Der Tod eines amerikanischen Soldaten auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr gibt der US-Armee weiter Rätsel auf. "Die Sache wird noch untersucht", so auf Nachfrage Hauptfeldwebel Brent Williams von der Einsatzführung der Operation "Atlantic Resolve". Es ist nicht der einzige rätselhafte Todesfall, der die US-Armee in Europa beschäftigt.
Martinez' Einheit, eine gepanzerte Brigade mit 3500 Männern und Frauen, war bereits im Januar nach Deutschland verlegt worden. Sie ist Teil der "Operation Atlantic Resolve", mit der in den USA stationierte Einheiten vorübergehend nach Europa kommen, um gemeinsam mit Nato-Bündnispartnern vor allem in Osteuropa zu üben, insbesondere in den drei Baltikumstaaten Estland, Lettland, Litauen, in Polen, Slowakei, Ungarn, Rumänien und Bulgarien sowie Deutschland. Am Mittwoch vergangener Woche, als Martinez leblos aufgefunden wurde, sollte seine Einheit auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr das Schießen mit Panzerhaubitzen üben. Es war die letzte Übung vor der Rückkehr in die USA, wie die Zeitung "Stars & Stripes" am 23. August berichtete.
"Atlantic Resolve" ("Atlantische Entschlossenheit") soll der Stärkung der Ostflanke der Nato dienen, sie ist eine Antwort auf das zunehmend aggresive Auftreten Russlands mit Truppenverlegungen und vermehrt großen Manövern der russischen Streitkräfte nahe der Westgrenze Russlands. Besonders in den baltischen Staaten, die unterschiedlich große russische Minderheiten haben, ist die Furcht groß vor einem "Krim-" beziehungsweise "Ukraine-Szenario" -- also vor Subversion und Destabilisierung oder gar einer gewaltsamen Besetzung von Teilen des Landes unter dem Deckmantel des "Minderheitenschutzes". Insbesondere das Baltikum hat eine lange und leidvolle Geschichte sowjetischer Besatzung.
Der ungeklärte Tod von Unteroffizier Martinez auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr ist nicht der einzige rätselhafte Todesfall, der die US-Armee in Europa beschäftigt. In Vicenza, Italien, wurde ein Fallschirmjäger der 173. US-Luftlandebrigade vor wenigen Tagen leblos in seiner Unterkunft entdeckt.
Aber auch die deutsche Bundeswehr muss sich mit rätselhaften Sterbefällen auseinandersetzen. Vor einigen Wochen war ein junger Offiziersanwärter bei einem Marsch im Rahmen der Ausbildung schon nach wenigen Kilometern zusammengebrochen und später gestorben. Laut einem Kameraden habe er zuvor Aufputschmittel genommen, berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung mit Bezug auf eine interne Untersuchung.