Naturschützer zählen im Winter die scheuen und seltenen Exemplare auf der Plassenburg Auf der Plassenburg überwintern 193 Fledermäuse

Von Sonny Adam
Foto: Adam Foto: red

Die Fledermäuse fühlen sich aktuell in den Kellern der Plassenburg wohl – und genießen dort die Ruhe. Insgesamt 193 Fledermäuse hat die Koordinationsstelle für den Fledermausschutz in Nordbayern im Auftrag des Bayerischen Landesamtes für Umwelt gezählt. Tatsächlich gehen die Experte von mehr als 200 Exemplaren aus – denn bei den Zwergfledermäusen ist die Dunkelziffer hoch.

 
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Ganz still und leise hat sich Diplom-Biologe Matthias Hammer von der Koordinationsstelle für den Fledermausschutz in Nordbayern – gemeinsam mit Erich Schiffelholz vom Landesbund für Vogelschutz und Carsten Sell vom Frankenwaldverein sowie mit Alexander Kusche vom Landratsamt Kulmbach – auf der Plassenburg in Kulmbach auf Fledermaus-Zählung begeben. Ohne ein Wort miteinander zu sprechen, nur mit einer kleinen Lampe ausgestattet, streifen die vier Fledermausexperten durch die Gewölbe und Keller der Burg.

„Wenn wir die Zählung Anfang Januar gemacht hätten, wären die Zahlen sicher ganz anders gewesen. Aber wegen der kühlen Witterung in den letzten Tagen haben sich viele Fledermäuse in die Gewölbe zurückgezogen“, erklärt Matthias Hammer. Der Experte geht davon aus, dass viele Fledermäuse erst in den letzten Tagen in das eigentliches Winterquartier auf der Burg eingezogen sind- vor allem die Zwergfledermaus und die Mopsfledermaus sind kältetolerant. „Solche Arten suchen erst bei strengerem Frost die Keller auf“, kennt Hammer die Vorlieben der Flattermänner.

Besonderer Schatz: die Mopsfledermaus

193 verschiedene Fledermäuse haben die Experten auf der Plassenburg aktuell „inventarisiert“. Das Gros sind natürlich die Zwergfledermäuse. Mehr als 148 Exemplare hat Hammer identifiziert. „Aber der besondere Schatz, der auf der Plassenburg zu finden ist, ist die Mopsfledermaus“, verrät Hammer. Die Mopsfledermaus hat ihren Namen tatsächlich wegen ihres Aussehens bekommen. Sie hat eine plattgedrückte Nase und gehört zu den sogenannten Glattnasen-Fledermäusen. Die Mopsfledermäuse werden zwischen 4,5 und 5,8 Zentimeter groß, bringen es auf eine Flügelspannweite von bis zu 29 Zentimetern und wiegen zwischen sechs und 13 Gramm. „Wir haben 23 Mopsfledermäuse auf der Burg gefunden und sind sehr froh darüber. Denn im vergangenen Jahr hatten wir nur sieben Mopsfledermäuse“, zieht Hammer eine Bilanz.

Damit liegt das Niveau ungefähr auf den gefundenen Exemplaren vor drei Jahren. „Dieses Vorkommen an Mopsfledermäusen ist eines der bedeutendsten Vorkommen in ganz Nordbayern“, sagt Hammer beeindruckt. Denn die trockenen, kalten Räume der Burg entsprechen genau den Anforderungen der Mopsfledermäuse. Und wegen dieser Mopsfledermäuse wurde die Plassenburg auch in das europäische Schutzsystem Natura 2000 aufgenommen und ist als Naturschatz registriert. „Man kann vielleicht keinen Trend aus den gezählten Exemplaren ableiten, aber es ist erfreulich, dass die Bestände stabil sind“, kommentiert auch Alexander Kusche vom Landratsamt die Funde. Natürlich sei auch die Staatliche Schlösser- und Seenverwaltung informiert worden. „Wir haben bei der Sanierung der Süd- und der Ostmauer darauf hingewirkt, dass Spalten offen bleiben, denn sie bilden wichtige Lebensräume für die Fledermäuse“, sagt Kusche.

Großes Mausohr zieht die Fränkische vor

Doch die Experten haben in den Ritzen und Gewölbekellern noch andere Fledermausarten ausgemacht: So zählten sie zwölf Große Mausohr-Fledermäuse, vier Braune Langohren und zwei Fransenfledermäuse. Außerdem ist auch noch ein Graues Langohr entdeckt worden und einige unbestimmte Arten. „Aber das Große Mausohr fühlt sich eigentlich auf der Burg nicht so wohl, es kommt eher in den Höhlen der Fränkischen Schweiz vor“, erklärt Hammer. „Das aktuelle Ergebnis liegt absolut im Durchschnitt der letzten Jahre“, ist Hammer mit der Situation zufrieden.

Er geht sogar davon aus, dass viele weitere Zwergfledermäuse in nicht einsehbaren Ritzen auf der Burg hängen. „Wir können natürlich nur die sichtbaren Tiere zählen, aber bei der Zwergfledermaus müssen wir von einer sehr hohen Dunkelziffer ausgehen“, so der Experte. Tatsächlich wiegen die Zwergfledermäuse nur 3,5 bis sieben Gramm – also weniger als ein Stückchen Würfelzucker. Mit eingeklappten Flügeln ist die Zwergfledermaus nicht einmal so groß wie eine Streichholzschachtel

Im Winter Fledermäusen Platz lassen

„Wenn ich einen Wunsch haben darf, dann würde ich mir wünschen, dass die Menschen bei Sanierungen an Fledermäuse denken“, betont Alexander Kusche vom Landratsamt in Kulmbach. Denn Fledermäuse lassen sich auch gerne in alten Bier- und Gewölbekellern nieder. „Man sollte immer daran denken, dass man für die Fledermäuse auch im Winter einen Schlitz offen lässt, das ist für die Tiere wichtig“, appelliert Kusche an alle Eigentümer solcher Winterquartiere. Auch in Kasendorf und Alladorf haben die Fledermausexperten Winterzählungen durchgeführt. „Aber wir können natürlich nicht alle Vorkommen jedes Jahr inspizieren, auf der Plassenburg führen wir aber jedes Jahr eine Zählung durch“, erklärt Kusche. „Die Schwankungen der gefundenen Zahlen sind keine Folge von Populationsrückgängen und sind kein Anzeichen für das Aussterben einzelner Arten. Unsere Zählungen beweisen eher, dass die Bestände zwar nicht wachsen, aber erfreulicherweise auch nicht abnehmen – und das ist schon ein großer Erfolg", meint Hammer.

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