Polizei warnt vor falschen Handwerkern – Ihre Tricks und wie man sich schützt Vorsicht: Betrüger an der Tür!

Von Frank Schmälzle
 Foto: red

„Grüß Gott, hier in der Straße hat es einen Wasserrohrbruch gegeben. Wir müssen nur mal schnell den Wasserdruck prüfen.“ Unter diesem Vorwand verschafften sich in den vergangenen Tagen Einschleichbetrüger Zugang zu Wohnungen und Häusern. Die Polizei warnt vor dieser neuen Masche. Aber es ist nicht die einzige, mit denen Betrüger ihre Opfer überrumpeln.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Senioren sind für Diebe und Betrüger ein besonders interessantes Ziel. „Es gibt eine Tätergruppe, die sich ausschließlich auf ältere Leute konzentriert“, sagen Rainer Peterson, Fachberater der Kriminalpolizei zum Schutz vor Verbrechen, und der pensionierte Bayreuther Kriminalbeamte und stellvertretende Vorsitzende des Seniorenbeirates, Helmut Ipflkofer. Hier die häufigsten Betrügertricks und wie man sich dagegen schützt:

Wenn es an der Haustür klingelt (I): „Grüß Gott, wir müssen mal den Wasserdruck bei Ihnen im Haus prüfen.“ Das ist die neueste Masche der Einschleichbetrüger. Was kommt, wenn sie erst einmal im Haus oder in der Wohnung ihres Opfers sind, ist ein Klassiker: „Einer der Täter geht mit dem Opfer in den Keller, der andere bedient sich an den Wertsachen“, sagt Peterson. Den Handwerkertrick gibt es in zahlreichen Variationen: Einschleichbetrüger geben sich als Mitarbeiter von Energieversorgungsunternehmen, als Heizungsableser und sogar als Polizisten aus. „Diesen Tätern kommt eines ganz besonders entgegen: die Höflichkeit der älteren Menschen.“ Jemandem die Tür vor der Nase zuzuschlagen oder ihm nicht gleich zu öffnen – das bringen manche Senioren nicht übers Herz. Peterson und Ipflkofer warnen indes vor zu viel Vertrauensseligkeit. Eine Schließkette an der Tür hilft auf jeden Fall, ungebetene Besucher abzuhalten. Und: Wer bei unangemeldeten Handwerkern erst einmal bei der Hausverwaltung nachfragt, wer sich Dienstausweise zeigen lässt und den Anlass eines unerwarteten Besuchs nachprüft, geht auf Nummer sicher.

Wenn es an der Haustür klingelt (II): Ihre Geschichten gehen ans Herz. Junge Leute aus osteuropäischen Ländern klingeln an Wohnungstüren. Wer ihnen zuhört,  wird überschüttet mit Berichten über das Leiden von Behinderten, von Kindern oder Alten in den Herkunftsländern der Bettler. Doch manchmal werden aus Bitten Drohungen, werden aus vermeintlich erbarmungswürdigen Bettlern aggressive Erpresser, die konkrete Geldforderungen stellen. „Senioren zahlen dann sehr oft, denn sie wollen diese Leute ja möglichst schnell wieder lossein“, berichtet Peterson.

Zuletzt hat die Bayreuther Polizei eine neue Vorgehensweise feststellen müssen: Zwei junge Frauen beobachten Männer, die an Geldausgabeautomaten abheben. Die Täterinnen sprechen die Männer an, bitten um etwas Geld – mancher lässt sich erweichen. „Sie führen dann einen regelrechten Danktanz auf, umarmen die Männer“, berichtet Peterson. Und räumen dabei den Geldbeutel ihres Opfers leer. Auch eine gerade wieder aufkommende Masche: das Geld wechseln. Täter „helfen“ ihren Opfern beim Kramen im Kleingeldfach des Geldbeutels – und klauen dabei die Scheine.

„Ja, kennst du mich denn nicht mehr?“: Der Enkeltrick am Telefon ist uralt, aber er funktioniert immer noch. „Und gerade weil der Trick bekannt ist, schämen sich viele Opfer, auf einen Betrüger reingefallen zu sein. Diese Fälle landen dann gar nicht bei uns“, sagt Polizist Peterson. „Wir gehen davon aus, dass die Dunkelziffer sehr hoch ist.“ Schon allein die angezeigten Enkeltricks summieren sich auf riesige Schadenssummen. In den Jahren 2008 bis 2011 ergaunerten sich Telefonbetrüger auf diese Weise in Bayern jährlich zwischen 450.000 und 700.000 Euro, die Polizei registrierte zwischen 300 und 500 Fälle. Im vergangenen Jahr indes wurden bei der bayerischen Polizei satte 1900 Fälle angezeigt, der Schaden liegt bei vier Millionen Euro. Opfer des Enkeltricks sind in vielen Fällen ältere Frauen. Die Betrüger suchen in Telefondateien gezielt nach bestimmten weiblichen Vornamen. Nach Käthe oder Berta – nach Namen, die auf eine ältere Frau schließen lassen. Wenn sie dann noch als Einzeleintrag in einem Telefonbuch steht, passt die ältere Dame perfekt ins Beuteschema.

„Oma? Kennst du mich noch?“ So oder so ähnlich beginnt fast jeder Enkeltrick-Anruf. Die Täter lassen ihr Opfer raten, wer da gerade anruft. Sie nehmen jeden noch so kleinen Hinweis auf, schlüpfen in die Rolle eines Verwandten und wickeln ihr Opfer ein. „Ich freu’ mich so, dass wir mal wieder Kontakt haben. Wir haben uns ja so lange nicht mehr gesehen.“ Dann tischen die Betrüger ihre Lügen auf: Von einer beruflichen Veränderung. Oder einem Autounfall. Oder irgendeiner anderen Situation, in der sie schnell Geld brauchen. Natürlich nur geliehen und nur übergangsweise, weil der Sparvertrag erst in ein paar Wochen fällig wird oder aus einem anderen fadenscheinigen Grund. Geht das Opfer auf den „Wunsch“ ein, steht wenig später ein Geldabholer vor der Tür.

So läuft es, und so läuft es oft. „Wir gehen davon aus, dass von 50 Versuchen einer funktioniert“, sagt Peterson. Was hilft? Misstrauisch bleiben und auflegen! „Wir haben aber auch schon sehr coole Senioren erlebt“, sagt der Präventionsbeamte der Polizei. Die haben sich zum Schein auf die Geldübergabe eingelassen und die Polizei alarmiert. Die Beamten nahmen den Geldabholer dann gleich mit.


Den ausführlichen Artikel lesen Sie in der Montagsausgabe (18. März) des Kuriers.

Foto: Harbach

Bilder