Proteste zum Frauentag Gleich und doch verschieden

Zum Internationalen Frauentag gingen Demonstranten in Bayreuth auf die Straße. Mit Pfiffen und Trommelschlägen kritisierten sie traditionelle Geschlechterrollen und Sexismus im Alltag.

 
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Bayreuth - Unter dem Motto „Noch gibt’s viel zu tun“ machten sie aufmerksam auf Unterschiede der Geschlechter in unserer Gesellschaft. Am Dienstagnachmittag rief ein Bündnis aus verschiedenen feministischen Gruppen zur Demonstration auf. Unter ihnen ist auch die Studentin Marlen Bänfer, die circa 200 Teilnehmer durch die Bayreuther Friedrichstraße und den Wittelsbacherring führte. Gleich zu Beginn am Herkulesbrunnen betonte Bänfer: Auf dem Papier – verankert im Grundgesetz – sind Männer und Frauen gleich. In der Realität ziehen Frauen allerdings oft den Kürzeren.

Gleich danach berichtete Aila Banach von ihrer Instagram-Seite „Catcalls of Bayreuth“. Mit ihrer Kommilitonin Celine Kaszas schrieb sie schon zur Mittagszeit einen sexistischen Spruch vor den Herkulesbrunnen: „Boah, die ist geil, oder?“ hatte jemand hier geschrien. Banach und Kaszas malen mit Kreide die Sprüche und Erlebnisse von Frauen auf die Straße, die sexuelle Übergriffe erlebt haben.

Banach will mit dieser Aktion sichtbar machen, wie geistlos Frauen auf der Straße belästigt werden. „Es gibt schon Diskussionen dieses sogenannte Catcalling per Gesetz zu verbieten“, sagt sie. Vorreiter wären Frankreich, Belgien und Portugal. Kaszas hat eine Karte auf dem Instagram-Account der Gruppe erstellt, die zeigt, an welchen Orten in der Innenstadt Mädchen belästigt wurden.

Auch der Bezirksfrauenrat von Verdi zeigte sich bei einem Vortrag vorm Rathaus. Die Verdi-Frau Ute Friedrich sagt, dass es immer noch typische „Frauenberufe“ wie Pflegerin oder Erzieherin gäbe, die nicht nur wenig Wertschätzung, sondern vor allem eine viel zu geringere Bezahlung bekämen. Die „Gender Pay Gap“ tue ihr übriges: Frauen verdienten 18 Prozent weniger Geld als ihre männlichen Kollegen.

Laut Statistischem Bundesamt verdienten Frauen 2021 pro Stunde durchschnittlich 4,08 Euro weniger als Männer.

Der Protestlauf zog sich von der Bayreuther Innenstadt zur Turnerschaft Munichia, wo die 17-jährige Magdalena darüber sprach, wie wenig Frauen und queere Personen in Politik und Gesellschaft repräsentiert werden: nur 27 Prozent der Landtagsabgeordneten in Bayern sind eben keine Männer.

Einen Zwischenstopp legten die Demonstranten vor dem Parteibüro der Alternative für Deutschland (AfD) ein. Eine Sprecherin des SDS Bayreuth kritisierte, dass die AfD ein rückwärts gewandtes Frauenbild habe. „Die AfD sagt, sie sind nicht gegen Frauen. Wenn sie sich denn an ihre vorgeschriebene Rolle des verständnisvollen und kümmernden Objekts halten“, rief sie ins Mikrofon. Der „Sozialistische Demokratische Studierendenverband Bayreuth“ sieht sich als linke Gruppe. Ein Sympathisant hisste im ersten Stock des Gebäudes eine Regenbogenflagge – das Zeichen für die Vielfalt, zu der auch Nicht-Heterosexuelle gehören. Laut der Sprecherin würde die AfD Frauen und Trans-Personen diskriminieren.

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