Erstmals wurde der Pilz laut Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin im Jahr 2009 in Japan nachgewiesen – und zwar im äußeren Gehörgang einer 70-jährigen Patientin, die mit einer Ohrinfektion zum Arzt gekommen war. Daher stammt auch der Name „Auris“, der auf Lateinisch Ohr bedeutet. Nachträglich untersuchte Proben zeigen allerdings, dass sich wohl bereits 1996 ein Kind in Südkorea infiziert hatte.
Für wen ist der Hefepilz Candida auris gefährlich?
Durch den Pilz sind inzwischen weltweit Tausende Menschen infiziert worden – und zwar vor allem in Krankenhäusern, Rehakliniken sowie Alten- und Pflegeheimen. Genau das ist ein Problem. Denn Candida auris ist vorrangig für vorerkrankte und immungeschwächte Menschen gefährlich. Für sie besteht das höchste Erkrankungs- und Sterberisiko. Da der Pilz gegen viele Mittel resistent ist, ist eine Infektion schwer zu behandeln.
„Wir gehen aktuell mit hoher Sicherheit davon aus, dass es sich um einen realen Anstieg der Fallzahlen handelt und nicht um eine bessere Erfassung“, sagt Oliver Kurzai, Leiter des Lehrstuhls für Medizinische Mikrobiologie und Mykologie an der Universität Würzburg. Bisher sei in Deutschland kein Todesfall bekannt, der direkt auf eine Infektion mit dem Hefepilz zurückgeführt werden könne, so Kurzai weiter, der auch das Nationale Referenzzentrum für Invasive Pilzinfektionen (NRZMyk) in Jena leitet.
Wie wird Candida auris übertragen?
Anders als etwa das Coronavirus, das sich hauptsächlich über virushaltige Partikel in der Atemluft überträgt, wird Candida auris durch Schmierinfektionen weitergegeben. Sprich: Der Erreger überträgt sich über kontaminierte Oberflächen – und von Mensch zu Mensch. Das ist laut Experten das Gefährliche daran, denn eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung gelingt nicht vielen Pilzen.
Alleiniger Hautkontakt verursacht allerdings noch keine Erkrankung. Der Pilz muss in den Körper eindringen. Und das passiert über Wunden, aber auch über befallene medizinische Instrumente wie Fieberthermometer, Katheter und Beatmungsschläuche. Das ist nicht nur auf falsche Hygiene zurückzuführen: Candida auris ist tückischerweise sehr widerstandsfähig.
Wie kann man sich vor dem Hefepilz schützen?
Für die breite Bevölkerung besteht indes kein Grund zur Beunruhigung. „Für einen gesunden Menschen ist Candida auris keine Bedrohung“, beruhigt Oliver Kurzai. Man muss daher auch keine besonderen Schutzmaßnahmen beachten – außer Hygieneregeln, die ohnehin gelten. Dazu gehört unter anderem das regelmäßige, gründliche Händewaschen.
Wann vermehren sich Pilzerreger wie C. Auris?
Eine gewisse Menge an Pilzen am Körper ist ganz normal. Unser Immunsystem sorgt dabei dafür, dass sie sich nicht im Übermaß vermehren. Unter bestimmten Bedingungen können sich Pilze jedoch ausbreiten. Am wohlsten fühlen sich alle Arten von Fadenpilzen (Dermatophyten) und Hefepilzen (Candida) bei Temperaturen zwischen 30 und 40 Grad sowie in einem feuchten Mikroklima. Vermehren sich Pilze im Übermaß, kann es zu den unterschiedlichsten Erkrankungen kommen. Meist sind bei Pilzinfektionen (Mykosen) Haut und Schleimhaut betroffen, etwa im Mund oder im Intimbereich.
Welche Symptome löst Candida auris aus?
Dringen die Erreger tief in den Körper ein, können sie gefährlich werden. Auch Candida auris kann viele Arten von Infektionen verursachen – mit ganz unterschiedlichen Symptomen. So kann der Hefepilz Ohren, Augen, Harnwege, das zentrale Nervensystem, die inneren Organe und auch die Knochen befallen.
Symptome von Candida auris
Zu den klassischen Symptomen von C. Auris zählen:
- Blutvergiftung (Sepsis)
- Fieber
- Schüttelfrost
- Niedriger Blutdruck
- Alle in Deutschland isolierten Candida-auris-Stämme sollten an das NRZMyk eingesandt werden.
- Patienten mit C. auris sollten in einem Einzelzimmer untergebracht werden, um eine Ausbreitung des Erregers zu vermeiden.
- Engste Kontaktpatienten sollten auf Candida auris (Axilla und Leiste beidseits) gescreent werden.
- Eine Resistenztestung und Therapieberatung ist über das NRZMyk möglich.
Wie viele Fälle von Candida auris gibt es in Deutschland?
Nachgewiesen ist Candida auris laut WHO inzwischen in mehr als 50 Ländern. Während die Fallzahlen vielerorts – und dabei vor allem in den USA – in die Tausende gehen, ist die Lage in Deutschland laut einer im „Deutschen Ärzteblatt“ veröffentlichten Studie noch überschaubar.
Im vergangenen Jahr wurden laut dem Nationalen Referenzzentrum für Invasive Pilzinfektionen (NRZMyk) bundesweit 77 Fälle nachgewiesen. Damit ist die Zahl im Vergleich zu den Vorjahren um das Sechsfache gestiegen. Ein weiterer Anstieg sei wahrscheinlich, so die Forscher. Eine generelle Meldepflicht für jeden Labornachweis könnte eine Ausbreitung des Pilzes bremsen.