Wähler desillusioniert
Auf den künftigen Regierungschef warten viele Herausforderungen: Pakistan leidet unter Terroranschlägen und zunehmend unter den Folgen des Klimawandels. Zudem steckt das Land in einer schweren Wirtschaftskrise, die Inflation liegt bei fast 30 Prozent.
Vor allem muss Sharif jedoch eine tiefe Kluft zwischen Politik und Wählern in dem Land mit mehr als 240 Millionen Einwohnern überwinden. Sein jüngster Weg zum Amt des Premiers war von Vorwürfen überschattet, die Wahl sei zugunsten der etablierten Parteien manipuliert worden. Grund waren massive Verzögerungen bei der Auszählung der Stimmen. Beobachter kritisierten außerdem das harte Vorgehen der Justiz gegen die Opposition und die Abschaltung des mobilen Internets am Wahltag, das die Behörden mit der prekären Sicherheitslage in dem Land begründet hatten.
Regierung und Militär bestreiten eine Einmischung in die Wahl. Viele Wähler zeigen sich jedoch auch knapp einen Monat nach der Wahl noch desillusioniert. "Wir sind enttäuscht, weil unsere Stimmen nicht gezählt haben", sagt Händler Faizal Dad Khan in der Millionenstadt Peschawar, die als Hochburg der PTI gilt. "Mein Vertrauen ist komplett erschüttert."
Militär bleibt einflussreich
Auch in seinem Umfeld seien die Menschen frustriert, sagt Faizal Dad Khan. Hier, in der Region nahe der afghanischen Grenze, beschäftigt die Bewohner neben der schweren Wirtschaftslage die Bedrohung durch militant-islamistische Gruppierungen. Unter Imran Khan habe es weniger Anschläge gegeben, auch habe er sich mehr um die Belange der gewöhnlichen Leute gekümmert, sagt ein anderer Händler auf einem Basar im Speckgürtel der Stadt.
Studentin Aqsa hofft auf bessere Bildungsmöglichkeiten in ihrem Land. Viel Hoffnung in die neue Regierung hat sie jedoch nicht. Die Wahlen klagt sie, seien nicht ehrlich gewesen. In mehreren großen Städten des Landes gingen Anhänger der PTI am Samstag auf die Straße, um gegen die Ergebnisse der Parlamentswahl zu demonstrieren.
Wie lange Sharif an der Staatsspitze bleibt, dürfte sich in den kommenden Jahren jedoch letztendlich an seinem Verhältnis zu den mächtigen Generälen des Landes entscheiden. Bisher hat kein Premier in der Geschichte Pakistans seine Amtszeit vollenden können. Das Militär gilt dabei als entscheidend für den Fall und Aufstieg von Politikern. Ein enger Vertrauter Sharifs glaubt, dass ohnehin sein älterer Bruder im Hintergrund die Strippen ziehen wird. "Nawaz Sharif ist derjenige, der das Sagen haben wird."