Nichts Ungewöhnliches sei geschehen in der katholischen Pfarrgemeinde von Marktschorgast, macht Ott deutlich. Im Gegenteil. Vor zwei Wochen, an Fronleichnam, habe der Pfarrer noch Pläne geschmiedet, was man im kommenden Jahr anders machen könnte, über Pläne für den September gesprochen. Alles nicht das, was man annehmen könnte von einem Mann, der schon im August nicht mehr der Pfarrer am Ort sein würde.
Er selbst, sagt Ott, sei immer gut mit Pfarrer Kobus ausgekommen. „Ich hatte keine Differenzen mit ihm.“ Deswegen sei er auch überrascht, dass der Geistliche schon im August Marktschorgast verlassen werde. „Ich bin baff.“
Die "Chemie" stimmt nicht mehr
Wenn auch die Stellungnahme des Pfarrgemeinderatsvorsitzenden und des Kirchenpflegers nicht darauf hindeuten, dass die „Chemie“ zwischen dem Pfarrer und mindestens Teilen seiner Gemeinde nicht zu stimmen scheint. Konkretes will keiner sagen. Jedenfalls nicht offiziell.
Zwischen Kobus und den pastoralen Mitarbeitern, dem Seelsorgeteam, sei es nicht optimal gelaufen, ist hinter vorgehaltener Hand dann doch zu erfahren. Die Zusammenarbeit sei gestört gewesen, ist zu hören. Der Pfarrer sei mit seinen Leuten nicht so umgegangen, wie man das von ihm erwarten konnte.
Dann sei irgendwann der Punkt gekommen, an dem es einfach nicht mehr ging. Viele Gespräche soll es gegeben haben.
Fruchtlose Gespräche
Pfarrer Kobus bestätigt im Gespräch, er habe sich in der Seelsorge tatsächlich von manchen Leuten gemobbt gefühlt, schon seit längerer Zeit. „Was ich machen wollte, wurde immer abgelehnt. Und dann wurde ich nach Bamberg gemeldet.“ Der Vorfall im Dezember habe ihn besonders betroffen gemacht. Das Team habe beschlossen, an Weihnachten um 20 Uhr keine Messe mehr anzubieten. Das habe er, Kobus, nicht gewollt und gefragt, ob er nicht dennoch eine Messen lesen könne. Mit Plakaten habe er die dann beworben, damit die Leute erfahren, dass doch ein Gottesdienst stattfinden wird. „Da hagelte es wieder Kritik, bis hin zu einer Meldung beim Erzbischof.“ Viele Geschichten habe es gegeben. Aber diese habe ihn besonders betroffen gemacht. Mit Bedauern in der Stimme sagt der Pfarrer: „Richtig angenommen in der Gesellschaft habe ich mich noch nie gefühlt. Das hat mich sehr belastet.“ Seine Versetzung nach Münchberg freue ihn. Schon vor zwei Jahren habe er sich um die Stelle beworben, sie damals aber nicht bekommen.
Jetzt hat Erzbischof Schick den Marktschorgaster Pfarrer tatsächlich aus Marktschorgast abberufen. Ignacy Kobus wird versetzt. Pfarrer Kobus wird am 1. September eine Stelle als Pfarrvikar im Seelsorgebereich Münchberg-Helmbrechts antreten. Dort wird er einem Pfarrer zugeordnet.