„Heute fällt es sehr schwer, das Ganze einzuordnen“, sagte Mats Hummels, der wie all die anderen formstarken Dortmunder der vergangenen Wochen seltsam gelähmt gewirkt hatte: Karim Adeyemi, Sebastien Haller, Julian Brandt, Emre Can, Raphael Guerreiro, Donyell Malen, sie alle spielten spätestens nach dem frühen 0:1-Rückstand und dem verschossenen Elfmeter von Sebastien Haller konfus. Sie wirkten überwältigt von der Angst, diese Chance zu verpassen.
Quälende Konjunktive
Der Zufall, der die Sache noch hätte retten können, war nicht auf der Seite des BVB. Das 1:2 durch Guerreiro (69.) fiel zwar zeitgerecht, aber der Ausgleich durch Niklas Süle in der fünften Minute der Nachspielzeit kam zu spät für das Wunder. Fünf Minuten mehr Spielzeit hätten womöglich gereicht, und wenn der Kölner Ellyes Skhiri sich dem für die Meisterschaft entscheidenden Schuss von Jamal Musiala 100 Kilometer weiter südlich entschlossener entgegengestellt hätte, hätte es wohl trotz der Dortmunder Verunsicherung geklappt mit dem Titel. Es gibt eine ganze Reihe dieser quälenden Konjunktive, die den BVB nun durch den Sommer begleiten werden: „Wenn wir das 2:2 zehn Minuten früher schießen, dann sind wir noch mal richtig im Spiel“, überlegte Kehl, und Hummels sagte zu Hallers verschossenem Elfmeter: „Wenn wir das eins zu eins machen, dann glaube ich, sieht es anders aus.“
Hätte, wenn und aber. Am Ende bleibt nicht viel Positives außer vielleicht dem Gefühl, Teil eines noch lange nachwirkenden Dramas gewesen zu sein. Allerdings in der unschönen Rolle des tragischen Verlierers. „Wir wissen, dass der Weg zum Erfolg extrem steinig ist, aber das heute hätten wir nicht gebraucht“, sagte Trainer Edin Terzic, der, als die Menschen langsam aus ihrem Zustand der Schockstarre erwachten, vom Publikum gefeiert wurde. Er weinte und hatte dennoch die Kraft, einen Blick in die Zukunft zu werfen: „Wir werden das verarbeiten, wir werden aufstehen, wir werden ab Juli alles investieren, um es besser zu machen. Dann geht es darum, die nächsten 34 Spieltage wieder zu nutzen, um es endlich zu schaffen.“