Für die Studie wurden zwischen dem 1. August und dem 16. Oktober 2023 insgesamt 12 308 Menschen im Alter von 16 bis 70 Jahren telefonisch oder online befragt. An der Vorgänger-Erhebung hatte es auch Kritik gegeben - demnach ließ die Datengrundlage keine repräsentativen Schlüsse auf die Gesamtbevölkerung zu.
Der Studie zufolge war der Anteil der Menschen mit einer Störung unter den 18- bis 25-Jährigen am höchsten - er lag bei 4,9 Prozent. Bei den 26- bis 35-Jährigen waren es 3,8 Prozent, bei den 56- bis 70-Jährigen dagegen nur 0,8 Prozent. Erstmals wurde die Belastung im sozialen Umfeld von Menschen mit Glücksspielproblemen untersucht - demnach berichtet mehr als ein Fünftel (21,9 Prozent) der betroffenen Angehörigen oder Freunde von verminderter Leistungsfähigkeit. 26 Prozent leiden an Schlafproblemen, außerdem traten stressbedingt etwa Bluthochdruck oder Kopfschmerzen sowie Depressionen auf.
"Glücksspielstörungen stellen nicht nur für die Betroffenen eine erhebliche Einschränkung der Lebensgestaltung und Lebensqualität dar", betonte der ISD-Experte Sven Buth. "Auch das soziale Umfeld ist oftmals selbst erheblichen finanziellen, sozialen und gesundheitlichen Belastungen ausgesetzt, die mit der Erkrankung der nahestehenden Person einhergehen."
Das klassische Zahlenlotto ist am beliebtesten
Den Zahlen zufolge haben vom vierten Quartal 2022 bis zum dritten Quartal 2023 insgesamt 36,5 Prozent der Bevölkerung an mindestens einem Glücksspiel um Geld teilgenommen - vor zwei Jahren waren es 29,7 Prozent der Befragten. Am beliebtesten blieb das klassische Zahlenlotto "6 aus 49" - durchschnittlich jede und jeder Fünfte (19,8 Prozent) hat mindestens einmal daran teilgenommen. Dahinter folgten der Eurojackpot mit einem Anteil von 13,0 Prozent, die Rubbellose mit 7,6 Prozent sowie die Soziallotterie "Aktion Mensch" (7,3 Prozent). Immerhin 6,9 Prozent entschieden sich für riskante Glücksspielformen - dazu zählen den Angaben zufolge Automatenspiel, Casinospiele oder Sportwetten.
"Glücksspiel macht seine Teilnehmenden selten glücklich", sagte der Bundesdrogenbeauftragte Burkhard Blienert im vergangenen November bei der Vorstellung des "Glücksspielatlas". Demnach gibt es in Deutschland rund 1,3 Millionen Menschen, bei denen sich das Leben fast nur noch ums Spielen dreht. Weitere 3,3 Millionen Menschen zeigen laut "Glücksspielatlas" ein riskantes Spielverhalten mit ersten Anzeichen für eine Sucht.
Auf Grundlage der Untersuchungsergebnisse "können Maßnahmen des Spieler- und Jugendschutzes evaluiert und gegebenenfalls verbessert werden", kündigte ISD-Projektleiter Jens Kalke an. Die Bruttospielerträge des deutschen Glücksspielmarkts betrugen 2022 laut Jahresreport der Glücksspielaufsichtsbehörden der Länder rund 13,3 Milliarden Euro - der Anteil des Schwarzmarktes daran lag bei 815 Millionen Euro.