Raus aus dem Sandkasten: Junge Bayreuther brauchen Treffpunkt, der sie in Schwung bringt Jugendliche wollen eigenen Spielplatz

Von Frank Schmälzle
„Was fehlt Euch in Bayreuth?“ Beim dritten Jugendforum im Cineplex schrieben junge Bayreuther ihre Wünsche auf. Einer der größten: einen Spielplatz für Jugendliche ab zwölf Jahren. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Kentucky Fried Chicken und Primark. Bayreuths junge Leute wünschen sich ein neues Fast-Food-Restaraunt und eine Filiale des angesagten Klamottenladens. Das kann die Stadt nicht liefern. Bei dem dritten großen Wunsch, den mehr als 70 Jugendliche beim Bayreuther Jugendforum hatten, ist das anders: Sie wünschen sich einen Spielplatz. Für die Kleinen gibt es genügend davon, sagen sie. Was sie wollen ist ein Spielplatz für Jugendliche. Einen, der kickt.

 
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Über 70 junge Leute kommen auf Einladung der Stadt und des Stadtjugendrings ins Cineplex. So viel Resonanz hatte das Bayreuther Jugendforum in seinen beiden ersten Auflagen bei weitem nicht. Ob es an dem Film liegt, den sich die jungen Leute im Anschluss kostenlos anschauen werden? Egal, sagen die Organisatoren. Wichtig ist, dass viele Ideen entstehen, wie Bayreuth für junge Leute besser werden kann.

Gute Noten für den Röhrensee und die Landesgartenschau

Ein Thema taucht auf den Plakaten, auf denen sie ihre Wünschen aufschreiben, immer wieder auf. Bessere Möglichkeiten, sich draußen zu treffen und sich zu bewegen. "Kletterwand" steht auf einer Wunschliste. Bolzplätze mit Rasen statt mit Steinen. Skateranlagen, die in Schuss gehalten werden. Mehr und größere Basketballfelder, ein Volleyballfeld. Der Röhrensee bekommt gute Noten, das große, gelbe Kletternetz auf der Landesgartenschau und das Bodentrampolin am Abenteuerspielplatz am Meranierring auch. Das macht Spaß, aber davon gibt es zu wenig. Am Ende läuft es auf einen Spielplatz für junge Leute raus. Das wünschen sich viele hier beim Jugendforum.

Rückenwind aus dem Stadtrat würde helfen

Carsten Hillgruber will sich die Vorschläge, die bei dem Jugendforum zusammenkamen, erst noch einmal anschauen. Der Jugendreferent war dabei und so viel kann er jetzt schon sagen: "Sport und Spiel ist ein Thema." Manches von dem, was sich die jungen Leute wünschen, gibt es schon. "Wir müssen die Angebote noch stärker bekannt machen." Damit aber will er die Idee vom Jugend-Spielplatz nicht vom Tisch wischen. "Wir prüfen das." Und helfen würde es, wenn die Stadträte das auch täten.

Tun sie. Zum Beispiel Karsten Schieseck von der Bayreuther Gemeinschaft. Auch er war beim Jugendforum dabei. Und sagt: "Einfach nur eine Bank zum Rauchen aufstellen, ist doof." Schieseck hält die Idee vom Jugend-Spielplatz für unterstützenswert, auch wenn er ein paar Probleme sieht. Zum Beispiel: Wie hält man die Kleineren von Spielgeräten fern, die nicht für sie gemacht sind? Und: Was kostet ein Jugendspielplatz und kann sich das die Stadt leisten? Neue freiwillige Leistungen sind im städtischen Haushalt nicht drin. Daran hat die Regierung von Oberfranken bei der Bewilligung des Stadt-Budgets für 2016 keinen Zweifel gelassen.

Spielplatz als Politikum: Bloß kein Alleingang

Was ein Jugendspielplatz kosten könnte, das lässt sich mit einem Vergleich zumindest in etwa sagen: Der Spielplatz am Röhrensee, den die jungen Bayreuther mögen, hat 212.000 Euro gekostet. Über die Hälfte haben ein Nachlass und Spenden gedeckt. 2011 hat die Stadt den Spielplatz gebaut. Unmöglich ist ein solches Projekt also nicht, sagt Schieseck. Wenn man sich einig ist. Am Montag will er mit seiner Fraktion über die Ergebnisse des Jugendforums reden. Und wenn die BG für einen Jugendspielplatz ist, will Schieseck mit den anderen Fraktionen sprechen. Ein Alleingang wäre fatal, "dennn  dann kommen die anderen im Stadtrat und wollen andere Projekte für andere Bevölkerungsgruppen durchsetzen". Dann werden aus einer Investitionen im Handumdrehen viele. Und der Jugendspielplatz hätte schlechtere Karten. "Es muss so laufen wie beim verbilligten Busfahren für Kinder und Jugendliche", sagt Schieseck. Da waren sich die Stadträte über Fraktionsgrenzen hinweg einig.

Oder wie bei der Skateranlage in der Saas. Die hatten Jugendliche aus dem Stadtteil bei einem Jugendforum gefordert. Und der Stadtrat hatte beschlossen: Sie wird gebaut. Inzwischen aber tauchen Schwierigkeiten auf. Lärmgrenzwerte müssen eingehalten werden. Die Stadt prüft gerade, ob sich diese Grenzwerte an dem vorgesehenen Standort einhalten lassen. Und mit welchen Mitteln. "Wir müssen eine Lösung hinkriegen, die für beide Seiten gut ist", sagt Schieseck. Für die Jugendlichen und die Anwohner. "Tot ist das Projekt deshalb nicht."

Experte sagt: Alle wollen Spielplätze - aber nicht vor der eigenen Haustür

Helmar Griebel kennt das. Er ist der Vertriebs-Chef des Spielplatzgeräteherstellers Kompan in Flensburg. Das Unternehmen leistet sich ein Spielinstitut, das Spielen von der wissenschaftlichen Seite angeht. Manchmal sind die Ergebnisse sehr konkret: Für Kinder bis zwölf Jahren gibt es an vielen Orten genügend Spielplätze - und die sind zumeist auch völlig unumstritten. Und auch bei den Teenies sind sich eigentlich alle einig. Sie brauchen einen Treffpunkt. "Und in Klammern folgt dann meistens: Aber bitte nicht vor meiner Haustür", sagt Giebel. Er kennt Wohnungsbauunternehmen, die knallhart vorgeben: Spielplatz ja. Aber nur einen, der für Jugendliche ab 14 uninteressant ist.

So muss ein Spielplatz für Jugendliche sein

Das Flensburger Spielinstitut hat ein Konzept vorgelegt, das den Titel "Nowhere to go" trägt. Kein Platz zum Hingehen. Die Forscher, sagt Giebel, haben darin gezeigt, dass Befürchtungen wie Luftblasen platzen, wenn der Spielplatz passt. Vandalismus? Gibt es nicht, wenn Jugendliche den passenden Spielplatz haben. Der braucht Sitzgelegenheiten, "junge Leute wollen abhängen". Eine Jugendspielsplatz braucht Geräte, die Trendsportarten aufgreifen oder "dynamisches Spielen" ermöglichen. Klettern im Team zum Beispiel, mit Stratgie und gegen ein anderes Team. Der Wow-Effekt muss sein.Und: Der Spielplatz muss am richtigen Ort sein. "Jugendliche wollen sehen und gesehen werden."

"Ja", sagt Giebel. Für jede Stadt, die sich einen solchen Spielplatz leistet, ist das ein finanzieller Kraftakt. Aber wer will, findet einen Weg. "Es gibt Förderprogramme, öffentliche und private", sagt Giebel. Und immer mehr Geräteanbieter stellen sich auf die Finanznöte der Kommunen ein - mit Leasingverträgen oder verlängerten Zahlungszielen. Übrigens: Die Bayreuther Jugendlichen sind nicht allein. Überall in Deutschland wollen junge Leute raus, sich treffen und bewegen. "Trotz Handy und Internet", sagt Giebel. "Wenn das keine gute Nachricht ist."

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