Olaf Huber bei Typisierungsaktion als Spender für Einjährigen "entdeckt" Erfolgreiche Typisierungsaktion in Pegnitz: Spender gefunden

Von Ines Dicker

Einen Riesenzufall nennt er die ganze Geschichte, ein Held will er nicht sein. Bei der Typisierungsaktion für Amanda Scholz im vergangenen Juli wurde er gefunden und kann jetzt einem anderen leukämiekranken Kind helfen. Er, das ist Olaf Huber, Lehrer für Deutsch, Geschichte und Sozialkunde an Amandas Schule. Der 44-Jährige hat kurz vor Fasching einem einjährigen Kind mit seiner Knochenmarkspende das Leben gerettet.

 
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Huber erzählt, wie es dazu kam: „Als die Aktion im Juli war, habe ich mich eben auch typisieren lassen“, erinnert er sich. Der Lehrer kannte die damals leukämiekranke Amanda aber nur vom Sehen, selbst unterrichtet hat er sie nicht. Kurz vor Weihnachten kam dann der Anruf, dass die Gewebemerkmale zu jemandem passen könnten, der Hilfe braucht. Dann musste Huber zu einer Voruntersuchung, im Januar kam wieder ein Anruf: „Das passt.“

Aus dem Beckenknochen

Daraufhin bekam er die Information, dass er die Spende operativ machen lassen muss und nicht für eine Stammzellenspende aus dem Blut infrage kommt. Das ist etwa bei 20 Prozent der Knochenmarkspenden der Fall. Die Begründung: „Es ist für den Empfänger nicht anders annehmbar.“ Da ahnte Huber schon, dass es sich um ein Kind handeln könnte. Das Gewebe wird in solchen Fällen aus dem Beckenknochen genommen, ansonsten würde es aus dem Arm entzogen.

Es ging schnell

Dann war wieder eine Voruntersuchung nötig, diesmal in Köln, wo das Entnahmezentrum seinen Sitz hat. „Klar hatte ich Angst“, meint Huber, „es ist ja eine Vollnarkose und man ist den Ärzten ausgeliefert.“ Vorher hat er sich die Instrumente alle angeschaut. „Das war nicht so klug“, sagt er lachend. Aber es sei dann alles schnell und ohne Probleme gegangen, etwa eineinhalb Stunden war er unter Vollnarkose und danach lag der Pegnitzer noch fünf Stunden auf Sandsäcken.

„Aber ich war gut drauf“, erinnert er sich. Am nächsten Tag wurde er dann schon entlassen und er konnte mit dem Zug heimfahren. Danach hat es an den beiden Einstichstellen am Becken noch etwas gezogen, „aber nicht so schlimm, es hat sich so angefühlt wie Gelenkschmerzen oder Muskelkater.“ Und wenn er ruhig gelegen hat, war es schon nicht mehr zu spüren. „Und ich denke, es gibt Schlimmeres für einen Deutschlehrer, als ein paar Tage zu liegen und zu lesen“, erklärt er lachend.

Als der Eingriff beendet war, hatte er, wie alle anderen Spender auch, die Möglichkeit nach dem Spendeempfänger zu fragen. Geschlecht, Alter und Land bekommt man zu erfahren. Das tat er: Ein einjähriger Junge aus Deutschland. „Erst hab ich mich gefreut, dass es ein Kind war, dann habe ich mir gedacht, eigentlich ist es ja egal, man freut sich einfach, dass man einem Menschen vielleicht das Leben retten kann.“

Wem genau er gespendet hat, könnte er in zwei Jahren erfahren, aber nur, wenn die Eltern des Kindes das auch wollen. Der 44-Jährige hat vor und nach dem Eingriff viel über die Thematik gelesen und sich informiert und auch nachgedacht. „Diese zwei Jahre machen schon Sinn, denn es kann ja sein, dass der Junge nochmal eine Spende von mir braucht und wenn ich dann zum Beispiel sagen würde, dass ich das nicht will, was dann? Die würden ja sofort vor der Tür stehen.“ Und nach zwei Jahren sei es statistisch unwahrscheinlich, dass man noch einmal spenden muss. Er würde nach zwei Jahren schon Kontakt haben wollen, versteht aber auch, wenn die Eltern das nicht wünschen. Aber Huber hat gehört, dass aus solchen Konstellationen schon viele Freundschaften und sogar Ehen entstanden sind.

Dankesbrief

Huber hat vor kurzem den Eltern von Amanda einen Brief geschrieben, in dem er sich für die Aktion in Pegnitz bedankt hat. „Denn wären sie nicht gewesen, wäre ich nicht gefunden worden, dafür gebührt ihnen der Dank.“

Es ist lustig, meint er, als seine Frau schwanger war, hat er immer nur Schwangere auf der Straße gesehen. Jetzt keine mehr. Nun hat er mit vielen Leuten, ob Arbeitskollegen oder Bekannten, zu tun, die auch schon mal gespendet haben. „Deswegen“, sagt er „bin ich nur ein ganz kleines Licht, ich bin nur ein Hundertstel, denn in einer Woche spenden hundert Menschen in Deutschland.“ Huber will auch andere Leute ermutigen, sich typisieren zu lassen. „Es ist so eine einfache Art Menschenleben zu retten, einfacher geht es kaum noch.“