Der Amokschütze hätte nach den tödlichen Schüssen an einem Einkaufszentrum weitere Menschen umbringen können. «Aber offensichtlich wollte er niemanden mehr töten», sagte ein Sprecher des bayerischen Landeskriminalamts (LKA) am Mittwoch. Den Ermittlungen zufolge war der 18-Jährige am Tatabend unter anderem in ein Wohnhaus gegangen und hatte dort im Treppenhaus mehrere Bewohner getroffen. «Es hätte mehr Opfer geben können», sagte der Sprecher. Der Schütze habe seine Waffe zu dem Zeitpunkt jedoch nicht mehr in der Hand gehabt.
Nach Einschätzung der Ermittler verlagert sich der illegale Handel mit scharfen Waffen zunehmend ins Internet. Die Täter glaubten, dort im Darknet (englisch für «dunkles Netz») anonym tätig sein zu können, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt, Günter Wittig. «Der Erfolg am heutigen Tag zeigt jedoch, dass es nicht so ist», sagte er mit Blick auf die Festnahme in Marburg.
Ausgangspunkt für das Ergreifen des mutmaßlichen Waffenlieferanten waren Ermittlungen gegen einen 62-jährigen Buchhalter aus Nordrhein-Westfalen und einen 17-jährigen Schüler aus Nordhessen, die beide in Verdacht stehen, bei dem Marburger Schusswaffen und Munition erworben zu haben.
Das Geschäft zwischen dem mutmaßlichen Waffenhändler und dem 17-Jährigen wurden laut Staatsanwaltschaft über Gitarrenkoffer abgewickelt. Die Freundin des mutmaßlichen Waffenverkäufers habe den Gitarrenkoffer mit den Waffen abgestellt - im Tausch gegen einen leeren Instrumentenkoffer. Es gebe keine Erkenntnisse, dass der Jugendliche die Waffen habe einsetzen wollen. Er habe in einem normalen sozialen Umfeld gelebt.
dpa