Ringvorlesung Auftakt von „Eine Uni – ein Buch“

Rebekka Endler spricht ganz offen über Foto: Peter Kolb

Das Gender-Thema beschäftigt die Gesellschaft. Die Universität Bayreuth setzt ebenso ein Zeichen gegen Diskriminierung, Chancenungleichheit und Rassismus.

 
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Auftakt und Ausgangspunkt der zehnteiligen Ringvorlesung in diesem Wintersemester ist das Buch „Das Patriarchat der Dinge – Warum Frauen die Welt nicht passt“.

Das Werk der Kölner Autorin Rebekka Endler sei ein „Augenöffnerbuch“, sagte Angela Danner, die Lesung und Diskussion im Zentrum am Mittwochabend moderierte. Zusammen mit der Beauftragten für Chancengleichheit der Universität Bayreuth Elena Köstner hatte sie die Bewerbung für den Wettbewerb „Eine Uni – ein Buch“ auf den Weg gebracht.

Uni Bayreuth eine von zehn Preisträgern

Als eine von zehn Hochschulen wurde die Uni Bayreuth vom Stifterverband, der Klaus Tschira Stiftung und dem „Zeit“-Verlag ausgewählt. Ein Bewerbungsvideo wurde eingereicht, eine feministische Schnitzeljagd und ein Auftritt bei „Bayreuth blättert“ organisiert. Nun sollen für das Preisgeld in Höhe von 10 000 Euro eine Ringvorlesung, Stadtgespräche, Vorträge, ein Seminar und eine Ausstellung folgen, wie Frauenbeauftragte Birgit Weber ergänzte. „Wir wollen alle Geschlechter und ihre spezifischen Besonderheiten einbeziehen“, sagte Universitätspräsident Stefan Leible.

Trotz ihres derzeitigen Schreibstipendiums in Istanbul hatte Rebekka Endler die Einladung nach Bayreuth zu kommen angenommen. Doch sie wolle nicht als vermeintliche Expertin auftreten, sondern sei gekommen, um mit den Zuhörern zu diskutieren und von ihnen zu lernen.

Was Cis-Menschen von anderen unterscheidet

Das Buch „Das Patriarchat der Dinge“ solle zu einem Perspektivwechsel beitragen und zum ein oder anderen Aha-Effekt führen, so Angela Danner. So lernen Leser und Leserinnen etwa den Unterschied zwischen Cis-Menschen und Transgeschlechtlichkeit kennen.

Warum Rebekka Endler selbst ihr Werk mit einem „Hornhauthobel“ vergleicht, erklärte sie so: Frauen entwickelten im Laufe der Zeit körperliche und seelische Druckstellen. Mit der Lektüre ihres Buches könnten diese wieder verringert werden. Anhand von vielen Beispielen schildert sie, wie sehr unsere Alltagswelt durch von Männern entwickelten Dingen geprägt ist. Der Mann diene stets als Norm. Sogar in Tierversuchen würden nur männliche Labormäuse verwendet, den weiblichen würden wegen zyklusbedingter Hormonschwankungen die Vulvas herausoperiert. Und während Männer bei Schmerzsymptomen Schmerzmittel erhielten, würden Frauen Psychopharmaka verschrieben bekommen.

Ungleichheit in den sozialen Medien besonders stark

In den sozialen Medien herrsche ebenfalls eine Ungleichheit bei der Bewertung männlicher und weiblicher Körper. Nicht nur nach Aussehen und Hautfarbe – die weibliche Nacktheit sei bereits bei stillenden Müttern ein Tabu. „Was können wir dafür, dass Männer Brüste fetischisieren?“, fragt Rebekka Endler. Doch auf gendergerechte Sprache besteht sie nicht: „Jeder soll die Sprache benutzen, mit der er sich wohlfühlt.“

INFO: Die Ringvorlesungen sind jeweils donnerstags, 18 Uhr (c.t.), H 26 (Gebäude Geisteswissenschaften I) auf dem Universitätscampus in Bayreuth. Der Eintritt ist frei. Internet: https://www.einbuch.uni-bayreuth.de/de/termine/index.html

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