Neustart für "Charlie Hebdo" sieben Wochen nach Anschlag

Sieben Wochen nach den islamistischen Anschlägen von Paris ist am Mittwoch die neueste Ausgabe der französischen Satirezeitung "Charlie Hebdo" in den Handel gekommen.

 
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Die Ausgabe, mit der das Satireblatt nach wochenlanger Pause eine Rückkehr zur Normalität einleiten will, erschien mit einer sehr hohen Auflage von 2,5 Millionen Exemplaren. Auf eine Mohammed-Karikatur verzichtete "Charlie Hebdo" dieses Mal.

"Es geht wieder los!" heißt es auf der Titelseite. Abgebildet ist eine Karikatur auf rotem Grund, in der ein Hund mit einer "Charlie Hebdo"-Ausgabe in der Schnauze von einer geifernden Meute gehetzt wird. Unter den Verfolgern sind unter anderem ein Hund mit Kalaschnikow und Stirnband - als Karikatur eines Dschihadisten -, der Papst, der konservative Ex-Staatschef Nicolas Sarkozy, die Chefin der rechtsextremen Front National (FN), Marine Le Pen, und ein Gegner der Homo-Ehe - typische Ziele von "Charlie Hebdo"-Karikaturen.

"Nach der Gewalt, die wir erfahren haben, wollten wir eine etwas besänftigendere Titelseite", erläuterte der neue Chef der satirischen Wochenzeitung, Riss. In der eine Woche nach dem Anschlag auf "Charlie Hebdo" erschienenen Ausgabe der "Überlebenden" hatte die Satirezeitung auf der Titelseite einen weinenden Propheten Mohammed abgedruckt, der ein Schild mit dem Solidaritätsspruch "Ich bin Charlie" hält. Die Abbildung des Propheten hatte zu teils gewalttätigen Protesten in muslimischen Ländern geführt.

Auf den 16 Seiten der "Charlie Hebdo"-Ausgabe vom Mittwoch findet sich keine explizite Darstellung des Propheten - die Satirezeitung spielt aber mit dem Thema. In einer Zeichnung stößt ein Karikaturist bei der Arbeit versehentlich ein Tintenfässchen um. Die Tinte verteilt sich auf einem Blatt Papier, ein Muslim will in dem Fleck das Gesicht Mohammeds erkennen. Karikaturen gibt es auch zur Griechenland-Krise und zum vergangene Woche zu Ende gegangenen Zuhälterei-Prozess gegen Ex-IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn.

Zwei schwer bewaffnete Islamisten hatten am 7. Januar die Pariser Redaktionsräume von "Charlie Hebdo" gestürmt und zwölf Menschen erschossen, darunter fünf Zeichner der für ihre Mohammed-Karikaturen bekannten Satirezeitung. Der Anschlag sorgte weltweit für Entsetzen und löste eine beispiellose Welle der Solidarität aus. Die eine Woche nach dem Anschlag veröffentlichte Ausgabe der Überlebenden fand reißenden Absatz: Sie wurde acht Millionen Mal verkauft, ein Rekord in der französischen Pressegeschichte. Anschließend machte das "Charlie Hebdo"-Team eine mehrwöchige Pause.

Nun meldete sich die Satirezeitung zurück. Die Auflage von 2,5 Millionen Exemplaren liegt um ein Vielfaches über der vor den Anschlägen üblichen von rund 60.000. Der Verkauf lief am Mittwoch aber langsamer an als bei der Ausgabe der Überlebenden, die Zeitungshändlern förmlich aus den Händen gerissen worden war.

Von der neuen Ausgabe sollen 250.000 Exemplare in die französischen Überseegebiete und ins Ausland geliefert werden. Neben Deutschland gehen Exemplare auch nach Belgien, Griechenland, Italien, Kanada, Luxemburg, die Niederlande, Portugal, die Schweiz, Spanien und die USA. "Charlie Hebdo" soll ab sofort wieder wöchentlich erscheinen.

dpa

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