Menge, Temperatur und die Chemie stimmen Weißenstadt präsentiert Thermalwasser für das neue Kurzentrum

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BU: Warmwasser für Weißenstadt: Das Wasser, das aus 1835 Meter Tiefe kommt, hat eine Temperatur von 22 Grad. Ganz unten ist es sogar 53 Grad warm. Foto: Lapp Foto: red

Mitten aus der Kälte schießt ein warmer Strahl in einen kleinen See, der in der kalten Winterluft dampft. Das Wasser kommt aus 1835 Meter Tiefe und es riecht nach Schwefel. Und es soll ab April 2016 die Schwimmbecken des neuen Kurzentrums in Weißenstadt füllen. Mit der Warmwasser-Präsentation ist ein Zwischenziel des 62,5-Millionen-Euro-Projekts erreicht.

 
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Die Tiefbohrung begann im August und war wie geplant noch vor Weihnachten zu Ende – in Rekordzeit. Es ist die tiefste Thermalbohrung in Franken und die tiefste in Deutschland, die in harten Granit getrieben wurde. Deshalb ist das Bohrloch auch stabil: Ab der Tiefe von etwa 300 Meter bis ganz runter in 1,8 Kilometer Tiefe brauchen die Badbetreiber keine Rohre. Trotzdem soll ein Spezialrohr eingeführt werden, um die kälteren Wässer aus den oberen Schichten auszusperren, damit es oben mit 35 Grad herauskommt. Allerdings muss das Loch nicht stabilisiert werden Das Wasser für die Becken wird dann aus Quellen gespeist, die zwischen 1000 Meter Tiefe und dem Endpunkt liegen.

Artesisch aus der Bohrung

Das Wasser tritt „artesisch“ aus der Bohrung raus – es muss also noch nicht mal nach oben gepumpt werden. Denn in dem Brunnen unter dem Grundwasserspiegel steht das Wasser unter Hochdruck. Bohrt man es an, schießt es quasi von selbst nach oben.

Ganz unten ist es heißer als 53 Grad. Aus der Leitung wird es dann mit 35 Grad in die Becken fließen. Die Temperaturen sind wichtig für die Anerkennung als Thermalwasser. Das Prädikat gibt’s vom Staat für alle Wässer, die wärmer als 20 Grad sind.

Was das Heilmittel betrifft, spielt Weißenstadt in einer Liga mit anderen großen Bädern Deutschlands, etwa Bad Wiessee oder Bad Birnbach Die Wasseranalyse hat gezeigt, dass es eines der stärksten fluoridhaltigen Gewässer in ganz Deutschland ist. Auch von der Mineralisation her, also von den Feststoffen her, ist das Weißenstadter Wasser außergewöhnlich: Es enthält Natrium, Chlorid, aber auch Hydrogencarbonat und Sulfit – weswegen es auch nach Schwefel riecht.

Ausreichend für Kurbad-Betrieb

Die Menge des Wassers sei ausreichend für den Betrieb eines Kurbades, sagt Stephan Gesell, der Geschäftsführer des Kurzentrums Siebenstern. Es fließt in einer Menge von 12000 Litern in der Stunde aus den Quellen.

Auch politisch sorgt das Warmwasser für Entspannung: Denn weil so viel davon in den Klüften des Granits im Fichtelgebirge gefunden wurde, dürfte die Region als Endlager für Atommüll nicht mehr in die Diskussion kommen. Darauf wies Landrat Karl Döhler (CSU) hin.

Wie alt das Wasser ist und wo es eigentlich her kommt, ist noch nicht untersucht. Die Tiefenwässer haben, sagt Thomas Röckel, ein sehr hohes Alter. Der Geologe vom Bayreuther Ingenieurbüro Piewak hat die Untersuchungen im Granit gemacht. Das Wasser habe einen anderen „Chemismus“, sagt Röckel, eine andere Leitfähigkeit. „Wir haben also kein Oberflächenwasser.“

Das Wasser, die Menge, die Chemie – alles stimme. Und sei eine Grundlage für den Gesundheitstourismus von Weißenstadt, sagt Gesell.

Wie geht es weiter? Die Bohrung wird jetzt winterfest gemacht, die Untersuchungen sind abgeschlossen .Anfang des Jahres, wenn die Analysen ausgewertet sind, wird beraten, wie der Brunnenausbau ausgeführt werden soll.

Flächennutzungsplan endgültig beschlossen

Am Mittwoch hatte der Stadtrat den Flächennutzungsplan endgültig beschlossen. Zurzeit sei man bei der „Optimierungsplanung“, sagt Gesell. Im Februar sollen die Planungen für den Bau eingereicht werden. Baubeginn soll im Frühjahr sein.

Bei der Finanzierung hätten, so Gesell, „in den letzten Wochen Brocken im Weg“ gelegen. Er meint Schwierigkeiten im Bereich des Fremdkapitals und der Förderung. Wo diese Schwierigkeiten lagen, aber: „Wir sind heute deutlich weiter als vor drei Wochen“, sagt Gesell.

Nach wie vor will er es ohne Großinvestoren schaffen, sondern wie bei den beiden anderen Betrieben seiner Gesell GmbH: Das Eigenkapital soll aus der Region kommen, gedacht ist auch an ein Bankenkonsortium.

Der nächste Schritt ist für Bürgermeister Frank Dreyer (SPD) ist die schnelle Anerkennung der Heilquelle – um ein Stück näher an „Bad“ Weißenstadt zu sein. Dreyers Weihnachtswunsch: Zur Eröffnung des neuen Kurzentrums sollte der Titel da sein.

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