OB trifft Klimaaktivisten Keine Annäherung unterm Baumhaus

In Sichtweite des Rathauses stellte sich Oberbürgermeister Thomas Ebersberger (Mitte) den Klimaaktivisten. Foto: /Andreas Harbach

Am Donnerstag hat es stattgefunden, das Treffen der Klimaaktivisten am Luitpoldplatz mit Oberbürgermeister Thomas Ebersberger. Wie wohl nicht anders zu erwarten, kam es beim Camp der jungen Leute unter ihrem Baumhaus aber nur zum Austausch bekannter Positionen.

 
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Bayreuth - Oberbürgermeister Ebersberger hat neben einer Tüte Plätzchen Apfelsaft mitgebracht. Warmer Kaffee oder Tee wäre vielleicht besser gewesen, denn es ist kalt und noch dunkel an diesem Morgen. Und es beginnt leicht zu schneien, während über den Luitpoldplatz der Berufsverkehr fließt und sich ein letzter Aktivist aus dem Baumhaus abseilt, wo er die Nacht verbracht hat.

Da passt es ins Bild, dass beide Parteien auch während des Gesprächs alles andere als warm miteinander werden. Immerhin konnten sich Ebersberger und die Aktivisten zu Beginn des Gesprächs zumindest darauf einigen, dass die Klimakrise existenzielle Ausmaße hat und dass auch die Stadt darauf reagieren muss. Die Schlussfolgerungen allerdings waren sehr unterschiedlich.

Klimanotstand ausrufen

Für die Aktivisten ist klar, dass die Stadt den sogenannten Klimanotstand ausrufen muss. Mit der Folge, dass künftig jede Entscheidung auch daraufhin abgeklopft wird, ob ihre Folgen dem Klima schaden. Und mit der Pflicht, dass die Stadt aktiv konkrete Maßnahmen ergreift, die bewirken, dass sie ihr CO2-Budget nicht überschreitet. Und damit dazu beiträgt, dass das Ziel, die Klimaerwärmung möglichst bei 1,5 Grad zu begrenzen, noch erreicht wird.

Die Aktivisten verwiesen auf wissenschaftliche Studien, nach denen die Gefahr bestehe, dass das Klima vergleichsweise schnell an Kipppunkte kommt, nach denen schwerste Folgen unumkehrbar sind. Sie warfen die Frage auf, ob es nicht besser sei, jetzt in Klimaschutz zu investieren, anstatt später viel mehr Geld ausgeben zu müssen. Und sie fragten, wo denn die konkreten Maßnahmen sind – etwa neue Radwege, um Autoverkehr zu minimieren; die Pflicht zur Dämmung öffentlicher, aber auch privater Gebäude; oder die Pflicht zur Installation von Solaranlagen zumindest auf städtischen Liegenschaften. „Uns fehlen feste Ziele“ sagte etwa Marlen Bänfer.

Nicht die einzige wichtige Aufgabe

Ebersberger stieß sich gleich zu Beginn am Begriff Klimanotstand. Für ihn sei das nur ein Symbol, man müsse aber handeln. Und das tue die Stadt – im Rahmen ihrer Möglichkeiten und mehr als mancher andere. Denn die Bekämpfung des Klimawandels sei zwar eine sehr wichtige, aber nicht die alleinige wichtige Aufgabe. Es gehe auch darum, bei Entscheidungen den sozialen Frieden im Blick zu haben. Und nicht zuletzt müssten Maßnahmen auch bezahlt werden, was gerade in der jetzigen Zeit nicht leichter werde.

Für viele Dinge, die die Aktivisten fordern, habe die Stadt zudem keine Zuständigkeiten. Erste Ansprechpartner seien da Bund und Länder oder auch die Wirtschaft. Dennoch habe man mittlerweile zwei Klimamanagerinnen und einen Mobilitätsbeauftragten. Zwei weitere Stellen für den wichtigen Bereich habe man beantragt. Das sei auch ein finanzieller Kraftakt.

Ebersberger sagte zu, dass es mehr Radwege geben werde. Auch eine Solaranlagenpflicht für Neubauten sei in der Überlegung. Außerdem verspreche er sich viel von neuen, klimaschonenden Technologien, die unter anderem an der Uni Bayreuth erforscht würden.

Ziel: Klimaneutral bis 2040

Der Stadtrat werde wohl in seiner nächsten Sitzung das Ziel ausrufen, dass die Stadt bis 2040 klimaneutral sein will. Auf den Einwurf der Aktivisten, dass damit noch keine konkreten Maßnahmen verbunden sind, entgegnete Ebersberger, dass die Klimamanagerinnen bis zum Frühjahr solche konkreten Vorschläge ausarbeiten sollen. Die wolle man dann versuchen umzusetzen.

Und was nimmt Ebersberger mit rüber ins Rathaus? „Dass es hier junge Bayreuther gibt, die sich wirklich ernsthaft Gedanken machen übers Klima. Das finde ich gut.“

Aktivisten enttäuscht

Eher Enttäuschung herrscht dagegen bei den Aktivisten. Auch wenn sie den Verlauf des Gesprächs so erwartet haben. „Wir machen weiter, bis unsere Forderungen erfüllt werden“, sagt Marlen Bänfer. Ziel ihrer Aktion sei ja nicht, ein Gespräch mit dem Oberbürgermeister zu bekommen.

Der sagt zum ungewöhnlichen Zeitpunkt des Gesprächs um 7.30 Uhr, dass er dem Wunsch kurzfristig habe nachkommen wollen. Und da habe es keine andere Möglichkeit gegeben. Er bot aber eine Wiederholung an. Mit mehr Vorlauf gern auch zu einer Zeit, zu der mehr als die rund zehn Teilnehmer kommen können. Dann vielleicht auch im Rathaus. Wärmer wär’s da auf jeden Fall.

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