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Der Druck war damals enorm auf Bundestrainer Weinbuch und sein starkes Team, doch ausgerechnet im Vorfeld der WM verlor Ronny Ackermann, der Star, sein Fluggefühl. Erst am Tag vor dem ersten Wettkampf fand er zurück in die Spur – dank eines riskanten Schuhwechsels. Fortan lief es. Ackermann wurde Doppel-Weltmeister, das Team holte Silber, die Erfolge der Kombinierer heizten die Stimmung im winterlichen Oberstdorf an. „Es war unglaublich, wie emotional die Zuschauer mitgegangen sind“, sagt Weinbuch, der sich bei jeder Gelegenheit unter die Fans mischte, die an der 300 Meter langen Bar im Kurpark vor allem sich selbst feierten, „es war eindeutig meine schönste WM.“ Umso größer ist die Wehmut, die jetzt aufkommt.
Die WM ist ein Privileg
Sicher kann man sich bei Hermann Weinbuch zwar nie sein, zumal sein Vertrag noch bis kurz nach den Olympischen Spielen 2022 in Peking läuft – doch es ist ziemlich wahrscheinlich, dass er in den nächsten eineinhalb Wochen seine letzte WM mitmacht. Auch diese Titelkämpfe hätte er gerne genossen, gefühlt, ausgekostet. Einerseits. Und andererseits ist der Bauchmensch Weinbuch Realist genug, um einschätzen zu können, was für ein Privileg es ist, dass die WM tatsächlich stattfindet. In einer Zeit, in der auch aus Oberstdorf deutlich vernehmbare Kritik an dem Großereignis zu hören ist, in der ganze Branchen brachliegen, in der es keinen Amateur- und Breitensport gibt. „Es tut natürlich sehr, sehr weh, dass wir nicht das emotionale Fest erleben werden, auf das wir alle gehofft und uns gefreut hatten“, sagt der Bundestrainer, „und zugleich sind wir extrem froh, überhaupt Wettkämpfe zu haben.“ Die eine neue Herangehensweise erfordern.
Es wird keine Fans geben, die ihr Team zu Erfolgen schreien. Es wird, weil die deutschen Skispringer, Langläufer und Kombinierer in ihren eigenen Blasen leben, keine mannschaftsinterne Dynamik geben. Es wird keine Möglichkeiten geben, sich außerhalb des Hotels abzulenken, sondern nur die Konzentration auf sich selbst und den Versuch, Gedanken an die äußeren Umstände erst gar nicht aufkommen zu lassen. Denn an den hohen sportlichen Zielen hat sich in der Pandemie nichts geändert. Sechs Titel gewannen die deutschen Athleten bei der WM 2019 in Seefeld, dazu drei Silbermedaillen, sie waren unangefochten die Nummer zwei hinter den übermächtigen Norwegern. In ähnlichen Sphären wollen sie sich in Oberstdorf wieder bewegen. Der Heimvorteil hätte dabei sicher geholfen. Nun muss es in diesen schwierigen Zeiten irgendwie anders gehen.