Probleme in der Kieswäsch mit Badeverbot im August bleiben rätselhaft – Experte mahnt zur Geduld Graugänse schuld an Algenplage?

Von Peter Engelbrecht
Algenplage und Badeverbot in der Kieswäsch bei Kulmbach herrschten im August 2015. Foto: Sonny Adam/Archiv Foto: red

Nach der explosionsartigen Vermehrung von Blaualgen in der Kieswäsch bei Kulmbach und einem Badeverbot wegen Gesundheitsgefahren im August 2015 rätseln Experten noch immer über die Ursache. Der Kot von Graugänsen könnte dabei eine Rolle gespielt haben, denn die Vögel haben dort massiv zugenommen.

 
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Auch der Kulmbacher Oberbürgermeister Henry Schramm steht vor einem Rätsel. 2014 habe es erstmals in dem Baggersee Probleme mit Blaualgen gegeben, es folgte ein Badeverbot von drei bis vier Tagen. „In der Badesaison 2015 hat es uns dann so richtig getroffen“, berichtete Schramm auf dem Seengespräch in der Kulmbacher Dienstelle des Landesamtes für Umwelt in Schloss Steinenhausen.

Im August 2015 folgte schließlich ein Badeverbot, um Schäden für die Gesundheit der Gäste auszuschließen. Die Algen können Hautausschläge und Reizungen verursachen, ihre Toxine können beim Schlucken des Wassers zu Magen- und Darmproblemen führen.

Über die Ursache habe es große öffentliche Diskussionen und viele Vorschläge gegeben: Die Karpfen sollten gefangen, die Graugänse abgeschossen, ein neuer Wasserzulauf geschaffen werden, erläuterte Schramm. Die Zahl der Graugänse bezifferte er auf rund 150, jede von ihnen produziere drei Kilogramm Kot pro Tag. Die Tiere seien sehr schlau und schwer zu jagen. Ein Teilnehmer meinte, die Jäger hätten kein großes Interesse an den Graugänsen. „Ich kann doch nicht extra einen Jagdschein machen“, merkte Schramm an.

Blaualgen bilden sich, wenn die Nährstoffbelastung des Wassers zu groß ist, sagte Jochen Schaumburg, Referatsleiter beim Landesamt für Umwelt. Der Eintrag erfolgt unter anderem durch eine intensive Landwirtschaft oder durch den Kot von Wasservögeln. Bei einem guten ökologischen Zustand wiesen Baggerseen 30 bis 50 Mikrogramm Phosphor pro Liter Wasser auf. In der Kieswäsch waren es im August 170 Mikrogramm. „Das ist sehr hoch. Da muss eine Phosphorquelle da sein“, folgerte Schaumburg. Die Sichttiefe im Wasser betrug damals nur acht Zentimeter. Und: Wenn der Besatz an planktonfressenden Fischen zu hoch ist, sinkt der Bestand an Zooplankton und es gibt mehr Blaualgen.

Schaumburg empfahl, den Weißfischbestand zu reduzieren und stattdessen Raubfische einzusetzen. Man sollte der Öffentlichkeit ehrlich sagen, dass die Probleme nicht kurzfristig zu lösen seien. Eine Sanierung von Seen erfordere oft langjährige Geduld aller Beteiligten, nicht selten verschwänden Probleme mit Algen ohne jeglichen Eingriff nach einem Jahr oder wenigen Jahren wieder von selbst. „Das ist die Dynamik der Natur“.

Schaumburg mahnte kleine Schritte an: Die Nährstoffbelastung durch Wasservögel sowie des Grundwassers untersuchen und prüfen, ob der Fischbestand zu hoch ist. Oberbürgermeister Schramm will nun Schritt für Schritt vorgehen, „eine kurzfristige Lösung ist nicht machbar“.

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