Raum Kulmbach Immer weniger Arbeitslose

Handwerksbetriebe können sich vor Arbeit kaum retten. Es fehlen jedoch Fachkräfte, um die ganzen Aufträge abarbeiten zu können. Foto:  dpa/Julian Stratenschulte

Die Zahl der Arbeitslosen  im Raum Kulmbach liegt auf einem historischen Tiefststand. Trotzdem herrscht in vielen  Bereichen weiterhin 
Personalmangel.  Eine Sparte sticht  dabei besonders heraus. 

 
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Die positive Entwicklung  auf dem Arbeitsmarkt  im Landkreis Kulmbach hält trotz Corona und Krieg in der Ukraine an.  Wie die Bundesagentur für Arbeit  mitteilt,  waren erneut weniger Kulmbacher von Arbeitslosigkeit betroffen als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote sank unter die Drei-Prozentmarke und liegt aktuell bis 2,9 Prozent – das sind 1188 Arbeitslose im Landkreis.  Erstmals überhaupt steht damit in einem Mai eine Zwei vor dem Komma. Gegenüber dem Vorjahresmonat lag die Zahl der Arbeitslosen um fast 20 Prozent niedriger. Überdurchschnittlich konnte die Arbeitslosigkeit bei den Jungen unter 25 Jahren reduziert werden. Die aktuelle Arbeitslosenquote der Jugendlichen unter 25 Jahren liegt momentan bei 2,1 Prozent.

Immer mehr psychische Probleme 
Die Nachfrage nach Arbeitskräften legte mit 186 neuen Stellenmeldungen gegenüber dem Vormonat sogar etwas zu und summiert das Angebot auf 1440 freie Arbeitsplätze. Das sind 371 mehr als im Vorjahresmonat. Damit erhöht sich das Verhältnis von Stellen zu Arbeitslosen auf gut 1,2:1. „Die Schere zwischen Angebot und Nachfrage hat sich weiter vergrößert“, sagt Agenturchef Sebastian Peine. „Auf Grund der anhaltenden Frühjahrsbelebung sank die Anzahl der Arbeitslosen in Vergleich zum Vormonat und zum Vorjahresmonat erneut deutlich. Damit erreichen wir den niedrigsten Wert, den es in einem Mai bisher gegeben hat.“ Im gesamten Bereich der Arbeitsagentur Hof-Bayreuth, die neben Kulmbach auch die Landkreise Bayreuth, Hof und Wunsiedel, umfasst,  gibt es derzeit mehr als 9000 offene Stellen. „Auch das ist  ein nie dagewesenes Angebot“, so Peine. Die Nachfrage nach Arbeitskräften bleibt enorm. Heuer  wurden bisher mit 8814 überdurchschnittlich viele Arbeitsstellen neu gemeldet. Der Bestand wächst weiter an und hat mit 9074 ein Rekordhoch erreicht.   Das sind 35  Prozent  mehr als im Vorjahr. Gegenüber Mai 2019 –  also der Vor-Corona-Zeit, als in der Region Bayreuth-Hof 5791  offene Stellen gemeldet waren –  ergibt sich sogar ein Plus von 3283 Stellen.
Die größte Nachfrage kommt aus dem Bereich Erziehung, Sozialarbeit und Heilerziehungspflege, aber auch Human- und Zahnmedizin, Einkauf und Vertrieb sowie Rechnungswesen, Controlling und Revision suchen besonders qualifizierte Kräfte. 2515 offene Stellen eröffnen Chancen für Helfer und Quereinsteiger ohne besondere Qualifikationen. 
In Kulmbach haben unterdessen  einige Arbeitnehmer  aus gesundheitlichen Gründen gekündigt. Hier spielen  nach Angaben des Arbeitsamtes psychische Belastungsfaktoren eine immer größere Rolle. Mit Sorge sei zu beobachten, dass immer mehr ältere Arbeitnehmer den Bezug von Arbeitslosengeld als Übergang in die Rente nutzen wollen. 
Der stationäre Einzelhandel hat sich von einigen Mitarbeitern getrennt, überwiegend im Bereich Non-Food und Textil. Arbeitsaufnahmen konnten in den Bereichen Zeitarbeit, Hotel- und Gaststättengewerbe sowie in Lager, Versand und Produktion realisiert werden.

Handwerker weiterhin Mangelware 
Handwerkliche Betriebe haben viel zu tun. Die stärkste Nachfrage nach Arbeitskräften  ist im Bauhauptgewerbe festzustellen –  insbesondere für den Tiefbau. Gesucht sind insbesondere Kanalarbeiter, Straßenbauer, Tiefbauarbeiter, aber auch das Baunebengewerbe hat mit Elektrotechnikern, Malern, Zimmerern, Anlagenmechanikern für Heizung, Klima, Sanitär dringenden Bedarf. Das gleiche gilt für  sind Maschinen- und Anlagenführer. Teilweise sind die nachgefragten Fachkräfte am regionalen Markt nicht verfügbar, sodass Arbeitgeber gerne auf m  erfahrene Helfer zurückgreifen. Das Gesundheits- und Sozialwesen hat ebenfalls dringenden Arbeitskräftebedarf. Im kaufmännischen Sektor werden überwiegend Fachkräfte mit Spezialkenntnissen gesucht. Insgesamt ist laut Bericht des Arbeitsamtes  trotz der hohen Nachfrage aber festzustellen, dass es eine gewisse Zurückhaltung der Arbeitgeber gibt, was Neueinstellungen betrifft. Der Grund dafür  liegt vor allem   bei den steigenden Energie- und Materialpreisen, sowie den andauernden Materialengpässen, die Projekte nach hinten verschieben. .  

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