In früheren Jahren saß sie dabei noch selbst auf dem Rücken eines Pferdes. Einmal wurde dabei sogar auf sie geschossen, als sie ihre Gardesoldaten mit den roten Uniformen und den Bärenfellmützen anführte. Doch die Kugel verfehlte ihr Ziel. Später bevorzugte sie die Kutsche.
Doch dieses Mal gibt es keine Marschmusik. Nur das Klappern der Hufe und das Scheppern der Rüstungen und des Zaumzeugs wird zu hören sein, wenn der Leichenzug die von riesigen Union-Jack-Fahnen und Platanen gesäumte Allee hinabzieht. Der Sarg soll auf einer Lafette - einem von Pferden gezogenen Kanonenwagen - gezogen werden. Pferden galt schon immer ihre besondere Liebe. Schon als kleines Kind saß sie im Sattel. Noch wenige Monate vor ihrem Tod soll sie zuletzt auf einem Pferd gesessen haben.
Ziel des Trauerzugs ist die altehrwürdige Westminster Hall des Parlaments
Die 30-jährige Lidia Belaloui steht seit 2.00 Uhr morgens ganz vorn am Kreisverkehr vor dem Palast. Die Studentin aus Frankreich hat schon als Kind von den britischen Royals geschwärmt. Die Queen ist ein „Vorbild für die Menschheit“, findet sie. „Ich habe eine Menge Respekt für sie“, sagt sie und fügt nach einer kleinen Pause hinzu: „Sogar Liebe“. Sie kann es nicht erwarten, bis der Trauerzug beginnt. Doch sie muss sich noch bis kurz nach 14.00 Uhr gedulden.
Es wird ein seltener Anblick für die Briten, ihre Royals so demütig zu sehen, wie sie die etwa zwei Kilometer lange Strecke zu Fuß zurücklegen. Für William und Harry dürfte es Erinnerungen daran hervorrufen, als sie als Jungen dem Sarg Dianas hinterhertrotteten. Die Erfahrung vom Verlust ihrer Mutter hatte sie einst zusammengeschweißt. Ob der Tod ihrer Großmutter eine ähnliche Wirkung haben wird, muss sich herausstellen.
Ziel des Trauerzugs ist die altehrwürdige Westminster Hall des Parlaments. Für die Briten, die dort zu Hunderttausenden erwartet werden, um von ihrer Königin Abschied zu nehmen, wird ihr Sarg dort mehrere Tage aufgebahrt sein. Das Motto der Queen lautete: „Ich muss gesehen werden, damit man an mich glaubt“ - nicht wenige Trauernde dürften an diesem Tag das Gefühl haben, dass sie selbst nach ihrem Tod noch für die Untertanen da ist.