Dialekt Oberfränkisches Wort des Jahres steht fest

Werner Reißaus
Nach „Fregger“ im Jahr 2020 und „Erpfl“ im vorigen Jahr wurde das Wort „waafn“ zum oberfränkischen Wort des Jahres 2022 gekürt. Bezirkstagspräsident Henry Schramm (rechts) gab das Wort gemeinsam mit dem Starkoch Alexander Herrmann (links) bekannt. Foto: Werner Reißaus

Der Nachfolger von „Erpfl“ (2021) steht fest: „Waafn". Das neue oberfränkische Wort des Jahres drücke eine angenehme Offenheit und Vertrautheit im Gespräch aus. Als Begriff für eine Person benutzt, kann es aber auch schnell richtig derb werden.

 
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„Waafn“ ist das Oberfränkische Wort des Jahres 2022. Die fünfköpfige Jury hatte es nicht leicht, aus mehreren Hundert Vorschlägen das Siegerwort auszuwählen. Mit „Waafn“, so Bezirkstagspräsident Henry Schramm, entschied man sich für einen typisch oberfränkischen Begriff, der „Sinnbild ist für ein Miteinander im Gespräch und das Verbindende des Dialekts“. Und auch der Ursprung des Wortes ist eng mit der Geschichte Oberfrankens verbunden. Demnach, so die Erläuterung der Jury führt man das Wort „waafn“ auf das mittelhochdeutsche Wort „weifen“ zurück. „Weifen“ bedeutet ursprünglich: das Abwickeln des Garns von der Spule auf eine Weife, um einen Garnstrang zu erzeugen. Die Bedeutung ‚schwatzen, plaudern’ kam erst später dazu. Das Deutsche Wörterbuch begründet dies damit, dass das Weifen vor allem eine Frauenarbeit war, mit der schwatzen und plaudern einherging.

Für Bezirkstagspräsident Henry Schramm ist „waafn“ demnach in doppelter Hinsicht ein würdiger Preisträger für Oberfrankens Wort des Jahres: „Sprachgeschichtlich zeigt das Wort eine historische Verbindung zur Textilwirtschaft, die für die Industriegeschichte unserer Heimat prägend war. Vor allem aber verweist es auf eine wunderbare Eigenschaft der Oberfranken: Denn wer waaft, der tauscht sich in einem angenehmen, vertrauten Gespräch mit jemandem aus – und er tut dies höchstwahrscheinlich in oberfränkischem Dialekt, denn „waafn“ auf Hochdeutsch kann man sich ja kaum vorstellen.“ Ausdrücklich nicht festlegen wollte sich die Jury, der Sprachwissenschaftlerin Dr. Almut König, Leiter des Oberfränkischen Bauernhofmuseums Bertram Popp, Sabine Hager von extra Radio in Hof sowie Barbara Christoph und Florian Bergmann vom Bezirk Oberfranken angehören, bei der Frage, ob das Siegerwort 2022 nun als Substantiv oder Verb zu verstehen ist. Denn während „die Waafn“ – gerne auch in den derben Variationen als „Leerwaafn“, „Gemaawaafn“ oder „Sauwaafn“ - im weitesten Sinne eine „Quatschtante“ oder einen Wichtigtuer beschreibt, ist das Verb „waafn“ allgemeiner gehalten und trägt eine insgesamt positivere Konnotation. Die außerordentlich weite Verbreitung und häufige Nutzung des Wortes in der oberfränkischen Sprache zeigt sich allein daran, dass man über 40 Wortschöpfungen finden kann, die von „Weifen“ oder „Waafn“ abgeleitet wurden.

Zudem ist mit „waafn“ ganz Oberfranken regional abgedeckt: Coburg, Kulmbach, Bayreuth, Hof, Wunsiedel, Bamberg. Das Wort wird auch bis nach Mittelfranken verwendet, obwohl die Textilindustrie in Oberfranken viel stärker war. Insofern ist das Wort “waafn” ein Exportschlager Oberfrankens. Wie schon im Vorjahr wurde die Verkündigung des Oberfränkischen Wortes des Jahres von Bezirkstagspräsident Henry Schramm online übermittelt – mit erneut prominenter Unterstützung von Starkoch Alexander Herrmann in einer Art „Politischem Kabarett“ und auch mit einer deftigen Brotzeit im Romantik Posthotel. Bezirkstagspräsident Henry Schramm: „Ich freue mich, wieder einmal bei meinem Freund Alexander Herrmann in Wirsberg zu sein und es hat sich ja auch schon eine kleine Tradition entwickelt, denn der Bezirk Oberfranken stellt wieder das Wort des Jahres vor. Da waren Sprachwissenschaftler dabei und es hat unglaublich viele Einsendungen von Wörtern gegeben, ich glaube an die 2000 Stück und die Jury hat sich dann zusammengesetzt, um dieses Wort des Jahres zu küren.“ Das Video kann jederzeit auf den Social-Media-Kanälen des Bezirks Oberfranken abgerufen werden.

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