Randale in Kulmbach – ein Kommentar Bitte mit Augenmaß

Redakteur Alexander Wunner Foto: /Thomas Neumann

Am Freitagabend wurden in der Oberen Stadt in Kulmbach Grenzen überschritten. Randale überschatteten die friedlichen Feiern des Partyvolks. Und nun? Unser Kommentator spricht sich für eine Reaktion mit Augenmaß aus.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Die Monate der sozialen Isolation und der Entbehrung haben Spuren hinterlassen – offenbar auch bei den Randalierern. Jetzt, wo Corona uns zumindest vorübergehend aus dem Zangengriff des Lockdowns entlässt, schlagen die Hormone aus – und mancherorts die Fäuste gleich mit. Die Rückkehr des Lebens fällt auch in der Partymeile Obere Stadt in Kulmbach noch wilder und lauter aus als es bereits vor der Pandemie der Fall war. Nun ist das Entsetzen über die Vorfälle vom Freitagabend groß, die Empörung auch. Dennoch gilt es, mit Augenmaß zu handeln. Der Runde Tisch, für Spötter der Inbegriff der Ideenlosigkeit, ist dafür zunächst einmal der richtige Anfang. Denn so wie die Polizei ihr Einsatzkonzept prüft, so ist die Stadtverwaltung gefragt, wenn es um langfristige Konzepte geht. Sie muss alle Interessen ernst nehmen und den richtigen Mittelweg finden. Einfach ist das gewiss nicht, aber man muss das Rad auch nicht neu erfinden. Kulmbach ist nicht allein in der Region, Bamberg zum Beispiel plagen in der beliebten Sandstraße ähnliche Probleme und Coburg hat die seinen im Steinweg bereits in der Vor-Corona-Zeit ganz gut in den Griff bekommen. Dort wurde um eine Sperrzeitverlängerung leidenschaftlich gestritten, der Oberbürgermeister warb gebetsmühlenartig um ein Miteinander und füllte das Motto „Dialog, Dialog, Dialog“ persönlich mit Leben. So war das Thema präsent. Die Wirte fühlen sich ebenso ernst genommen wie die Anwohner und das junge Partyvolk, dessen weitaus größerem friedlichen Teil man ja wünscht, dass er nun nachholen darf, was monatelang versäumt wurde. Klar, Gewalt darf dabei kein Thema sein. In Coburg übrigens half am Ende schon eine Videoüberwachung. Die lief in Zusammenarbeit mit dem bayerischen Innenministerium und der Polizei Oberfranken ein paar Monate und war ein echter Erfolg. Das könnte auch für Kulmbachs Obere Stadt Teil einer erfolgreichen Strategie sein.

–––––––––––

alexander.wunner@frankenpost.de

Autor

Bilder