Mit 140 über rote Ampel Polizist nach Todesfahrt vor Gericht

Markus Roider

ZIRNDORF. Mit rund 140 Sachen soll ein Polizist (30) im April 2018 über eine rote Ampel gerast sein. Mit Blaulicht und Einsatzhorn. Dabei kam es zu einem schweren Unfall, ein Motorradfahrer kam dabei ums Leben. Seit heute muss sich der Beamte vor Gericht verantworten. In seiner ersten Aussage heute bedauerte er den Vorfall.

 
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Der Streifenwagen der Polizeiinspektion Stein (BMW, 3er-Serie) war laut einem Polizeisprecher am 15. April 2018 gegen 16:45 Uhr im Rahmen einer Einsatzfahrt auf der Rothenburger Straße in Fahrtrichtung Ammerndorf unterwegs. Im Kreuzungsbereich zur Ansbacher Straße in Wintersdorf kollidierte das Einsatzfahrzeug, das laut Polizeiangaben mit Blaulicht und Martinshorn unterwegs war, mit dem Kleinkraftrad eines 30-jährigen Mannes. Dieser war von der Ansbacher Straße in den Kreuzungsbereich zur Rothenburger Straße eingefahren. Bei dem Zusammenstoß mit dem Streifenfahrzeug erlitt der Fahrer des Kleinkraftrades tödliche Verletzungen.

Auch einen Audi gerammt 

Unmittelbar im Anschluss an die Kollision prallte das Polizeifahrzeug außerdem gegen einen grauen Audi A4, der auf der Rothenburger Straße in entgegengesetzter Richtung unterwegs war. Der 68-jährige Fahrer des Audi sowie der 30-jährige Fahrer des Streifenwagens und dessen 22-jährige Kollegin blieben äußerlich unverletzt, wurden jedoch vorsorglich in ein Krankenhaus gebracht und dort betreut. Die drei beteiligten Fahrzeuge wurden bei dem Unfall total beschädigt. Die Höhe des wirtschaftlichen Schadens wird nach ersten Schätzungen auf insgesamt etwa 40.000 Euro beziffert. Die abschließenden Unfallermittlungen werden von Beamten der Verkehrspolizeiinspektion Nürnberg durchgeführt.

Fahrzeuge beschlagnahmt

In diesem Zusammenhang erfolgte noch am Unfalltag die Sicherstellung der drei unfallbeteiligten Fahrzeuge. Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft wird in die Unfallrekonstruktion außerdem ein Sachverständiger eingebunden. Das betroffene Teilstück der Rothenburger Straße war während der Dauer der Unfallaufnahme sowie der Räumungsarbeiten für den Verkehr gesperrt. Einsatzkräfte der Feuerwehr leiteten den Verkehr weiträumig ab.

Polizei stellt tödlichen Unfall nach

Ende Juni 2018 wurde der Horrorcrash aufwendig nachgestellt. Dazu wurden bei Wintersdorf zahlreiche Protagonisten und Fachleute zusammengerufen. Richtmikrofone wurden aufgestellt, Drohnenpiloten waren am Start, Messgeräte wurden installiert. Auch ein Mopedfahrer wurde auf den Weg geschickt mit einem Rucksack voller Sensoren.

Die Ermittler erhofften sich schon damals von der Aktion neue Erkenntnisse zum Unfallhergang. Zunächst war die Rede davon, dass bei der Einsatzfahrt Martinhorn und Blaulicht des Streifenwagens ordnungsgemäß eingeschaltet waren. Doch so sicher war das zunächst offenbar nicht. Auch die Ampelregelung ist unklar gewesen. Später wurde nach einer wichtigen Zeugin gesucht. Eine Radfahrerin. Sie soll den Unfall wohl mitbekommen haben.

Urteil noch heute erwartet

Seit dem Morgen steht der 30-jährige Beamte nun vor Gericht. Wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung. Der Vorwurf: Der Beamte habe während der Einsatzfahrt einen wichtigen Grundsatz verletzt. Er war nicht bremsbereit. Denn laut einem Gutachten, soll der Streifenwagen mit rund 140 Sachen unterwegs gewesen sein. Der 30-Jährige sei seit zehn Jahren im Dienst, habe hunderte Streifenfahrten hinter sich. Das kleine Moped hätte er nicht gesehen, weil es niedriger als die Leitplanke sei. Dass er zu schnell war, räumt er ein. Wie schnell, das weiß er nicht, weil er nicht auf den Tacho, sondern auf die Straße gesehen habe.

Nachdem der Beamte eine Woche dienstunfähig war und dann ein Jahr Innendienst schieben musste, ist er heute wieder als Beifahrer im Streifendienst. Am Verhandlungstag hat er frei. Ein Urteil wird noch im Laufe des Tages fallen. Eine Geldstrafe scheint sicher, aber es droht auch eine Bewährungs – oder Haftstrafe bis zu fünf Jahren.