Resolution Die Bahn im Landkreis Wunsiedel – eine unendliche Geschichte

Der Landkreis Wunsiedel dringt darauf, dass auch die Strecke Schirnding-Nürnberg elektrifiziert wird. Foto: dpa/Daniel Bockwoldt

Ganz Deutschland soll klimaschädliche Abgase reduzieren. Nur in der Region wird die Bahn weiterhin Dieselabgase in die Luft blasen. Das will der Kreistag verhindern.

 
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Wilfried Kukla schüttelt nur noch mit dem Kopf. Schon seit 1992, also 30 Jahre lang, drängen die Politiker aus der Region quer durch die Parteienlandschaft auf die Elektrifizierung der Bahnstrecke von Schirnding über Marktredwitz nach Nürnberg. Was bisher passiert ist? Nichts. „Das ist eine Unverschämtheit, wie wir hier abgehängt werden sollen“, ärgerte sich der Wunsiedler Grünen-Kreisrat in der jüngsten Kreistagssitzung.

Grund für den etwas lauteren Meinungsbeitrag des sonst so besonnenen Politikers ist das wahrscheinliche Aus der Elektrifizierung. Zumindest hält ein Bundesgutachter den Ausbau der Strecke für unwirtschaftlich. Entgegen der Berechnung von 2015 für den Bundesverkehrswegeplan 2030, als die Abwägung der Kosten und des Nutzens noch zu einem positiven Ergebnis kam, ist nach einer neuerlichen Berechnung davon keine Rede mehr. „Dies befremdet sehr“, heißt es in der vom Kreistag nun verabschiedeten Resolution an das Bundesverkehrsministerium.

Erstmals 1992 im Bundesverkehrswegeplan

Zur Geschichte: Die Modernisierung der Franken-Sachsen-Magistrale Nürnberg-Dresden mit Abzweig nach Tschechien über Schirnding stand erstmals im 1992 beschlossenen Bundesverkehrswegeplan. Die Elek-trifizierung der Strecke Nürnberg-Schirnding-Prag vereinbarten die Bundesrepublik und Tschechien drei Jahre später. Tschechien meldete 2012 Vollzug, während die deutsche Seite außer einen Berg Akten und wenigstens einiger brauchbarer Pläne bislang nichts Zählbares produzierte.

Laut der Kreistagsresolution ergeben sich wegen der im vergangenem Jahr optimierten Vorentwurfsplanung für den Abschnitt Nürnberg-Marktredwitz keine Kostensteigerungen gegenüber den Zahlen von 2015. Außerdem sei seit dieser Zeit der Güterverkehr enorm angestiegen, was ein Fachgutachten des bayerischen Städtenetzes belege. Der Kreistag bemängelt zudem, dass der Bundesgutachter von viel zu geringen Zahlen im Personen- und Güterverkehr ausgehe. Landrat Peter Berek wundert sich, dass „jegliches Bahnprojekt immer nur von einem Gutachter bewertet wird“. „Der Bundestag darf sich nicht hinter dem Gutachten verstecken.“

„Eine Spielerei“

CSU-Fraktionssprecher Stefan Brodmerkel schlägt in dieselbe Kerbe: „Auch wenn wir mittlerweile schon resolutionsmüde sind: Die neue Wirtschaftlichkeitsberechnung ist schlicht eine Spielerei.“ Jörg Nürnberger, Bundestagsabgeordneter und SPD-Kreistat gab Brodmerkel recht. Er fordert, den volkswirtschaftlichen Nutzen der Elek-trifizierung der Strecke Nürnberg-Schirnding zu betrachten. „Dadurch wird deutlich, dass es sinnvoll ist, dieses Strecke zu elektrifizieren und vom Diesel wegzukommen.“

Ähnlich geladen sind Freie-Wähler-Sprecher Klaus von Stetten und SPD-Sprecher Holger Grießhammer. Letztlich unterstützen alle Fraktionen die Resolution, in der unter anderem Folgendes steht:

„Die vollständige Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale und der Strecke Marktredwitz-Schinding-Landesgrenze ist Grundlage für weitere Verbesserungsmaßnahmen im Schienen-Personennah- und Güterverkehr und stellt einen enormen Standortfaktor für die gesamte Region dar. Besonders für den Wirtschaftsstandort Landkreis Wunsiedel mit seinen global operierenden Hidden Champions und dem Bahnknotenpunkt Marktredwitz ist die Aufwertung durch die Elektrifizierung bedeutend.“

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