Pläne und Dokumente im Stadtarchiv entdeckt Kino sollte Erholungsheim werden

Von Thomas Knauber
Die Ausbaupläne für das Kinoanwesen. Repro: Stadtarchiv Foto: red

Gerade hat das Regina-Kino wieder eröffnet. Beim Blick in seine Geschichte zeigte sich, dass die Vorbesitzer Olga und Josef Pajak früher auch das Kino in der Schlossstraße führten, das später lange vom Theater „Schall & Rauch“ genutzt wurde. Dieses Kino mit der Hausnummer 32 a sollte interessanterweise vor dem Zweiten Weltkrieg zu einem Erholungsheim der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) umgebaut werden. Das fand Stadtarchivar Andreas Bayerlein heraus.

 
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Die Pläne aus dem Jahr 1934 stammten von dem Bayreuther Architekten Karl Ruetz, der in den 1930er Jahren Besitzer des Kinos war. Auf den Gedanken, dort ein NSV-Erholungsheim zu errichten, war Ruetz durch die Gründung der Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ gekommen. Durch die schöne, sonnige und ruhige Stadtlage des Kinoanwesens und den prächtigen Blick zum Schloßberg und auf die Stadt waren die besten Voraussetzungen gegeben, dort ein Erholungsheim für erholungsbedürftige SA- und SS-Amtswalter sowie Mitglieder des NS-Lehrerbundes zu planen.

Auch sprachen die herrliche Lage des Städtchens Pegnitz mit seinen prächtigen Anlagen und Spazierwegen auf dem Schloßberg und die angrenzenden bewaldeten Höhenzüge gegen das Dorf Buchau für solch ein Erholungsheim. Das neue und modern ausgebaute Pegnitzer Frei- und Sonnenbad war ein weiterer Pluspunkt, den Standort hier zu wählen. Beim Ausbau war auch eine mögliche Angliederung einer Theaterbühne an das 1928/29 neuerbaute Kino vorgesehen.

Kein Durchgangsverkehr

Ein weiterer Vorteil: das Anwesen lag an einem schönen freien Platz, abseits von jedem Durchgangsverkehr. Karl Ruetz wollte das 900 Quadratmeter große Anwesen samt Inneneinrichtung für 28 000 Reichsmark verkaufen. Die Kosten könnten sich seiner Meinung nach die NSDAP-Ortsgruppe Pegnitz sowie die Stadt teilen. Zudem könnte die Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ weitere Mittel beisteuern. Auch aus dem Fond „Arbeitsbeschaffung“ könnten noch Mittel herangezogen werden. Die Gesamtkosten des Vorhabens wurden auf 250 000 Reichsmark geschätzt.

Der Stadtrat war von dem Vorhaben äußerst angetan und fasste am 16. Mai 1934 folgenden einstimmigen Beschluss: „Der Stadtrat nimmt mit großem Interesse von dem projektierten Ausbau des Kinoanwesens zu einem Partei- und Erholungsheim Kenntnis und beschließt, die Verwirklichung dieses Projektes nach Kräften zu unterstützen. Der Ausbau des Kinogebäudes würde neben der in Pegnitz so dringend notwendigen Arbeitsbeschaffung auch wesentliche Wirtschaftsbelebung zur Folge haben und so ist der Stadtrat bereit, im Rahmen seiner finanziellen Leistungsfähigkeit zur Verwirklichung des Planes beizutragen“.

Pegnitz war pleite

Im Schreiben an die Kreisleitung der NSDAP weist der Stadtrat darauf hin, dass es umso dringlicher wäre, den Ausbau des Kinoanwesens zu einem Partei- und Erholungsheim voranzutreiben, da die wirtschaftliche und finanzielle Situation in Pegnitz mehr als betrüblich sei: Die Eisensteinzeche „Kleiner Johannes“ ist seit vielen Jahren vollständig stillgelegt; und die Armaturen- und Maschinenfabrik Pegnitzhütte beschäftigt statt früher 500 nur noch 250 Mann. Die allgemeine Bautätigkeit sei in Pegnitz fast ganz zum Erliegen gekommen, stattdessen steige die Arbeitslosenziffer stark an.

Der Bau des NS-Erholungsheims würde die Arbeitslosenziffer merklich senken und die Wirtschaft entscheidend beleben. In seiner Stellungnahme lobte der Stadtrat die schönen Anlagen und Spazierwege sowie die Freilichtbühne auf dem Schloßberg. Herausgestellt wurden auch das neue Schwimmbad, die verkehrsgünstige Bahnanbindung und die Nähe zur Wagnerstadt Bayreuth sowie zur „Stadt der Reichsparteitage“ Nürnberg.

Eine dringende Bitte

Fazit: „Der Erholungssuchende und Ferienreisende findet hier alles, was der Ausspannung und Sammlung neuer Kräfte dient“ – beste Voraussetzungen also für ein Erholungsheim der NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“. Die Stadtväter stellten also die dringende Bitte, den Bau zu verwirklichen – auch als Ausgleich dafür, dass die Reichsautobahn in weiter Entfernung an Pegnitz vorbeiführt. Die Ausbaupläne beschäftigen die Stadt über mehrere Jahre. Doch am 10. März 1937 stellt der Bürgermeister schließlich fest: „Ein Interesse zum Ausbau des Kinos in ein NSV-Erholungsheim besteht nicht mehr.“

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