Oberbürgermeister: Keine freien Flächen mehr – Bürger nennt Flächenfraß eine Katastrophe Kulmbach plant 23 Hektar großes Gewerbegebiet

Von Peter Engelbrecht
Das neue Gewerbegebiet soll an die Ortsumgehung von Melkendorf angebunden werden. Foto: Sonny Adam Foto: red

Ein neues, 23 Hektar großes Gewerbegebiet im Kulmbacher Stadtteil Melkendorf sorgt bei Anwohnern für Bedenken. Auf einer Bürgerversammlung mit rund 100 Teilnehmern gab es zahlreiche kritische Nachfragen zu den Plänen der Stadt. Ein Redner prangerte den „Flächenfraß“ an. Die 23 Hektar entsprechen der Fläche von rund 25 Fußballplätzen.

 
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Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU) sprach sich für das Vorhaben aus. Gewerbeflächen seien in Kulmbach relativ knapp geworden, ein ausreichendes Angebot sei notwendig. Der Stadtrat habe sich mit mehreren alternativen Standorten beschäftigt, doch letztendlich habe sich das Gremium für Melkendorf und das Einleiten eines Bebauungsplanverfahren entschieden. Im Zuge des Verfahrens können Bürger Bedenken und Anregungen äußern.

Im Sommer 2016 soll das Areal ausgewiesen sein. Das derzeit landwirtschaftlich genutzte Gebiet zwischen dem Ortsrand von Melkendorf und der Gärtnerei Herzog umfasst eine Gesamtfläche von 23 Hektar. Davon sind 18 Hektar reine Gewerbefläche, 1,5 Hektar Straßenfläche und 3,5 Hektar sogenannte Ausgleichsfläche.

Discounter, Spielhallen oder Recyclingbetriebe sollen dort keinen Platz finden, versicherte Schramm. Stadtentwicklungschef Gerd Belke lobte die Lage und die Anbindung an die Ortsumgehung, die derzeit im Bau ist. Lastwagen müssten nicht durch Wohngebiete fahren, eine Belastung der Nachbarn durch Lärm und Immissionen könne ausgeschlossen werden. Schramm sagte, schon jetzt gebe es in Kulmbach eine Anfrage auf 10 000 Quadratmeter freie Gewerbefläche. „Das ist nicht mehr bedienbar.“ Deshalb gebe es Zeitdruck. Er fürchtete, dass sich Betriebe in anderen Kommunen umschauen und Kulmbach Gewerbesteuer verlieren könnte. Eine Firma habe ein Angebot für 20 Euro pro Quadratmeter inklusive Erschließung aus dem Umland bekommen. Dieser Preis sei in Kulmbach nicht machbar.

Schramm hoffte auf neue Arbeitsplätze und Neubürger für Kulmbach, die hier Häuser bauen und in der Innenstadt einkaufen. Eine Rednerin sah die Schönheit der Landschaft vernichtet und fragte, ob es nicht noch Baulücken gibt. Schramm erwiderte, es gebe keine andere Möglichkeit. Der Stadtrat habe sich so entschieden. „Die Stadt muss handeln, alles andere wäre fahrlässig“, bekräftigte er.

„Der bayernweite Flächenfraß ist eine Katastrophe“, klagte Bernd Matthes, früherer Chef des Bayerischen Landesamtes für Umwelt, Dienststelle Kulmbach. Zehn Prozent der Fläche im Freistaat sei bereits verbaut, die Straßen noch nicht eingerechnet. Kulmbach verliere immer mehr Einwohner, er glaube nicht, dass die Zahl der Arbeitsplätze gestiegen sei. Matthes fragte, ob Schramm die Zahl der neuen Jobs durch das Gewerbegebiet beziffern könne. „Das wird die Zukunft erweisen“, erwiderte dieser. Die jetzigen Gewerbegebiete seien ausgebucht. Andere Redner sorgten sich um den Erhalt der eigenen Brunnen und die Sicht zur Plassenburg.

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