Begegnen Ihnen die Leute im Dorf anders, seitdem Sie Bürgermeister sind?
Nein. Wir sind alle nach wie vor per Du. Als Vertreter von Siegfried Beyer war ich ab und zu schon Bürgermeister. Jetzt bin ich es halt 365 Tage im Jahr.
Was liegt den Presseckern momentan besonders am Herzen?
An sich, dass wieder mehr Leben ins Dorf kommt. Es ist in den vergangenen Jahrzehnten ruhiger geworden im Ort. Fabriken haben geschlossen, zu viele sind weggezogen. Die Beziehungen unter den Menschen sind aber aktiv geblieben.
Inwiefern hat Corona Ihre bisherige Amtszeit geprägt?
Der direkte Kontakt zu den Bürgern war und ist auch immer noch eingeschränkt. Die Leute zumindest zu Geburtstagen und Jubiläen zu besuchen, ist ganz wichtig, um jedem Einzelnen Respekt zu erweisen. Das passiert jetzt eher telefonisch. Selbst meinem Vorgänger konnte ich nur zwischen Tür und Angel zum 70. Geburtstag gratulieren.
Welche Wahlkampfziele haben Sie bereits umsetzen können?
Besondere Leuchtturmideen gab es nicht; auch nicht bei meinen Mitbewerbern um das Amt. Problemlösungen stehen an, die Siegfried Beyer bereits angestoßen hat. Es gilt, sie weiter zu verfolgen und sie weiter voran zu bringen.
Was ist ihr Herzensprojekt, das Sie gerne angehen würden?
Sortieren wir die Projekte besser nach Umfang und Größe. Die Sanierung des Schulhauses ist dringend notwendig, da konnte mangels Finanzen lange nichts getan werden. Damit können wir auch den räumlichen Engpass im Kindergarten lösen. Das touristische Radspitz-Projekt zusammen mit Marktrodach ist in einer entscheidenden Phase. Dafür gibt es zurzeit sehr viele Treffen, Absprachen und Grundstücksverhandlungen. Und in der Gemeinde müssen die Wasserleitungen dringend saniert werden. Hinzu kommen Straßensanierungen und so weiter. Das sind teils Millionenprojekte.
Gab es ein besonderes Erlebnis in den ersten 100 Tagen?
Ja. Eine Geschichte, die schon lange schwelte: Ich konnte, wenn auch erst vor Gericht, zwischen einem Mieter und einem Hausbesitzer vermitteln und eine Lösung erreichen, die für beide Seiten von Vorteil ist. Mehr dazu ist aber die private Angelegenheiten der Betroffenen.
Was ist in den vergangenen 100 Tagen anders gelaufen, als Sie sich vorgestellt haben?
Eigentlich wusste ich schon vorher, was auf mich zukommt. Wie sehr sich die Arbeitstage dann aber wirklich verlängert haben, hatte ich in diesem Umfang nicht unbedingt klar eingeschätzt. Trotzdem: Die Aufgabe macht wirklich Spaß, und es ist völlig egal, wie viel Zeit ich damit verbringe. Ab und zu genieße ich es, ohne Störung im Amtszimmer sein zu können. Kein Telefon, kein Besuch, aber Zeit und Ruhe, über die Dinge nachdenken zu können, die als Nächstes anstehen. Ich gebe es zu: Das kann sogar sehr entspannend sein, auch wenn es Arbeit ist.
Was mussten Sie für das Bürgermeisteramt neu lernen?
Ich bin über die Jahre da hineingewachsen. Bei konkreten Projekten hat mich mein Vorgänger bereits zur Seite genommen und ich habe mich kundig gemacht, bevor ich allein die Verantwortung dafür bekommen habe.
Was hat in den nächsten 100 Tagen für Sie Priorität?
Was gerade ansteht, hat immer Priorität, ohne dabei die anderen Aufgaben aus dem Blick zu verlieren. Vielleicht die neue Wasserleitung. Damit könnte es im September losgehen.
Das Gespräch führte Klaus Klaschka