Möglicherweise ist seine Antenne verdeckt oder anders ausgerichtet Rosetta-Mission: Kometen-Roboter bereitet Wissenschaftlern Sorgen

Landeroboter Philae bereitet Wissenschaftlern Kopfzerbrechen. Er "lebt" noch, sendet auch ab und an Daten, aber die Wissenschaftler ernten größtenteils Schweigen und können ihn nicht bewegen derzeit. Grafik: ESA Foto: red

Der Landeroboter "Philae" auf dem Kometen Tschuri bereitet seinem Team im Lander-Kontrollzentrum des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) Kopfzerbrechen. Nach wochenlanger Funkstille hatte sich "Philae" vor eineinhalb Wochen wieder gemeldet - um dann erneut in Schweigen zu verfallen, wie das DLR am Montag in Köln mitteilte. Seitdem arbeitet das Team den Angaben zufolge daran, mit Tricks und Kniffen wieder Kontakt mit dem Lander aufzunehmen.

 
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"Wir haben in den bisher empfangenen Daten auch Anzeichen dafür, dass 'Philae' sich bewegt haben könnte und seine Antenne dadurch womöglich mehr verdeckt oder anders ausgerichtet ist", erklärte der "Philae"-Projektleiter und DLR-Wissenschaftler Stephan Ulamec. An einem baugleichen Modell im Nutzerzentrum für Weltraumexperimente des DLR testen die Ingenieure nun verschiedene Kommandos, mit denen sie das kühlschrankgroße "Philae"-Landegerät aktivieren und optimieren wollen.

Aufgeben wollen die Wissenschaftler den Lander jedenfalls nicht. "Er ist offensichtlich immer noch funktionsfähig, denn er schickt uns immer wieder Daten, wenn auch in unregelmäßigen Abständen und zu überraschenden Zeitpunkten", unterstrich Ulamec. "Es gab bereits mehrmals die Befürchtung, der Lander bliebe ausgeschaltet - aber er hat uns immer wieder eines Besseren belehrt."

"Philae" war am 12. November 2014 auf dem kurz Tschuri genannten Kometen 67P/Tschurjumov-Gerasimenko gelandet, dem Zielkometen der europäischen "Rosetta"-Mission. Die Sonde ist das erste von Menschen geschaffene Gerät, das weich auf einem Kometen aufsetzte. Allerdings kam "Philae" auf Tschuri erst nach zwei Hüpfern und der leichten Berührung eines Felsbrockens an einer schattigen Stelle abseits des vorgesehenen Landeplatzes zum Stehen.

Wegen Energiemangels fiel das Minilabor daraufhin in einen siebenmonatigen Kälteschlaf. Erst am 13. Juni meldete sich der Lander erstmals wieder. Die bislang letzte Meldung von "Philae" erreichte das DLR dann am 9. Juli - auch auf Twitter wurde sie geschickt und erfuhr große Resonanz.

Begleitet von der "Rosetta"-Muttersonde im Orbit und mit "Philae" auf seiner Oberfläche rast Tschuri derzeit Richtung Sonne. Seinen sonnennächsten Punkt wird der Komet am 13. August erreichen und sich dann wieder von der Sonne entfernen.

Im Internet gab es auf Twitter auch schon erste Reaktionen. So twitterte ein Wissenschafts-Redakteur, dass Philae vielleicht einfach nur in Ruhe gelassen und nicht ständig angefunkt werden will - und montierte auch gleich noch ein Bild dazu.

Die Rosetta-Mission erfreut sich generell großer Beliebtheit auf Twitter. Sie hat einen eigenen Account, der von ESA-Mitarbeitern betrieben wird. Außerdem haben die Wissenschaftler auch dem Landeroboter eine Stimme gegeben, und auch Komet Tschuri hat eine. Manchmal korrespondieren alle drei miteinander - die Raumfahrt wird menschlich, emotional und greifbar.

afp/kfe

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