Wer trotz grundsolider Gesetzestreue gern auch mal bei den True-Crime-Formaten des Fernsehens vorbeischaut, kennt den angesehenen Kriminalisten Stephan Harbort als ernsten Experten für Tötungsdelikte, wenn auch nicht so sehr als Komiker. Einen humoristischen Literaturpreis gewann er 2008 gleichwohl, nicht für den ausgezeichneten Inhalt seiner Publikation allerdings, sondern wegen des "kuriosesten Buchtitels des Jahres": "Begegnungen mit dem Serienmörder. Jetzt sprechen die Opfer". Sollte da dem Gelehrten eine grandiose Stilblüte unterlaufen sein? Oder schießt ihm doch gelegentlich ein burlesker Einfall durchs seriöse Gehirn? Die Trophäe, die ihm eine hochrangige Fachjury zusprach, nahm er bei der gewichtigen Frankfurter Buchmesse entgegen. Vorbild war die Auszeichnung "Oddest Title of the Year", über die sich seit den Siebzigern die Briten amüsieren. In Deutschland, bei der Fachmesse in Leipzig nämlich, wird seit 2014 der Erfinder des "ungewöhnlichsten Buchtitels" gekürt. Heuer ging Henrik Szanto als Sieger hervor: Das Rennen machte der 30-jährige finnisch-ungarische Autor aus Wien mit seinem von Sprache und Sprechern handelnden Prosaband "Es hat 18 Buchstaben und neun davon sind Ypsilons"; gemeint ist damit ein Wort aus dem Finnischen: Hyppytyynytyydytys - das lustvolle Hopsen auf Polstern. Ein wenig näselnd verwies die Wochenzeitung "Die Zeit" schon vor fünf Jahren darauf, dass verquere Titel auch ohne Wettbewerbe seit jeher Tradition auf dem Büchermarkt haben, und nannte als Beispiel "Wie man in den Wald sch … Basiswissen für draußen". Übrigens wurde 2014 als einer der "ungewöhnlichsten" deutschen Titel der zugleich bei Weitem längste der vergangenen Jahrzehnte prämiiert: "Wir sind glücklich, unsere Mundwinkel zeigen in die Sternennacht, wie bei Angela Merkel, wenn sie einen Handstand macht".