Podiumsdiskussion Gründerzentrum als Zankapfel

Von

BAYREUTH. Fast schon freundschaftlich gingen die Direktkandidaten für den Landtag gestern Abend bei einer Podiumsdiskussion miteinander um, zu der die Industrie- und Handelskammer (IHK) sowie die Wirtschaftsjunioren geladen hatten. Ein wenig zur Sache ging es erst, als die Bayreuther Stadtratspolitik ins Spiel kam – in Form des Regionalen Innovationszentrums.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Sieben Bewerber, drei Themenblöcke – die sich erwartungsgemäß angesichts der IHK als Gastgeber um wirtschaftliche Fragen drehten – und zwei Moderatoren: Otto Lapp, stellvertretender Chefredakteur des Kurier, und Sebastian Döberl, stellvertretender Bundesvorsitzender der Wirtschaftsjunioren. Diese hatten vor rund 120 Zuhörern ein eher leichtes Spiel. Hielten sich die Kandidaten doch fast durch die Bank an die vorgegebene Redezeit. Und gerieten sich auch nicht in die Haare.

Gegen den Mangel

Bis auf diese Sache mit dem Gründerzentrum. Da ging es um den Fachkräftemangel und die fehlenden Azubis im Handwerk. Die meisten Kandidaten sahen darin eine große Chance, Universität und Unternehmen besser zu vernetzen. Wie Florian Wiedemann (Freie Wähler): „So können wir Absolventen in der Region halten.“

Tasdelen kontra Pargent

Was Halil Tasdelen (SPD) veranlasste, die geschlossene Verweigerungshaltung der Grünen im Stadtrat anzuprangern. Damit griff er den dort ebenfalls vertretenen Tim Pargent an. Der konterte, die vielen kleinen und mittleren Betriebe, die sich ohne solche Zentren durchgesetzt hätten, dürften wenig begeistert sein, wenn jetzt mit ihrer Gewerbe- und Umsatzsteuer solche Projekte realisiert werden, von denen vor allem große Unternehmen profitierten. Kritik auch von Sebastian Sommerer (Linke). Eine Universität müsse unabhängig bleiben, Firmen dürften sich dort nicht quasi einkaufen können – „und dann ist für Lehrstühle etwa im Bereich Umwelt kein Geld mehr da“.

In der Bürokratie aufräumen

Sonst oft unterschiedliche Rezepte, aber mehr oder minder identische Ziele. Stichwort Bürokratisierung und Digitalisierung der Verwaltung. Die müsse abgebaut werden, war man sich einig. Aber das werde dauern, meinte Gudrun Brendel-Fischer (CSU). Weil viele eine „180-Prozent-Vollkasko-Mentalität“ hätten und sich für alles die totale Absicherung wünschten. Die Politik wolle in den bayerischen Ministerien „aufräumen“, aber das funktioniere nicht von heute auf morgen.

Zu viele Gesetze und Verordnungen

Schneller als die CSU wolle die FDP handeln, sagte Luisa Funke-Barjak. Die meisten Anträge bei Behörden und Verwaltungen müssten über das Internet möglich sein, „auch ein digitales Bürgeramt wollen wir“. Tim Pargent forderte gar die „digitale Revolution der Verwaltung“. Es könne nicht sein, dass wie im Bayreuther Rathaus Mails ausgedruckt und zu dicken Ordnern abgeheftet werden. Thomas Rausch (AfD) verlangte als ein Beispiel mehr Planungssicherheit und weniger Verordnungen für Unternehmen bei Bauvorhaben. Und plädierte wie Luisa Funke-Barjak für ein Einwanderungsgesetz nach kanadischem Vorbild. „Alleine können wir das nicht stemmen, aber es müssen qualifizierte Leute sein.“ Tasdelen, Pargent und Sommerer befürworteten dagegen ein Zuwanderungsgesetz, das Firmen, die Flüchtlinge ausbilden, die Sicherheit biete, diese auch dauerhaft anstellen zu können. Und Florian Wiedemann sprach sich für verpflichtendes mehrwöchiges Betriebspraktikum in allen Schularten aus.

Autor

Bilder