Rückzug Die Landärzte Presseck

Klaus Klaschka
Am 1. Januar hat Dr. Volker Seitter (links) neben seiner Gemeinschaftspraxis mit Anja Tischer in Thurnau und der Praxis in Untersteinach auch die Allgemeinpraxis in Presseck übernommen. Dr. Reinhard Baar (rechts) bleibt als angestellter Arzt zwar weiter in „seiner“ Praxis, wird sich im Lauf der Zeit aber immer mehr in den Ruhestand verabschieden. Foto: /Klaus Klaschka

Dr. Reinhard Baar geht in den Ruhestand. In Raten. Er bekommt Verstärkung und die Nachfolgerin steht auch schon fest.

 
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Presseck - „Ich erreiche demnächst das Rentenalter, und es wird damit auch Zeit, langsam aufzuhören“, resümiert Reinhard Baar. „Das geht allerdings nicht Knall auf Fall. Das Arzthaus am Marktplatz gehört der Gemeinde. Presseck hat investiert, und seinerzeit das denkmalgeschützte Gebäude aufwendig kernsaniert. Es blieben nur die Außenmauern, im Innern wurde es vor 34 Jahren praktisch neu aufgebaut und an die damaligen Bedürfnisse einer Praxis angepasst. Vorher lag sie ziemlich beengt im Erdgeschoss. Der Arzt wohnte im Obergeschoss. Danach blieben unten das Wartezimmer, der Empfang mit einem Behandlungsraum und ein WC; über die Treppe ging es dann zu den hauptsächlichen Behandlungsräumen ins Obergeschoß. Ein barrierefreier Zugang zum Arzt war seinerzeit noch kein Thema. Wer absolut nicht Treppen steigen konnte, der konnte allerdings im Behandlungsraum unten verarztet werden. Vor zwei Jahren hat die Gemeinde das Haus energetisch saniert, einen barrierefreien Zugang zum Haus geschaffen und ein behindertengerechtes WC eingebaut. Demnächst wird noch eine Aufzugsplattform installiert, sodass auch das Obergeschoss für jeden einfach erreichbar sein wird.“

„Würde ich jetzt einfach aufhören“, erklärt Baar die neue Ärztekonstellation, „und fände die Gemeinde niemanden, der die Praxis weiterführt, dann würde nach sechs Monaten die Betriebserlaubnis wegfallen. Presseck wäre dann ohne Arzt.“ Deshalb sei er froh, mit den Thurnauer Kollegen Dr. Volker Seitter und Anja Tischer eine Lösung gefunden zu haben. Seitter und Tischer führen mit zwei angestellten Nachwuchsärztinnen eine Gemeinschaftspraxis in Thurnau; Seitter hat zudem 2009 dazu die Praxis in Untersteinach übernommen, und nun auch Presseck. „Tischer und Seitter sind jetzt also meine Chefs“, sagt Baar und grinst dabei ein bisschen. „Ich bin nur noch angestellt; genauso wie Dr. Theresa Mohr, die planmäßig einmal Presseck selbstständig übernehmen wird.“

Mohr ist gebürtige Kulmbacherin, hat nach dem Abitur am Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasium und in Dresden bis 2017 Medizin studiert. Sie war danach zwei Jahre am Klinikum Kulmbach und ist seit Juli Weiterbildungsassistentin in der Praxis Seitter-Tischer mit dem Ziel, sich in zwei Jahren als Fachärztin für Allgemeinmedizin selbstständig niederlassen zu dürfen. Sie hofft, in Presseck ihren „Traumberuf Landärztin“ ausüben zu können. „Auf dem Land können wir unser Talent ausspielen“ sagt die jetzt 28-Jährige zu ihrer Entscheidung.

Dass es einen geregelten Übergang in der Praxis seiner Heimatgemeinde geben wird, ist für den Pressecker Gemeinde- und Kreisrat Baar ein Anliegen. Er wird zwar weiterhin regelmäßig in der Praxis sein, mittwochs aber von Dr. Seitter und freitags von Dr. Mohr entlastet werden - sich aber mit der Zeit zunehmend zurückziehen. „Falls es heuer erlaubt sein wird“, werden wir demnächst zwei Wochen zum Skifahren gehen.“ Ein Luxus, der ihm zu Beginn seiner Tätigkeit vor 36 Jahren überhaupt nicht gegönnt war, erinnert er sich. „Damals bestand für uns von Montag früh bis Freitag Abend Präsenz- und generelle Residenzpflicht. Wir Ärzte mussten in unserem Wirkungsbereich wohnen und werktags auch ausnahmslos anwesend sein. Die Dienstbereitschaft am Wochenende haben wir zehn bis elf Ärzte der weiteren Umgebung untereinander abgesprochen. Zum ersten Mal Urlaub konnte ich nach zwei Jahren machen“, erinnert er sich.

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