Sanierung Weißer Turm „Eine Aufwertung für die Auerbacher Altstadt“

Brigitte Grüner
Das Konzept für den Weißen Turm in der Zwingergasse überzeugte nicht nur die Mehrheit im Stadtrat, sondern begeistert auch viele Bürger. Foto:  

„Wenn man mit 305 000 Euro einen Wert von 1,3 Millionen Euro schafft, der sich selbst trägt, ist das sehr sinnvoll investiertes Geld“, findet Bernhard Bundscherer. Und auch andere Bürger aus Auerbach äußern sich bei einer Umfrage sehr positiv zu dem geplanten Projekt.

 
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Zwei Gegenstimmen aus der CSU gab es bei der Abstimmung über die Sanierung des Weißen Turms im Stadtrat. Unsere Redaktion hat Bürger nach ihrer Meinung zum Projekt und zur geplanten Nutzung als exklusives Ferienhaus befragt.

Die Entscheidung, den Turm zu sanieren, sei im Grunde schon beim Kauf gefallen, meint Peter Eckert. Die Verzögerung durch den Denkmalschutz sei mit Blick auf die aktuellen Preissteigerungen ein Ärgernis. „Es kann nicht sein, dass man einen Personalwechsel abwarten muss, um weiterzukommen.“ Die Nutzung als Ferienwohnung sei eine Idee, die gut umgesetzt werden muss. Am besten gleich zusammen mit einem dringend benötigten Hotel in der Auerbacher Innenstadt, spielt der Kreisrat der Grünen auf den Goldnen Löwen an.

Beim Vollhannturm, mit dem Schwedenturm der letzte Zeuge der früheren Stadtbefestigung, hält Thomas Kormann den Aufwand für gerechtfertigt. Leider seien Mitte des 19. Jahrhunderts, als Stadtmauer und Reste des Schlosses abgetragen wurden, große Fehler begangen worden. „Da wurden große Teile unserer Geschichte für immer zerstört.“ Die Nutzungsidee als Ferienwohnung findet Kormann spannend. Ebenso gefällt ihm die Aufstockung, nicht nur der besseren Aussicht wegen, sondern auch aus historischer Sicht. Im ersten Augenblick sei er über die Ausgaben von 1,3 Millionen Euro erschrocken. Durch die sehr hohe Bezuschussung relativiere sich der Anteil für die Stadt auf 305 000 Euro zuzüglich Haustechnik. „In Abwägung der Sicherungskosten in Höhe von rund 150 000 Euro halte ich die Maßnahme für absolut vertretbar, zumal mit dem restaurierten Objekt Einnahmen generiert werden.“ Auch bei anderen Gebäuden würde sich Kormann eine Sanierung wünschen: Er nennt Lokschuppen, Goldnen Löwen und Schulhaus, das sich im neuen Konzept der Grundschule wiederfinden sollte.

Es lohne sich, alte Bausubstanz zu erhalten, findet Doris Graf. Die geplante Nachfolgenutzung für den Weißen Turm finde sie gelungen. „Der Turm wird sich bestimmt positiv auf unser Stadtbild auswirken.“ Auch den Kostenaufwand für die Stadt hält Graf für gerechtfertigt. Sie wünsche sich, dass auch in der Unteren Vorstadt bald etwas gemacht wird. Schließlich werde über das Projekt Vitale Vorstadt schon Jahre geredet.

Die Erhöhung auf das alte Maß des Turms ermögliche eine sinnvolle Nutzung

„Als Auerbacher bin ich dafür, unser kulturelles Erbe, wenn es möglich und sinnvoll ist, zu erhalten“, betont Bernhard Bundscherer. In Fall des Vollhannturms wäre eine Sanierung durch die Stadt wegen des Denkmalschutzes eh notwendig. Zum Konzept sagt er: „Einfach Spitze!“ Die Erhöhung auf das alte Maß mache den Weißen Turm wieder zu einem markanten Gebäude in der Altstadt und ermögliche eine sinnvolle Nutzung. Die Einbeziehung von Cortenstahl gebe den Bezug zur „Bergstadt Auerbach“. Ein für die Stadt wichtiges Sanierungsprojekt ist laut Bundscherer auch das Ruder-Anwesen. Das Einrichten einer Buchungsapp reiche hier allerdings nicht aus. „Hier wird ein Investor oder Pächter benötigt, um selbst ein saniertes Gebäude profitabel zu unterhalten.“

Mit der Sanierung des Weißen Turms und der sich anschließenden Zwingergasse werde die historische Bedeutung gewürdigt, meint Brigitte Bradl und spricht von einer „Aufwertung für die Altstadt“. Die Idee mit einer exklusiven Ferienwohnung sei zwar ungewöhnlich, habe aber Charme. „Auch die Gestaltung wird ein optisches Highlight.“ Wenn man bedenke, dass die Erhaltungsaufwendungen bei 150 000 Euro liegen, gebe es zur Sanierung mit Kosten für die Stadt in Höhe von gut 300 000 Euro keine Alternative.

„Selbstverständlich müssen solche Baudenkmäler erhalten werden; wir dürfen unsere Geschichte nie vergessen, dazu brauchen wir Symbole“, betont Thomas Meyer. Die Planung des Amberger Ingenieurbüros treffe voll und ganz den Charakter. Die ausgefallene Nutzung erhöhe die Attraktivität. „Ich sehe hier ein kleines neues Wahrzeichen, das entstehen wird“, sagt Meyer.

Rein wirtschaftlich gesehen müsse die Stadt das Angebot annehmen. Meyer rechnet vorsichtig mit einer Ausnutzung an 200 Tagen pro Jahr. Bei 200 Euro Miete würde sich der finanzielle Aufwand für die Sanierung in elf Jahren amortisieren. 20 Jahre sei die Maßnahme im Haushalt schon geplant worden, und die Grunderhaltung würde jetzt 150 000 Euro kosten. „Der Kostenaufwand ist mehr als gerechtfertigt.“ Auch Meyer wünscht sich neben der Turmsanierung eine baldige Realisierung der Vitalen Vorstadt. Eine Aufwertung dieses Bereichs würde das Stadtbild mehr als einen Schritt nach vorne bringen. Seit dem 1. Januar gebe es Sonderförderungen für besonders baufällig Gebäude, weiß der Fachmann.

Gerade Baudenkmäler würden den Reiz eines Ortes ausmachen

„Es wäre unverzeihlich, ein solches Kleinod nicht für die Nachwelt zu erhalten und sinnvoll zu nutzen“, betont Eva Lutye. Gerade Baudenkmäler seien es, die den Charme eines Ortes ausmachen. „Deswegen besuchen Menschen aus aller Welt so gerne Orte wie Rothenburg ob der Tauber.“ Die Auerbacherin ist begeistert vom Konzept für den Vollhannturm und kann sich gut vorstellen, dass dieses außergewöhnliche Projekt ein attraktiver Anziehungspunkt wird.

Zu den Kosten sagt Lutye, dass Sparen auf Kosten der Qualität ein Fehler wäre, den man irgendwann bereue. Auf Reisen suche sie immer schöne Gässchen und idyllische Plätze. Hier gebe es in Auerbach tatsächlich Nachholbedarf. „Jedoch lassen sich nicht alle Bausünden vergangener Jahre ungeschehen machen. Manchmal würden schon ein paar Rosenstöcke vor dem Haus oder eine Fassadenbegrünung den Anblick verschönern.“

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