Rathaussturm light: KFK löst sich auf

Von Sonny Adam

Einen Rathaussturm mit Kanonendonner, großem Umzug und TamTam gab es in diesem Jahr nicht. Denn das Kulmbacher Faschings-Komitee, das jahrzehntelang den Rathaussturm organisiert hatte, ist in der Auflösung begriffen. Doch die Erste Kulmbacher Showtanzgarde initiierte einen Rathaussturm light.

 
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Gerade einmal eine Handvoll Frühstücksgäste war bei Mc Donalds zu Gast, als das Prinzenpaar Denis Hartmann (10) und Annamarie Guttila (9) morgens um halb zehn Uhr mit lauten Helau-Rufen das Restaurant stürmten. Hofmarschall Carlos Dück, der in den letzten beiden Jahren bei der Ersten Kulmbacher Showtanzgarde Erfahrungen als Prinz gesammelt hatte, trat in diesem Jahr als Hofmarschall auf, hielt eine flammende Rede auf den Fasching. Schon nach wenigen Minuten zog die närrische Gesellschaft wieder ab.

„Es ist schon irgend wie komisch heute“, sagte der neue Hofmarschall Carlos Dück (12). Carlos Dück ist seit vier Jahren beim Kulmbacher Fasching zugange, war in den letzten beiden Jahren Faschingsprinz. Normalerweise wurde der Rathaussturm immer unter der Regie des Kulmbacher Faschings-Komitees organisiert. Mit Kanonendonner, mit Tanzmariechen, mit Tanzauftritten der Garden. Hunderte von Menschen warteten normalerweise vor dem Rathaus. In diesem Jahr hatte sich nur ein einziger Zaungast verirrt.

Früher verteidigten die Stadträte das Rathaus, ließen sich immer allerlei lustige Verkleidungen einfallen, um die närrische Übernahme zu verhindern oder wenigstens herauszuzögern. Doch in diesem Jahr war alles anders.

Kein Stadtrat war im Rathaus zugegen. Nur Oberbürgermeister Henry Schramm, seine Frau Andrea und einige städtische Bedienstete hielten die Stellung.

Der Grund: Einen großen Rathaussturm sollte es nicht geben, denn der KFK löst sich auf. Deshalb ist die Erste Kulmbacher Showtanzgarde kurzfristig eingesprungen – nur um die Tradition aufrecht zu erhalten. Vorsitzender Bernd Neidhart wollte bewusst einen Rathaussturm „light“ auf die Beine stellen – ohne großes Tam-Tam, ohne öffentlichen Rathaussturm, ohne Publikum. Und angesichts der tragischen Vorfälle in Paris war diese Entscheidung genau richtig, sagte Oberbürgermeister Henry Schramm.

„Es ist schon schade, dass kein Umzug ist. Denn das hat immer Spaß gemacht“, sagt Carlos Dück. Doch so ganz ließ sich der neue Hofmarschall den Spaß nicht verderben und forderte gemeinsam mit dem Prinzenpaar Annamarie Guttila und Denis Hartmann von Oberbürgermeister Henry Schramm den Rathausschlüssel.

Annamarie Guttila ist schon im zweiten Jahr Prinzessin. Die Neunjährige besucht die Max-Hundt-Schule und hat richtig Spaß in ihrer Rolle. „In diesem Jahr wollte ich glitzern“, sagt sie selbst. Deshalb ist ihr nagelneues weißes Kleid mit Pailetten und Funkelsteinen verziert worden. Annamarie Guttila hat sich in diesem Jahr einen neuen Prinzen an ihre Seite erwählt, weiß aber, dass im nächsten Jahr ihre Prinzessinnen-Regentschaft ablaufen wird.

Der Prinz – Denis Hartmann (10) – der die fünfte Klasse des Caspar-Vischer-Gymnasiums besucht, wird dann noch für ein weiteres Jahr im Amt bleiben.

Oberbürgermeister Henry Schramm freute sich über die „Light“-Version des Rathaussturmes. „Wenn so junge Narren kommen, war es für uns selbstverständlich, dass wir den Spaß mitmachen."

„Das ist heute kein gutes Gefühl“, musste indes Siegfried Skowronek zugeben. Siegfried Skowronek ist ein Ur-Gestein des Kulmbacher Faschings. Seit mehr als fünfzig Jahren ist er beim KFK gewesen. Als kleines Trostpflaster überreichte die junge Prinzessin dem verdienten „Narren“ einen Orden der Ersten Kulmbacher Showtanzgarde – mit drei Küsschen, wie es üblich ist.

Wie der Rathaussturm in Zukunft von statten gehen wird, steht noch in den Sternen. Die Erste Kulmbacher Showtanzgarde allerdings konzentriert sich auch in Zukunft auf Tänze und Tanzgruppen und möchte in keinem Fall eine Prunksitzung initiieren.

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