Kulmbach Trauer um Wolfgang Protzner

Wolfgang Protzner. Foto: red

Der langjährige Kulmbacher Bürgermeister Wolfgang Protzner starb am Samstag im Alter von 80 Jahren. Der Historiker galt als Visionär und Streiter für die Demokratie.

 
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Am 31. August hatte er noch in ganz kleinem Kreis seinen 80 Geburtstag gefeiert. Einen großen Bahnhof wollte er nicht. Seit Jahren lebte er recht zurückgezogen. Am Samstag ist Wolfgang Protzner gestorben. Der Landkreis und die Stadt Kulmbach trauern um einen Mann, der sich ein Leben lang für Demokratie und Freiheit eingesetzt und der als Visionär galt.

„Wolfgang Protzner war eine Persönlichkeit. Einer, der die CSU in Kulmbach mit geprägt hat und der durch sein Engagement und seine Ideen immer wieder Anstöße für die zukunftsfähige Entwicklung der Region gegeben hat. Ich verneige mich vor der Lebensleistung von Wolfgang Protzner. Er möge in Frieden ruhen.“ Mit diesen Worten würdigte CSU-Kreisvorsitzender Henry Schramm am Sonntag seinen langjährigen Parteifreund. Mehr als 60 Jahre lang war Wolfgang Protzner in der CSU aktiv gewesen.

Protzner war Historiker. An der Uni Bamberg lehrte er Geschichtsdidaktik. Man müsse, so sagte er einst, die Geschichte kennen und begreifen, um die Gegenwart beurteilen und die Zukunft gestalten zu können.

Sein umfangreiches Wissen um die deutsche Geschichte hat Protzner Jahrzehnte genutzt, um für die deutsche Einheit zu streiten. Jahr für Jahr stand er am 17. Juni und, als die Einheit vollzogen war, am 3. Oktober, an der Berliner Brücke.

Doch Protzner war auch Visionär. Einer, der sich aufregte, weil Klärgas in Kulmbach einfach abgefackelt und nicht genutzt wurde und der schließlich eine vernünftige Nutzung durchsetzte. Einer, der im Ruhestand in Neufang bei Wirsberg einen Bioacker bewirtschaftete und dort alte Kartoffelsorten anpflanzte. „Grüner als die Grünen sei er“, hat er gesagt, inmitten seines Ackers stehend, auf dem auch Kraut, Lauch oder Fenchel wuchsen.

Verheiratet war Protzner mit Dr. Maria Seifert-Protzner, der langjährigen Wirsberger Ärztin. Als seine Frau schwer krank wurde, hat er sie liebevoll gepflegt bis zu ihrem Tod vor fast genau zwei Jahren.

Wolfgang Protzner war mehr als 40 Jahre Stadtrat in Kulmbach, er war zweiter Bürgermeister unter Erich Stammberger, war Mitglied des Kreistags. Er war lange Zeit der Studienleiter der Akademie für Neue Medien, hat sie aufgebaut und bekannt gemacht.

Er war einer der Hauptakteure, die 1973, noch lang vor dem Fall des Eisernen Vorhangs, die Städtepartnerschaft mit Saalfeld anbahnten, und nicht zuletzt hat er auch eine tragende Rolle gespielt, als es galt, die Bedeutung der Basilika in Marienweiher zu stärken.

Protzners Bruder Bernd, ehemaliger CSU-Generalsekretär und Kulmbacher Bundestagsabgeordneter, war bereits 2018 gestorben.

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