Metzgerei Kraus Seit 130 Jahren geht’s um die Wurst

Karl-Heinz Hofmann
Wie der Vater so der Sohn: Ein Spruch, der insbesondere auch bei der Metzgerei Kraus Bedeutung hat. Foto: Karl Heinz Hofmann

Die Metzgerei Kraus ist ein Familienbetrieb mit langer Tradition. Bereits in vierter Generation setzt man hier auf Qualität und Regionalität.

 
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Kronach - Für viele Menschen ist heute der Besuch in einer Metzgerei längst keine Selbstverständlichkeit mehr. Der Trend geht klar zur fertig eingepackten, billigen Wurst im Supermarkt. Konkurrenz, die den heimischen Metzgereien schwer zu schaffen macht, wie auch der Metzger-Innungsobermeister Eberhard Kraus aus Kronach weiß. Seine Metzgerei ist bereits in vierter Generation im Familienbesitz.

Die Metzgerei Kraus wurde 1887 durch Nikolaus Kraus in Schauberg gegründet. Um 1903 verlagerte er sein Geschäft nach Tettau, 1977 zog dann Sohn Rudi Kraus, der Vater von Eberhard Kraus, mit dem Hauptladen nach Kronach in die Strau. Auch heute noch besteht aber eine Filiale im Stammhaus in Tettau. Eine Metzgerei, kombiniert mit einer Bäckerei, führt dort die Schwester von Eberhard Kraus, Antje Kraus mit ihrem Ehemann Hubert Ruß. Mehrmals wöchentlich liefert Eberhard seine Frischwaren aus der Kronacher Metzgerei nach Tettau, ebenso zur Filiale am Kreuzberg in Kronach.

Sowohl Rudi Kraus, der 2004 verstarb, als auch Eberhard Kraus engagieren sich mit Herzblut und Leidenschaft nicht nur für ihr Geschäft, sondern im besonderen Maße auch für ihre Innung. Rudi Kraus war 25 Jahre Innungsobermeister und Eberhard Kraus führt dieses Amt seit 2006 bis heute aus. Bereits vor rund 40 Jahren absolvierte er die Meisterprüfung an der Fleischerschule/Fleischerakademie Augsburg. Außerdem engagiert er sich ehrenamtlich seit knapp 30 Jahren als Mitglied im Rotary-Club Kronach für soziale Projekte.

Die 82-jährige Christa Kraus, Witwe des 2004 verstorbenen Rudi Kraus, ist nicht nur Mutter von fünf Kindern, sondern auch bis heute die gute Seele der Familie und des Metzgerbetriebs. Schließlich stand sie schon als Teenager Anfang der 1960er Jahre jeden Tag von früh bis Nacht im Laden in Tettau und hatte dazu noch den Haushalt zu versorgen. „Damals gab es für die Verkäuferin keine großen Hilfsmittel wie elektronische Kasse oder computergesteuerte Waage, die gleich den Preis anzeigte. Es gab auch keine verpackten Fleisch- und Wurstwaren mit Etiketten“, erinnert sie sich. Alles musste noch von Hand gemacht werden. Und trotzdem musste man sich, besonders als Geschäftsinhaberin, auch immer mal ein bisschen Zeit für einen Plausch mit den Kunden nehmen, schmunzelt die Seniorchefin.

Christa Kraus weiß viel von Sorgen und Nöten in einem selbstständigen kleinen Handwerksbetrieb zu berichten. Ihr Enkel Philipp etwa schaute in seiner Kindheit gerne Opa Rudi im Schlachthaus zu. „Er sagte immer: ,Opa, was du machst, will ich auch mal machen. Ich möchte später auch Metzger werden’“, erinnert sie sich. Doch es kam zunächst ganz anders. Als Enkel Philipp die Schule verließ, lernte er Einzelhandelskaufmann und wollte erst einmal nichts mehr von der Metzgerei wissen. Als Kaufmann wanderte er ans andere Ende der Welt aus. In Australien wollte er Land und Leute kennenlernen. Der Zufall – oder das Schicksal – führte ihn auch in Australien in eine Metzgerei, um seine Brötchen zu verdienen. Die Arbeit gefiel ihm so gut, dass er nach einem Jahr nach Hause zurückkehrte und eine Metzgerlehre in Bamberg absolvierte. Im Jahr 2019 präsentierte Philipp schließlich seinen Meisterbrief im Elternhaus in Kronach. Der ziert nun den Verkaufsraum mit dem Meisterbrief von Uropa Ernst Kraus, seines Opas Rudi und seines Vaters Eberhard. Der vom Betriebsgründer Nikolaus Kraus fehlt, er wurde bei einem Brand ein Opfer der Flammen.

Seit 60 Jahren arbeitet und engagiert sich Christa Kraus unermüdlich für das Geschäft hinter der Theke und unterstützt ihre Kinder und Enkel so gut es geht heute noch bei Erhaltung und Pflege von Haus und Hof. Sie hilft gerne, wo sie gebraucht wird. Hat sie einmal ein wenig Zeit, ist das Singen ihre große Passion. Seit mehr als 40 Jahren ist sie schon im Volkschor aktiv und dort auch als 2. Vorsitzende im Vorstand engagiert.

Die Entscheidung, den Betrieb im Jahr 1977 von Tettau nach Kronach zu verlagern, nennt sie richtig. Obwohl sie mit der Rennsteigregion und dem Tettauer Winkel noch sehr verbunden sei, habe sich die Familie auch in Kronach sehr schnell Freunde und einen festen Kundenstamm geschaffen, sagt sie.

Stolz ist sie natürlich vor allem auf ihre Kinder und Enkel. Eberhard übernahm dann auch im Sinne seines Vaters Rudi den Laden und integrierte nun auch erfolgreich seinen Sohn Philipp als Metzgermeister im Betrieb. Eberhard Kraus ist außerdem seit 2018 Fleisch-Sommelier und somit ein Botschafter guten Geschmacks. Die Zertifizierung erlangte er an der Fleischerakademie in Augsburg.

Für die Familie gibt es kaum Feste und Feiertage, die sie für sich haben. Neben der Fleisch- und Wurstproduktion – die Tiere stammen ausschließlich von Bauernhöfen der Region – kommt noch der Lieferservice und die Bestückung der beiden Filialen und das Bereiten von Mittagessen.

Schaut Eberhard heute auf die fast 40 Jahre Meistertätigkeit zurück, so denkt er auch an zahlreiche Auszubildende, die in dem Familienbetrieb das Metzgerhandwerk erlernten oder im Verkauf tätig waren. Heute sind bei ihm 15 Personen beschäftigt, davon, neben ihm, vier Metzger und neun Verkäuferinnen plus einer Küchenhilfe.

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