Porträt des Trios Das Übergangs-Trio an der Spitze der SPD

Manuela Schwesig, Malu Dreyer und Thorsten Schäfer-Gümbel führen die SPD zunächst kommissarisch. Foto: Wolfgang Kumm Foto: dpa

Nach dem Rücktritt von SPD-Chefin Andrea Nahles übernehmen übergangsweise drei ihrer Stellvertreter. Das ist das Trio, das die Partei aus dem Chaos führen soll:

 
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Berlin - Nach dem Rücktritt von SPD-Chefin Andrea Nahles übernehmen übergangsweise drei ihrer Stellvertreter. Das ist das Trio, das die Partei aus dem Chaos führen soll:

MALU DREYER: Pfälzer Frohnatur und Hoffnungsträgerin der SPD

Die Sozialdemokratie war Malu Dreyer nicht in die Wiege gelegt. Der Vater der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin war Schulleiter und überzeugter CDU-Anhänger. Bei der Geburt in Neustadt an der Weinstraße erhielt sie den Namen Marie-Luise, was in der Pfalz traditionell zu Malu verkürzt wird. Nach einem Jura-Studium in Mainz wurde sie Staatsanwältin, Bürgermeisterin von Bad Kreuznach, Sozialdezernentin von Mainz und 2002 Sozialministerin. Als Kurt Beck nach 18 Jahren Amtszeit in Bedrängnis geriet, bestimmte er Dreyer 2013 zur Nachfolgerin: Sie wurde erste Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz.

Dreyers größter Erfolg war im März 2016 die Bestätigung in der Landtagswahl - gegen die CDU-Spitzenkandidatin Julia Klöckner. Mit FDP und Grünen führt Dreyer eine betont harmonisch agierende Ampelregierung. Der bekennenden Katholikin und Feministin sind neben sozialer Gerechtigkeit auch Gesundheitsthemen ein Anliegen. Mit ihrer Krankheit Multiple Sklerose geht die 58-Jährige offen um: "MS bestimmt nicht mein Leben." Seit der Wahl zur stellvertretenden SPD-Vorsitzenden ist Dreyer häufig in Berlin.

THORSTEN SCHÄFER-GÜMBEL: Hesse vor dem Rückzug aus der Politik

Hessens Partei- und Fraktionschef Thorsten Schäfer-Gümbel gilt als zäh, prinzipientreu und konsequent. Der 49-Jährige schaffte es als politischer No-Name, den zerstritten Landesverband nach dem Fiasko um seine Vorgängerin Andrea Ypsilanti zusammenzuschweißen. Ypsilanti war 2008 mit dem Vorhaben gescheitert, sich trotz gegenteiligen Versprechens mit Hilfe der Linken zur Ministerpräsidentin wählen zu lassen. Nach drei misslungenen Versuchen, Regierungschef von Hessen zu werden, macht Schäfer-Gümbel nun aber den Weg für einen Nachfolger frei. Zum 1. Oktober wechselt er als Arbeitsdirektor zur Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Dafür legt der hochgewachsene Gießener mit der starken Brille im Herbst alle politischen Ämter nieder.

Politisch kommt Schäfer-Gümbel, den alle nur TSG nennen, aus dem linken Flügel der SPD. Er wurde in einem Arbeiterhaushalt groß: Sein Vater fuhr Lastwagen, die Mutter arbeitete als Putzhilfe. Als einziges der vier Kinder machte er Abitur. Er studierte Politologie. Mit 33 Jahren zog Schäfer-Gümbel in den hessischen Landtag ein, wurde Berufspolitiker und stieg auf Bundesebene zum Vize-Parteichef auf.

MANUELA SCHWESIG: (Ost-)Frau für alle Fälle

Zielgerichtet, unerschrocken und pflichtbewusst: Mit diesen Eigenschaften hat sich Manuela Schwesig im Eilzugtempo in die erste Reihe der deutschen Politik vorgearbeitet. Nach nur vier Jahren als Stadtvertreterin in Schwerin wurde sie 2008 - gerade 34 Jahre alt - Sozialministerin Mecklenburg-Vorpommerns und 2013 dann Bundesfamilienministerin. Nach nur sechs Jahren Parteizugehörigkeit war Schwesig 2009 als Hoffnungsträgerin der Ost-SPD Bundesvize ihrer Partei geworden.

Im Sommer 2017 gab sie ihr Ministeramt in Berlin vorzeitig auf und übernahm vom damals an Krebs erkrankten Erwin Sellering (SPD) auf dessen Wunsch das Ministerpräsidenten-Amt. Doch auch in ihrer neuen Funktion blieb die heute 45-Jährige bundespolitisch aktiv und trat dabei vorrangig als Fürsprecherin für die Interessen der Ostdeutschen in Erscheinung. Schwesig wurde 1974 in Frankfurt (Oder) geboren. Im Land Brandenburg verlebte sie auch ihre Kindheit, legte das Abitur ab und absolvierte ihr Studium zur Diplom-Finanzwirtin. Im Jahr 2000 zog sie nach ihrer Heirat nach Schwerin, wo sie heute mit ihrem Mann und zwei Kindern lebt.

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