Prüfung bestanden Auf Katastrophen gut vorbereitet

Andrea Münster
Die Pfarrer Andrea Münster aus Selb und Kai Steiner Prüfung in der Feuerwehrschule Geretsried. Foto: pr

Sechs Menschen mit Einsatzerfahrung bei Unglücken sind ausgebildete Fachberater in Psychosozialer Notfallversorgung. So gut aufgestellt, wie Wunsiedel sind die wenigsten Landkreise.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Seit 2019 sind alle Landkreise vom Staatsministerium des Inneren dazu angehalten, eine Arbeitsgemeinschaft Psychosoziale Notfallversorgung einzurichten. Der Landkreis Wunsiedel gehört bayernweit zu den ersten Landkreisen, die das umgesetzt haben.

Sechs sogenannte Leiter und Fachberater Psychosoziale Notfallversorgung (L/FB-PSNV) hat das Landratsamt ernannt, fünf von ihnen haben mittlerweile die Ausbildung in der Feuerwehrschule in Geretsried abgeschlossen. Pfarrer Andreas Münster, einer der ersten L/FB-PSNV in Bayern, Thomas Kieke und Carsten Krauß, beide von der Bergwacht und zuletzt Pfarrer Kai Steiner, Brand, und die Selber Pfarrerin Andrea Münster. Pfarrer Stefan Prunhuber, Arzberg wird die Ausbildung demnächst machen.

Ausgebildete Ehrenamtliche und Pfarrer

Normalerweise koordinieren die sechs Leiter/Fachberater PSNV die Einsätze der psychosozialen Notfallversorgung im Landkreis. Über eine App werden sie von der Integrierten Leitstelle in Hof alarmiert. Häufig dann, wenn eine Reanimation erfolglos blieb oder nach einem Unfall mit tödlichem Ausgang. Einer aus dem Team kümmert sich dann darum, dass die Betroffenen psychische Unterstützung bekommen, bis das familiäre oder soziale Netzwerk greift. Ausgebildete Ehrenamtliche, Pfarrerinnen und Pfarrer aus dem Landkreis ermöglichen diesen Dienst.

In der Feuerwehrschule in Geretsried werden Menschen mit Einsatzerfahrung dafür ausgebildet, bei größeren Unglücksfällen mit mehreren Verletzten und Betroffenen und im Katastrophenfall, die psychosoziale Notfallversorgung zu koordinieren und zu leiten. Dazu muss man die Organisation der Polizei, des Rettungsdienstes und der Feuerwehr kennen, Leitungsstrukturen und Abkürzungen müssen gelernt werden. Bevor man am Kurs teilnehmen darf, muss man einen Test machen, in dem man seine Kenntnisse nachweist. In dem fünftägigen Kurs wird dieses Wissen vertieft, vor allem aber werden Einsätze geübt.

An Szenarien geübt

„Wir mussten die psychosoziale Begleitung eines Busunglückes mit Toten und Verletzten, einer Terrorlage bei einem Volksfest, eines Industrieunfalles und schließlich einer Hochwasser-Evakuierung von Wohngebieten leiten“, erklärt Pfarrer Steiner. Die Spielleiter, im echten Leben tatsächlich ausgebildeter Organisatorische Einsatzleiter im Rettungsdienst (OrgL), haben oft ziemlich Druck gemacht, sodass jener Stress entsteht, der in einer echten Einsatzsituation nun einmal da wäre. „Kai Steiner und ich haben immer im Zweier-Team gearbeitet, was sehr gut funktioniert hat. Die Entscheidungen waren sinnvoll, und wir sind trotz Stresses ruhig geblieben“, erzählt Andrea Münster.

Trotzdem seien alle zehn Teilnehmer vor der Prüfung aufgeregt gewesen. „Am Ende haben es die sechs Frauen und vier Männer geschafft. Aber eines wurde im Kurs deutlich: So gut aufgestellt, wie der Landkreis Wunsiedel sind die wenigsten Landkreise. In vielen anderen Landkreisen ist die Arbeitsgemeinschaft noch gar nicht umgesetzt und Leiter und Fachberater sind weder berufen noch ausgebildet.“

Bilder