Messie-Alarm in Mehlmeisel

Von Andreas Gewinner

Messie-Alarm in Mehlmeisel. Eine Frau mit 15 Hunden zieht aus und hinterlässt ein offenbar total vermülltes Haus. Zurück bleiben Nachbarn und eine Eigentümerin, die sich von den Behörden im Stich gelassen fühlen.

 
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In Mehlmeisel, wo sich Wirtschlagweg und Burgweg kreuzen, reihen sich adrette Häuschen mit gepflegten Grundstücken aneinander. Nur ein Haus fällt aus dem Rahmen. Ein Einfamilienhaus aus den 50er Jahren. Das Haus selbst wurde vor wenigen Jahren erst saniert und ist unauffällig. Aber das Grundstück ist nicht mehr als holprige ungepflegte Erde voller Löcher mit wenig Grün und vereinzelt verstreutem Müll. Bis vor wenigen Wochen wohnte hier eine Frau. Sie war vor zwei Jahren mit zwei Hunden der Rasse Rhodesian Ridgeback eingezogen. Am Schluss waren es 15 Hunde.

Container voll mit stinkendem Müll

Seit Montag steht neben dem Haus ein mehr als zwei Meter hoher Container, der randvoll ist mit stinkendem Müll. Die Entrümpelungsfirma habe kurz nach Mittag die Arbeiten eingestellt, schildert Nachbar Horst Girok: „Die haben mit Mundschutz gearbeitet und sind trotzdem dauernd zum Luftschnappen rausgekommen.“ Der Betreiber des Unternehmen aus Bayreuth will sich zu dem Fall nicht äußern, und verweist auf die Vertraulichkeit, die der Kunde eines Umzugsunternehmens erwarten können muss.

Wände und Böden im Haus seien verdreckt, noch immer voll mit Müll sei der Keller, so der entsetzte Nachbar. Die Situation rund um das Haus ist ihm schon lange ein Dorn im Auge. Die blaue Tonne vor dem Haus sei nicht mit Altpapier, sondern leeren Dosen gefüllt und schon monatelang nicht mehr abgeholt worden, das Landratsamt habe Abhilfe versprochen, aber geschehen sei nichts. Ein Nachbarjunge deutet auf eine entfernte Ecke des Grundstücks: „Da hinten hat sie die Hundekacke gesammelt.“ Und Girok sagt: „Ich bin fassungslos, dass man so leben kann.“

Vor der Zwangsräumung

Als die Mieterin vor ein paar Wochen das Haus verließ, kam sie offenbar einer Zwangsräumung zuvor. Heike Manz ist die Betreuerin der Hauseigentümerin. Seit fast einem Jahr versuche sie, die säumige Mieterin loszuwerden: „’Mietnomade’ sage ich nur.“ Das Ganze sei sehr unerfreulich. Als aus den zwei Hunden immer mehr wurden, sei das Veterinäramt eingeschaltet worden, „aber die sagten: Die Hunde sind in gutem Zustand. Das finde ich unhaltbar.“

Dass die Hunde selbst einen gepflegten Eindruck machten, sagt zwar auch Nachbarin Angelika Völkl. „Aber das Haus war im Grunde eine einzige Hundehütte. Mein Mann sagte immer: die schönste Hundehütte Bayerns.“ Unter den Dingen, die die Entrümpler aus dem Haus holten, sei auch eine blutverschmierte Couch gewesen: „Auf der haben die Hunde offenbar geworfen.“ Letzten Sommer habe ihr Mann im eigenen Garten eine tote Ratte gefunden. Die Völkls vermuten, dass sie von dem verwahrlosten Nachbargrundstück stammte.

Behörden: Kein Handlungsbedarf

Im Rathaus Mehlmeisel ist die Sache bekannt, sagt Verwaltungsleiter Thomas Prechtl, auch das Landratsamt Bayreuth sei hinzugezogen. Doch es sei keine „Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung“ erkannt geworden. Das bestätigt auch die Kreisbehörde: „Nach Mitteilung unserer Veterinärin ist Frau S. zwei Tage vor der geplanten Aktion mit der Polizei (Montag, 6. März) aus dem Anwesen inklusive Hundeschar ausgezogen. Im Rahmen einer Ortseinsicht am 22. März konnten keine Unzulänglichkeiten nach dem Abfallrecht festgestellt werden. Somit besteht aus abfallrechtlicher Sicht kein Handlungsbedarf“, so Pressesprecher Michael Benz.

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