Die Kanzlerin bis gestern in Quarantäne, der Vizekanzler redet zum Volk. Die ruhige Art des schnöden Hanseaten kommt beim Bürger gut an. 63 Prozent der Deutschen sind mit der Arbeit des Ministers sehr zufrieden oder zufrieden. Nur Angela Merkel ist noch einen Punkt besser als ihr Finanzchef. In der Krise der letzten vier Wochen ist Scholz 17 Prozentpunkte nach oben gesprungen - ein Rekordwert. Die Kriegsrhetorik eines Emmanuel Macron ist seine Sache nicht. Scholz regiert mit dem Florett, ist ein Perfektionist der diplomatischen Sprache. Da kann sogar die Kanzlerin noch etwas lernen. Mit beharrlicher Sanftmut macht Scholz klar, dass er von Corona-Bonds ebenso wenig hält wie von einer Debatte über eine Vermögensabgabe für Reiche, die seine Parteichefin Saskia Esken angestoßen hat. Und schnell wird klar, dass Olaf Scholz auf dem Weg zur Kanzlerkandidatur ist. Der Vize überstrahlt seine Partei. Die wäre schlecht beraten, das zu ignorieren. Ein Virus macht Kandidaten. Die Macht von Corona - sie reicht bis ins Kanzleramt.