Während seine Ehefrau Herzogin Camilla neben ihm sitzt, wird der 73-Jährige fast wieder zum Kind. „Eure Majestät, Mami“, wendet sich der Thronfolger an seine Mutter. Im Namen des ganzen Landes, ja der Welt, dankt er Elizabeth II. für ihre Regentschaft und vergisst auch „meinen Papa“ nicht, den 2021 gestorbenen Queen-Gemahl Prinz Philip.
Bekannte Briten schicken Grußbotschaften
Dazwischen: Video-Botschaften von einigen der bekanntesten Briten, den Schauspielerinnen Julie Andrews und Judi Dench, Ex-Beatle Paul McCartney, Fußballer David Beckham und Olympiasieger Mo Farah. „70 Jahre als unsere Regentin“, schwärmt Pop-Superstar Elton John.
Seit dem 6. Februar 1952 ist Elizabeth Königin, so lange wie keine Monarchin und kein Monarch zuvor. Immer wieder ist aus den Lautsprechern die Stimme der Queen zu hören, etwa ihr Versprechen, bis ans Lebensende ihrem Volk zu dienen.
Palast wird immer mehr zur Filmleinwand
Anwesend ist die Jubilarin zwar nur auf der Leinwand. Die 96-Jährige, die zuletzt öfter wegen Mobilitätsproblemen Termine absagte, erholt sich noch vom Auftakt der insgesamt viertägigen Feiern. Doch jedes Mal, wenn ihr Name fällt, jubeln die Massen. Kaum gibt es noch Britinnen oder Briten, die sich an ein anderes Staatsoberhaupt erinnern können. „Wir sind alle Elizabethaner“, sagt der Schauspieler Stephen Fry.
Je später der Abend, desto mehr verwandelt sich der Buckingham-Palast in eine Filmleinwand. Als US-Star Alicia Keys ihren Hit „Superwoman“ singt, prangt der Titel auf der Fassade des Schlosses - sicherlich kein Zufall. Auch zahlreiche Bilder der Queen selbst werden auf die Front projiziert, immer wieder erstrahlt der Palast als „Union Jack“.
Drohnen malen bewegliche Bilder in die Luft
Doch zum Schluss, als US-Soul-Ikone Diana Ross singt, ist auch das Schloss nur noch Beiwerk. Am Himmel malen Drohnen bewegliche Bilder in die Luft, Symbole der Queen: ein Corgi - ihre liebste Hunderasse -, eine Handtasche, eine Teekanne, ein Schwan wird zum galoppierenden Pferd. Schließlich die Queen als Briefmarke.
Und spätestens hier entsteht der Eindruck: Es geht längst nicht mehr um das Jubiläum, sondern um das Vermächtnis. Die Queen als Marke, zu der alle aufsehen, nicht mehr von dieser Welt, sondern über den Dingen stehend. Es wirkt wie eine Abschiedszeremonie.