Nürnberg Flugtickets werden teurer

Roland Töpfer
Der aktuelle Sommerflugplan ab Nürnberg enthält knapp 70 Nonstop-Ziele, darunter über 20 Neustrecken Foto: dpa/Daniel Karmann

Der Nürnberger Airport befindet sich nach schwierigen Corona-Jahren wieder im Aufwind. Doch die Sorgen bleiben, denn er schwebt weiter in den roten Zahlen.

 
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Flugpassagiere müssen sich beim erwarteten Neustart des Luftverkehrs in diesem Sommer auf steigende Ticketpreise einrichten. Darauf hat am Donnerstag Nürnbergs Flughafen-Chef Michael Hupe hingewiesen. Ein Grund sind die Preissteigerungen beim Treibstoff. ,Über die Energiepreise werden die Ticketpreise steigen müssen.“ Auch die Chefs der Luftverkehrskonzerne Lufthansa und Air France-KLM kündigten am Donnerstag Preissteigerungen an.

Corona hatte den Flughafen Nürnberg 2021 fest im Griff: Mit 1,06 Millionen Passagieren gab es nur eine leichte Steigerung zum Vorjahr (917 000). Der Verlust konnte auf 14,9 (41,2) Millionen Euro gedrückt werden, beinhaltet allerdings eine Kompensationszahlung von 13,8 Millionen Euro für Vorhaltekosten während des Lockdowns. Das laufende Jahr sieht deutlich besser aus. Flughafenchef Michael Hupe rechnet mit mehr als drei Millionen Passagieren.

,,Die Menschen wollen wieder fliegen“, so der an Corona erkrankte Hupe in einer Online-Pressekonferenz. Das Ostergeschäft sei sehr gut gewesen, im Sommer soll fast das Vor-Corona-Niveau erreicht werden. Ein starkes Wachstum gebe es im Mittelmeer-Raum und auf dem Balkan. Auch die Kanaren, Madeira oder die Azoren können von Nürnberg aus direkt angeflogen werden.

Trotz wieder besserer Geschäfte wird der Airport aber auch im laufenden Jahr Verluste schreiben, so Hupe auf Nachfrage unserer Zeitung. Operativ schaffe man vielleicht schwarze Zahlen, unterm Strich bleiben sie rot. Ein Jahresüberschuss sei auch in der Mittelfrist-Planung noch ,,ganz weit hinten“.

Die gut vier Millionen Passagiere aus dem Jahr 2019 hat Hupe in seiner Zehn-Jahres-Planung ,,hinten raus drin“. Vielleicht seien sie aber auch schon in zwei, drei Jahren erreichbar. Es gebe allerdings dämpfende Einflüsse auf die Nachfrage. Ökologische Motive könnten das Geschäft mit dem Fliegen beeinträchtigen. Auf Messen registriere man weniger Teilnehmer, vor allem aus China, das gerade wieder gegen Corona kämpft.

In den mageren Corona-Jahren hat der Flughafen über ein ,,Freiwilligenprogramm“ und auslaufende Zeitverträge Personal abgebaut. Nun, da es wieder besser läuft, werden Beschäftigte gesucht und die Mitarbeiterzahl soll von 860 (Ende 2021) auf knapp tausend steigen. ,,Wir laufen in einen Personalengpass rein“, sagte Hupe. Man müsse wieder massiv Personal einstellen. Im operativen Bereich (Bodenverkehrsdienste) sollen 140 neue Mitarbeiter gefunden werden. Auch bei den Airlines herrsche Personalmangel, was zu Flugausfällen führe.

Ryanair ist der neue Platzhirsch in Nürnberg, aber ein unvertretbares Klumpenrisiko sieht Hupe nicht. Mit 30 Prozent Anteil liege die Airline weit hinter der früher dominierenden Air Berlin, die auf 53 Prozent gekommen sei. An zweiter Stelle stehe Corendon mit 16 Prozent.

Der Flughafen investiert in LED-Umrüstung, E-Mobilität und Erneuerbare Energien. Flugzeugschlepper laufen teilweise elektrisch, PV-Anlagen werden schon bald den gesamten tagsüber benötigten Strom erzeugen. Eine weitere große Photovoltaikanlage entsteht aktuell auf dem Oberdeck des Parkhauses P4. Die Wärmeversorgung wird hinsichtlich des CO2 -Ausstoßes und zur Einsparung von Erdgas optimiert. Der Airport bezieht Fernwärme aus einem benachbarten Hackschnitzelkraftwerk und will ab Herbst den größten Teil des Terminals damit beheizen.

Der aktuelle Sommerflugplan enthält knapp 70 Nonstop-Ziele, darunter über 20 Neustrecken. Corendon Airlines hat zwei Flugzeuge in Nürnberg stationiert. Ryanair unterhält ebenfalls eine Basis mit zwei Flugzeugen in Nürnberg, das Streckennetz umfasst 29 Ziele. Insgesamt mehr als 20 Airlines fliegen den Flughafen regelmäßig an. Hupe: ,,Wir starten mit Schwung aus der Pandemie und spüren täglich, dass die Reiselust steigt.“

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