Mozart-Requiem: Chor sucht Sänger auf Zeit

Von Ulrike Sommerer
Sie singen aus Leidenschaft und wollen damit zu etwas Besonderen im Rahmen des Stadtjubiläums beitragen: Sängerin Christa Herrmann und Chorleiterin Christel Scholz-Engel. Foto: Ulrike Sommerer Foto: red

Früher muss das anders gewesen sein. Da muss sich ein Mensch, der sich in einem Verein oder einer Gruppe engagieren wollte, lange binden haben wollen. Und heute? Will sich niemand mehr binden. Die Kantorei St. Johannis der evangelischen Kirche in Gefrees trägt dieser gesellschaftlichen Entwicklung Rechnung. Und bietet Chor als Projekt an. Das aktuelle: Im April wird das Mozart-Requiem in d-Moll aufgeführt.

 
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"Die Leute kommen eher, wenn sie wissen, sie kommen aus dieser Nummer wieder heraus", sagt Christel Scholz-Engel. Die 62-Jährige leitet die St. Johannis-Kantorei seit zwei Jahren. Damals legte die bisherige Chorleiterin den Taktstock zur Seite "und da ich schon den Gesangverein leite, habe ich mich überreden lassen, alle zwei Wochen mit der Kantorei zu proben". Beim 14tägigen Rhythmus blieb es allerdings nicht... Und jetzt dieses große Projekt. Für das es zwei Gründe gibt.

Zum einen wollte sich die Kantorei in das 650-Jahre-Gefrees-Jubiläum einbringen ("schließlich war die erste urkundliche Erwähnung die einer Kirche", man sah sich als Kirchenchor quasi in der Pflicht). Zum anderen hatte Christel Scholz-Engel das Mozart-Requiem schon einmal mit dem Projektchor in Rehau aufgeführt und fand es zu schade, es nur einmal zu singen. Die Rehauer Sänger werden die Gefreeser daher unterstützen.

Dazu kommen Solisten und das Karlsbader Symphonieorchester. Und es werden weitere Chorsänger gesucht. Männer vor allem, aber, beeilt sich Christel Scholz-Engel zu sagen, auch ein hoher Sopran und ein kräftiger Alt. Noten lesen zu können ist keine Voraussetzung. "Mit der Zeit findet man sich in das Werk ein." Jeder, der mitmachen will, und sich eben nur bis April und nicht auf ewig binden will, kann noch einsteigen, bekommt dann eine CD mit seiner Gesangsstimme, um Zuhause üben zu können. Hausaufgabe. Zu hören und zu üben beim putzen, Auto fahren, kochen, bügeln...

Start in intensive Probenarbeit Die Kantorei ist ein Laienchor. Und zwar einer, der übers Jahr gesehen einige Verpflichtungen hat. Als Kirchenchor werden schließlich Gottesdienste musikalisch ausgestaltet. 20 Frauen und Männer singen hier das ganze Jahr über. "Das sind nicht viele", räumt Christa Herrmann ein. "Aber wir sind im Aufwind." Christa Hermann ist 72 Jahre alt. Seit 45 Jahren singt sie im Chor. Weil sie Musik liebt, weil sie unheimlich gerne singt, weil sie klassische Musik liebt, weil sie von Kindesbeinen an mit Musik in Berührung ist. Weil der Chor eben, gerade in der Weihnachtszeit, so viele andere Verpflichtungen hatte, könne erst jetzt mit der intensiven Probenarbeit begonnen werden.

Aufwind erhofft sich der Chor nun durch Mozart. Wobei das Werk zunächst dazu führte, dass von 20 nur 15 Sänger übrig sind, die anderen trauen sich Mozart nicht zu. "Es ist ja auch etwas ganz anderes, als ein Choral in einem Gottesdienst", gibt Christel Scholz-Engel zu. Und so wird sie auch nicht müde, ihren Sängern Mut zuzusprechen. "Wir kriegen das hin", sagt sie immer wieder, wenn der Sopran den höchsten Ton nicht mehr erreicht, der Alt mit der Stimmführung hadert, der Bass das Tempo nicht hält,  der Tenor gar nicht vorhanden ist. "Mund aufmachen! Als ob der Mund aus Gummi wäre! Traut euch! Ein hoher Ton braucht Platz!", feuert sie die Sänger an. Und immer wieder: "Wir kriegen das hin." 

Das Mozart-Requiem wird in der Fassung von Franz Beyer gesungen, die unter Fachleuten als die gelungenste Herausgabe des Mozartschen Requiems gilt. Das Requiem ist das letzte Werk Mozarts, er hat es selbst nicht vollenden können, es wurde zu seiner eigenen Totenmesse, fertig gestellt von seinem Schüler Franz Xaver Süßmeyr. 

Das Mozart-Requiem ist am 16. April um 19.30 Uhr in der St. Johannis-Kirche in Gefrees zu hören. Die Leitung hat Hermann Engel. Eine Karte kostet an der Abendkasse 15 Euro. Wer noch mitsingen möchte, kann sich mit Christa Herrmann unter der Telefonnummer 09254/400 in Verbindung setzen.

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