bibel, so dass jeder im Volk sie lesen kann. Er löst damit etwas aus, was nicht mehr aufzuhalten ist. Die Luther-Bibel ist nun im Umlauf. Bald darauf kommt es zu den ersten Unruhen unter den Bauern und kurze Zeit später zu den Bauernkriegen. Schwere Stunden für Martin Luther, in denen ihm seine Frau, die ehemalige Nonne Katharina von Bora beisteht …

Wenn am 19. Mai 2017 um 20.30 Uhr über dem Wehlitzer Berg Donner, Sturmgeräusche und zuckende Blitze zu hören und zu sehen sind, sollte man sich nicht hinter dem Ofen verstecken, sondern vor Ort auf der Naturbühne sein: Dann findet die Uraufführung eines bemerkenswerten Schauspiels, die Premiere von „Luther – Rebell seiner Zeit“ statt.

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