Neuer Filialgeschäftsführer sieht im Standort Bayreuth viel Potenzial Jochen Keller ist der neue Karstadt-Chef in Bayreuth

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Jochen Keller ist neuer Karstadt-Chef in Bayreuth. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Karstadt durchlebt unruhige Zeiten. Doch der Standort Bayreuth steht ordentlich da und hat noch einiges an Potenzial – sagt der neue Filialgeschäftsführer Jochen Keller.

 
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Gerade erst wurde in der Konzernzentrale in Essen die Schließung von fünf weiteren Karstadt-Filialen beschlossen. Muss man Angst haben, dass der Standort Bayreuth auf einer der nächsten Listen steht? Jochen Keller kann sich das nicht vorstellen. „Ich bin nicht in der Position, dass ich das ausschließen kann. Aber ich kann sagen: Bayreuth macht stets ein ordentliches Ergebnis. Wir haben hier eine gesunde Basis und unser Haus hat Potenzial.“ Potenzial, das Keller entwickeln soll. Dass mit ihm ein sehr erfahrener Filialleiter nach Bayreuth geschickt wurde, habe schon seinen Grund. „Heute orientiert sich die Besetzung von Stellen nach den Aufgaben. Und mein Profil passt offenbar nach Bayreuth.“

47 Jahre alt ist Keller, davon ist er gut 25 bei Karstadt. Ein Werdegang mit Familientradition, denn auch der Vater des gebürtigen Esseners war 42 Jahre im Unternehmen, lange als Filialleiter. „Ich bin ein Karstadt-Mann durch und durch“, sagt Keller denn auch. Kontinuität, die er auch in Bayreuth wieder herstellen will, nachdem sich zuletzt die Geschäftsführer doch recht schnell abwechselten.

Viele Stationen
in ganz Deutschland

Er selber war als Abteilungsleiter unter anderem in Berlin und am Luxusstandort Oberpollinger in München, ehe er in Hanau die erste Filiale als Geschäftsführer übernahm. Es folgten Stationen in gleicher Funktion in Memmingen, Dortmund, Mönchengladbach-Rheydt und Duisburg. Wobei interessant ist, dass gerade die beiden letztgenannten Standorte den Zwiespalt zeigen, in dem Karstadt steckt: Das Haus in Mönchengladbach schreibt rote Zahlen, auch weil vor einiger Zeit in der Nähe ein großes Einkaufscenter eröffnet hat. Ihm wird vom Karstadt-Management keine Perspektive mehr gegeben. Der Standort Duisburg dagegen wurde erst vor sechs Jahren eingeweiht, ist also sehr modern und steht für das, wo Karstadt hin will.

Ist das auch in Bayreuth möglich? „Bis dahin ist noch viel zu tun“, sagt Keller, der aber zunächst eines betont: „Durch das Tal der Tränen wegen der Eröffnung des Rotmain-Centers sind wir lange durch.“ Natürlich sei das Center ein Konkurrent, zugleich aber locke es Kaufkraft nach Bayreuth, was auch Karstadt nütze.

Neue Marken

Ideen, diese Kaufkraft noch besser in seine Filiale zu ziehen, hat Keller einige. So sei beim Sortiment noch Feinschliff nötig. Die Auswahl der Marken müsse überdacht, noch mehr auf die Zielgruppe ausgerichtet werden, die Keller mit „bodenständig“ umschreibt. Zwei Beispiele: Noch in diesem Jahr sollen mit Biba für die modern-elegante, aber auch reifere Dame sowie Tom Tailor für die Kundengruppe 35+ zwei neue Marken Einzug halten. Dass eine weitere Abteilung schließen könnte, hält Keller für ausgeschlossen: „Wir können auf kein Sortiment mehr verzichten.“ Vielmehr sei es sehr positiv, dass es dank der Verbindung mit dem Loher-Haus hier künftig wieder Lebensmittel-Einzelhandel geben soll.

Betonklotz

Doch ist Keller klar, dass sich auch das Erscheinungsbild ändern muss. „Wir stehen zwar mitten in der guten Stube Bayreuths, aber das Haus ist ein Betonklotz.“ Ideen hat der 47-Jährige viele, er kann sich zum Beispiel vorstellen, aus der Fassade ein Stück herauszuschneiden und stattdessen eine große Glasfassade einzubauen. „Wenn der Kunde von außen zu uns hereinschauen kann, dann kommt er auch eher herein. Man braucht Transparenz, viel Licht und freundliche Farben für ein modernes Kaufhaus.“ Was natürlich Geld kosten würde – und das ist bei Karstadt derzeit bekanntlich nicht so üppig vorhanden. „Stimmt, deshalb gibt es auch keine konkreten Pläne, nur Ideen“, sagt Keller und lächelt, aber: „Steter Tropfen höhlt den Stein. Auch in unserer Zentrale.“ Und vielleicht ließen sich ja auch öffentliche Töpfe nutzen, etwa ein Stadtentwicklungsetat.

Begeistert ist Keller von der Dachterrasse seines Hauses. Auch das ein Pfund, mit dem man wuchern könne. Warum dort nicht mal einen Klavierspieler auftreten lassen; oder eine Cocktailbar aufbauen; oder ein Modeevent veranstalten? „Wir brauchen mehr Frequenz“, sagt Keller – und will deshalb auch mit dem Stadtmarketing zusammenarbeiten, um in Zukunft noch mehr Veranstaltungen direkt vor dem Haus zu haben.

Gute Mannschaft

Dass seine Mannschaft den Herausforderungen gewachsen ist, da ist sich Keller sicher. „Das sind gute Leute, die als Team funktionieren“, sagt er über die 80 Köpfe starke Belegschaft, die auf 42 Vollzeitstellen verteilt ist. Natürlich gebe es Verunsicherung, aber auch große Hoffnung, nachdem Bayreuth von den jüngsten Stellenstreichungen nicht betroffen sei.

Wohnen wird Keller mit seiner Familie in Hollfeld. Die eher ländliche Umgebung gefällt ihm und seiner Frau, die aus Weiden stammt. Sie hat zwei heute erwachsene Kinder in die Ehe mitgebracht, die gemeinsamen Zwillinge sind acht Jahre alt. Zuletzt war die Familie auf einem Pferdehof an der niederländischen Grenze daheim. Auch hier Bodenständigkeit also, die sich auch in Kellers Bekenntnis zeigt: „Ich bin fest überzeugt, dass das Konzept Warenhaus Zukunft hat. Auch bei Karstadt und auch in Bayreuth.“

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