"Unwort des Jahres" 2014 lautet "Lügenpresse"

 Foto: red

Heute Vormittag wurde in Darmstadt das "Unwort des Jahres" bekanntgegeben. Die Jury wählte "Lügenpresse".  Zur Auswahl standen auf den Top-3-Plätzen "Pegida", "Putin-Versteher" und "Social Freezing".

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Das Unwort des Jahres 2014 lautet „Lügenpresse“. Mit diesem Begriff würden Medien pauschal diffamiert, sagte die Jury-Sprecherin Nina Janich am Dienstag in Darmstadt. „Eine solche pauschale Verurteilung verhindert fundierte Medienkritik und leistet  somit einen Beitrag zur Gefährdung der für die Demokratie so wichtigen Pressefreiheit, deren akute Bedrohung durch Extremismus gerade in diesen Tagen unübersehbar geworden ist.“ Die Jury rügte außerdem die Begriffe „Erweiterte Verhörmethoden“ und „Russland-Versteher“.

Eine unabhängige Jury aus Sprachwissenschaftlern, Journalisten und Schriftstellern hatte die Begriffe aus 733 verschiedenen Vorschlägen aus dem In- und Ausland ausgewählt. Insgesamt hatten sich 1246 Einsenderinnen und Einsender an der Wahl beteiligt.

Das „Unwort des Jahres“ wird seit 1991 von einer unabhängigen sprachkritischen Initiative gekürt.

Das "Wort des Jahres" 2014 sorgte schon mal für Unverständnis: "Lichtgrenze", der Name der Berliner Kunstaktion zu 25 Jahren Mauerfall. Für das "Unwort des Jahres" standen auf den ersten drei Plätzen Begriffe zur Auswahl, die mehr Emotionalität bargen: "Pegida", "Putin-Versteher" und "Social Freezing". Jetzt ist mit "Lügenpresse" ein Wort gekürt worden, dass auch mit den "Pegida"-Protesten in Zusammenhang steht.

Die Abkürzung "Pegida" für "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" wurde 44 Mal genannt. Noch häufiger, nämlich 60 Mal, erreiche die Sprachforscher der Vorschlag "Putin-Versteher", "Social Freezing", der Ausdruck für das Einfrieren von Eizellen, damit Frauen erst einmal Karriere machen können und später Kinder bekommen, wenn sie sich die Eizellen wieder einpflanzen lassen, ag mit 29 Nennungen auf Platz 3.

Die Jury besteht immer aus vier Sprachwissenschaftlern und einem Journalisten als Gast, das ist in diesem Jahr Christine Westermann. Sie richtet sich nicht unbedingt nach den Vorschlägen, eine Überraschung ist also möglich. Viel eher geht es beim "Unwort des Jahres" um Sprachbewusstsein, die Sprachsensibilität in der Bevölkerung soll gefördert werden. Bis zum 31. Dezember konnten Bürger Vorschläge einreichen.

Das "Unwort des Jahres" 2013 lautete "Sozialtourismus". In der Begründung der Jury hieß es, im Zusammenhang mit Zuwanderung wurde von einigen Politikern und Medien mit dem Ausdruck „Sozialtourismus“ gezielt Stimmung gegen unerwünschte Zuwanderer, insbesondere aus Osteuropa, gemacht. Das Grundwort „Tourismus“ suggeriere "in Verdrehung der offenkundigen Tatsachen eine dem Vergnügen und der Erholung dienende Reisetätigkeit. Das Bestimmungswort „Sozial“ reduziert die damit gemeinte Zuwanderung auf das Ziel, vom deutschen Sozialsystem zu profitieren. Dies diskriminiert Menschen, die aus purer Not in Deutschland eine bessere Zukunft suchen, und verschleiert ihr prinzipielles Recht hierzu."

kfe/epd

Autor