Professor Klaus Schilling zur Kometenlandung der Raumsonde "Philae" „Wir machen eigentlich Dinge, die unmöglich sind“

 Foto: red

Klaus Schilling ist eigentlich ein Bayreuther. Der heute 58-jährige Professor ist hier geboren, ging am Gymnasium Christian-Ernestinum zur Schule und hat an der Uni Bayreuth Mathematik und Physik studiert und auch promoviert. Schilling führte an der Universität Würzburg die Raumfahrtstudiengänge ein und realisierte mit seinem Team den ersten deutschen Pico-Satelliten. Davor war Schilling in der Raumfahrtindustrie bei Airbus Space verantwortlich für Systemstudien der "Rosetta"-Mission.

 
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Sie haben die Landung von „Philae“ im Kontrollzentrum in Darmstadt miterlebt. Ein spannender Abend?
Klaus Schilling: Oh ja, doch! Da hat sich schon eine ganze Menge Arbeit angesammelt in den letzten 25 Jahren und auch eine ganze Menge Emotionen, die dann schon stark auf die Probe gestellt wurden. Ab jetzt wissen wir: Es ist alles gut gegangen, „Philae“ steht auf der Oberfläche, es kommen schöne Fotos rüber, und auch schon eine ganze Menge Wissenschaft. „Philae“ hat auf der Oberfläche des Kometen zwei kleine Hüpfer gemacht, dadurch konnten als Nebeneffekt an zwei verschiedenen Stelle Messungen gemacht werden. Die Messungen wurden automatisch gemacht und liefen weiter. Es kommen super Bilder von der Oberfläche. Man hofft, dass man auch noch Bohren kann, da sind jetzt gerade die Ingenieure am Arbeiten.

Wurde an dem Abend groß gefeiert in Darmstadt?
Schilling: Klar haben wir schon mit einem Glas Sekt angestoßen, aber wir wussten ja noch nicht genau, was da wirklich war. Das illustriert sehr schön, dass es wirklich komplizierte Sachen sind, die wir in der Raumfahrt machen, dass man eigentlich Dinge macht, die unmöglich sind. Auf einem unbekannten Kometengelände zu landen – das hat man das erste Mal jetzt geschafft.

Was erwarten Sie sich von der „Rosetta“-Mission?
Schilling: Dass wir erheblich mehr darüber wissen werden, wie sich unser Sonnensystem geformt hat. „Rosetta“ beobachtet jetzt den Kometen aus nächster Distanz bis Ende 2015, und wenn es nahe an der Sonne vorbeigeht auf dieser Bahn, kann man direkt aus nächster Nähe beobachten, wie sich der Schweif entwickelt. Ob auch ein Durchflug durch den Schweif gewagt wird, muss man abwägen – was ist der wissenschaftliche Gewinn, welches Risiko geht man ein? Man ist jetzt da, man hat alle Dinge in wunderbarer Weise erreichen können. Das ist schon mehr, als man erhofft hatte. Ich denke, wir werden noch eine Menge spannender Resultate bekommen.

Das Gespräch führte Peter Gisder

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