Mindestens drei der Tiere sind trächtig 18 Meerschweinchen vor dem Tierheim ausgesetzt

Von Sarah Bernhard

Vier Kartons voller Meerschweinchen fand Ivonne Schug am Donnerstagmorgen vor dem Bayreuther Tierheim. 18 Stück insgesamt, einige traumatisiert. Für das Tierheim eine ungewöhnliche Situation, denn auf 18 neue Bewohner ist das Kleintier-Zimmer nicht ausgelegt. Und es werden noch mehr.

 
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Ivonne Schug schüttelt den Kopf. "Sowas muss doch auffallen", sagt die Tierpflegerin. Wenn einer erst 18 Meerschweinchen hat. Und dann plötzlich gar keines mehr. Denn die 18 Meerschweinchen leben jetzt im Tierheim. In vier Kartons verstaut, standen sie am Morgen vor der Türe.

Karton 1

Die Bananenkiste stand ganz unten. Darin waren mindestens ein trächtiges Weibchen und mehrere Jungtiere. "Stellen Sie sich vor, da wäre ein Hund mit Jagdtrieb vorbeigekommen", sagt Schug. "Der hätte die Kartons zerfetzt."

Karton 2

Im Otto-Karton sind Blutspuren. "Da haben zwei Böcke sich gebissen", sagt Schug. Für beide zusammen war der Karton zu klein. Mit im Karton nochmal mindestens ein trächtiges Weibchen. "Vielleicht hat jemand nicht aufgepasst und dann wurden es ihm zu viele", sagt Schug. Oder ein Hobby-Züchter habe keine Lust mehr gehabt.

Karton 3

Wäre man von der Post, könnte man vielleicht den Strichcode scannen, der noch auf dem Paket klebt. So aber weiß Ivonne Schug gar nichts. "Wenn man schon nicht den Arsch in der Hose hat, sie abzugeben, hätte man doch wenigstens einen Zettel mit Angaben zu den Tieren auf den Karton kleben können." Die drei Meerschweinchen, die Schug aus dem Karton befreit hat, haben sie sich seit dem Morgen keinen Millimeter bewegt. Schockstarre. "Ich weiß nicht, ob sie überleben", sagt Schug.

Karton 4

Aus dem kleinsten Karton guckten der Tierpflegerin drei Baby-Meerschweinchen entgegen. Sonst niemand. "Die brauchen eigentlich noch Muttermilch", sagt Schug. Sie hat gleich ein spezielles Aufbau-Trockenfutter bestellt, aber ob die Tiere schon alt genug sind, um auch ohne Mutter zu überleben, weiß sie nicht. Und auch nicht, ob die Mutter in einem anderen Karton war. "Aber die Sortierung in Kartons wird ja wohl irgendeinen Sinn gehabt haben."

Jetzt bekommen die 18 Meerschweinchen erst einmal viel Gemüse - wegen der Vitamine. Am Montag werden die Männchen kastriert. Wie es dann weitergeht, weiß Schug nicht. Denn die drei trächtigen Meerschweinchen werden jeweils zwischen drei und fünf Junge werfen. Und schon jetzt ist es im Kleintier-Zimmer ziemlich eng. "Deshalb brauchen wir schnell Menschen, die mindestens zwei Meerschweinchen bei sich aufnehmen."

Der ideale Meerschweinchen-Mensch...

... lässt die Meerschweinchen auch mal draußen hoppeln. Denn wenn Kleintiere nur im Käfig hocken, wetzen sich ihre Krallen nicht ab. "Wir hatten schon Fälle, in denen die Krallen spiralförmig im Kreis gewachsen sind", sagt Schug.

... sollte die Meerschweinchen nicht ins Kinderzimmer stellen. Weil Meerschweinchen nicht sagen können, was sie stört. Und Kinder oft noch nicht abschätzen können, was es bedeutet, sich um ein Tier zu kümmern. "Erwachsene müssen Verantwortung für die Haustiere übernehmen", sagt Schug. Und das klappe besser, wenn die Tiere nicht im Kinderzimmer vor sich hin vegetierten.

Interessierte können sich im Tierheim melden, es ist mittwochs, freitags und am Wochenende jeweils von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Auch Sachspenden, etwa Gemüse wie Paprika, Gurke und Salat, Äpfel, Heu und Streu helfen. Spenden kann man ans Tierheim auf die Kontonummer 300041327 bei der VR-Bank Bayreuth, BLZ 773 900 00.

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