Nach Sturmschaden Rettung eines Kleinods

Brigitte Grüner
Ortssprecher Martin Schleicher vor dem Muttergottesbild und den frischen Blumen in der ramponierten „Ropperts Kappel“. Foto:  

Die „Ropperts Kappel“ wurde durch einen Sturm arg in Mitleidenschaft gezogen und soll nun saniert werden

 
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Hagenohe - Mehr als 180 Jahre wird die „Ropperts Kappel“ bei Hagenohe schon in Ehren gehalten. Die kleine Kapelle ganz in der Nähe der drei Windräder muss dringend saniert werden. In der Stadtratssitzung am kommenden Mittwoch ist das kleine Kirchlein auch Thema.

Erst 2018 hatte die Dorfgemeinschaft in die Kapelle investiert und das Dach neu gedeckt, erinnert sich Ortssprecher Martin Schleicher. Auch wurden die hölzernen Stützpfeiler vor dem Eingang erneuert. An der mit viel Eigenleistung hergerichteten Kapelle hatten die Hagenoher aber nicht lange ihre Freude. Bei einem Sturm im September 2019 löste sich ein Teil der mächtigen Linde und krachte auf die Rückseite des Gebäudes. Ausgerechnet auf der Wetterseite wurde die Rückwand nahezu komplett zerstört. Die herabgefallenen Steine liegen noch immer hinter der Kapelle. Auch die Seitenwände litten durch den Aufprall des großen Astes. Erhalten blieb das Gewölbe – wenn auch mit Rissen im Inneren der Kapelle sowie oberhalb der schmiedeeisernen Eingangstür.

Über die Geschichte der Kapelle ist nicht viel bekannt. Sie gehörte einst zum Anwesen „Beim Rupperten“. Erbaut wurde sie zur Erinnerung an einen Mann aus der Familie, der vom Blitz erschlagen worden war. Die Linde hinter der Kapelle stand wohl damals schon, denn sie ist nach Schätzung des Ortssprechers rund 250 Jahre alt. 1901 wurden das Rupperten-Anwesen und damit auch die Kapelle von Michael Wagner übernommen. Er hatte 18 040 Mark für den Hof bezahlt. Seine Frau war Margarete Kugler aus Leiten. Eine der Töchter des Paares ist die Mutter von Martin Schleicher. Bis zur Flurbereinigung, die von 1968 bis 1978 durchgeführt wurde, gehörte die Kapelle Josef und Margareta Schleicher. Das Paar übergab die Kapelle noch an die Altgemeinde Ranzenthal und den damaligen Bürgermeister Erich Hasmann, erinnert sich Martin Schleicher. Durch die Gebietsreform und die Eingemeindung kam die „Ropperts Kappel“ 1978 in das Eigentum der Stadt Auerbach.

Der Bauhof hat die Sanierung der Kapelle bereits auf der Liste stehen, weiß Ortssprecher Martin Schleicher. Damit von der Linde nicht weitere Äste abbrechen, wird der Baum jetzt mit einem festen Gurt zusammengehalten. Unweit der Kapelle wird mittelfristig eine Freiflächen-Photovoltaik-Anlage entstehen. Der dazugehörige Bebauungsplan war Thema in der April-Sitzung des Stadtrats. Einige Kommunalpolitiker befürchteten, dass die PV-Module die Sicht auf die Kapelle beeinträchtigen könnten. Laut Martin Schleicher gab es deshalb vor wenigen Tagen eine Online-Konferenz mit dem Geschäftsführer der Investorenfirma Voltgrün Energie GmbH. Ziel sei es, dass im direkten Umfeld der Kapelle keine PV-Module aufgestellt werden. Die Bürger wünschen sich einen Abstand zur Kapelle von circa 30 mal 30 Metern, der Investor würde sich auch freiwillig zu einem radialen Abstand von 100 Metern verpflichten. Die geänderte Bauleitplanung wird vom Stadtrat am Mittwoch beschlossen.

Beliebter Treff und Aussichtspunkt

Trotz der Sturmschäden ist die Kapelle mit der stabilen Sitzgarnitur, die von der Dorfgemeinschaft aufgestellt wurde, ein beliebter Treff- und Aussichtspunkt. An klaren Tagen kann man bis weit in die Fränkische Schweiz schauen. Auch Thurndorf ist gut zu erkennen, ebenso die drei Windräder in der Nachbarschaft. Im Briefkasten der Kapelle landen immer wieder Gebetsanliegen und auch Spenden, weiß Martin Schleicher.

Elfriede Bauer kümmert sich seit vielen Jahren um die „Ropperts Kappel“, stellt Blumen auf den kleinen Altar vor dem Muttergottesbild oder entzündet Kerzen. Die Dorfgemeinschaft nutzt die Fläche vor der Kapelle, die nur wenige Meter von der Grenze zum Landkreis Neustadt/Waldnaab entfernt ist, für Dorffeste oder für Andachten. Der nächste Termin für eine Maiandacht ist am Freitag, 28. Mai.

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