Mit ernster Miene blickt die Frau mal zum Boden, mal zur Seite, als Staatsanwalt Bernhard Böxler die sechseitige Anklageschrift vorträgt. Die Haare hat sie zum Zopf gebunden, trägt Jeans und Bluse und Perlenohrringe. Das hier eine Zockerin auf der Anklagebank sitzt, mag man kaum glauben. In den Augen ihres Chefs war die einstige Geschäftsstellenleiterin engagiert, loyal, zuverlässig und clever. "Niemand hätte im Traum daran gedacht, dass sie so etwas macht", sagt der Zeuge aus der Innenrevision der Bank, der im Auftrag des Vorstands die Vorgänge aufgeklärt hat. "Das war unvorstellbar, sie hatte einen gut dotierten Job, es gab keine Gründe dafür."